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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller -
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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gemacht. Unmittelbar nach Beendigung seines Medizinstudiums war er im psychiatrischen Stab des Oregon State Hospital gelandet und hatte sich bis zum zarten Alter von fünfunddreißig zum leitenden Psychiater hochgearbeitet. Archie hatte alle Berichte von Prescott über Gretchen gelesen. Das war die Vereinbarung. Zugang, aber nur in eine Richtung. Einschließlich Prescott durfte niemand außerhalb der Krankenhausverwaltung wissen, wie sehr Archie in Wirklichkeit in Gretchens Betreuung involviert war.
    »Ich habe Nachrichten hinterlassen«, sagte Prescott.
    Mit fünfunddreißig hatte Archie die Task Force Beauty Killer geleitet – er hatte Tatorte durchkämmt, Angehörige befragt, Autopsien beigewohnt.
    »Ich bin einer von Gretchen Lowells Ärzten«, sagte Prescott.
    Archie kratzte an der Narbe an seinem Hals. Der Verkehr staute sich auf der Interstate. Die Kolonne der roten Hecklichter reichte nach Norden, so weit er schauen konnte. Für den Berufsverkehr war es zu spät. Es musste einen Unfall gegeben haben. »Ich komme nicht zu Ihnen runter«, sagte Archie. »Sagen Sie ihr, sie kann mich mal am Arsch lecken.«
    Es gab eine Pause. »Sie macht Fortschritte«, sagte Prescott schließlich. »Sie besteht ziemlich unnachgiebig darauf, dass sie mit Ihnen sprechen muss.«
    Die weißen Scheinwerfer in Richtung Süden bewegten sich nun ebenfalls langsamer. Gaffer. Die menschliche Natur. Alle mussten schauen. »Sie benutzt Sie, Doktor«, sagte Archie. »Das ist keine Schande. Mich hat sie auch benutzt.« Was eine gelinde Untertreibung war. »Und zwar gewaltig. Aber glauben Sie mir, was immer sie Ihnen erzählt, um Sie glauben zu machen, dass es in irgendeiner Weise angebracht ist, mich anzurufen – es ist gelogen.«
    »Sie sagt, sie hat ein Kind«, erwiderte Prescott.
    Archies Körper wurde nahezu taub. Er schluckte schwer und versuchte, seine Stimme wiederzufinden. »Das ist unmöglich«, sagte er.
    »Sie glaubt, dass dieses Kind in Gefahr ist«, sagte Prescott. »Und dass nur Sie ihm helfen können.«
    Archie hatte Gretchens medizinische Unterlagen gesehen. Ihre Eileiter waren verschlossen. Die Narben waren alt. Die Ärzte, die sie untersucht hatten, nahmen an, dass der Eingriff bereits im Teenageralter stattgefunden hatte. Es gehörte alles zu ihrem Spiel. Der Himmel verdunkelte sich, und der Verkehr auf der I-5 sah hübsch aus, eine festliche Girlande aus Rot und Weiß. Archie schüttelte langsam den Kopf. »Das ist doch Irrsinn«, sagte er. »Genau das tut sie immer. Sie manipuliert Menschen. Das wissen sie. Sie hat Menschen dazu gebracht, für sie zu töten, Herrgott noch mal. Sie verarscht Leute zu ihrer Unterhaltung.« Er würde ihr die Befriedigung nicht geben. Dieses Mal nicht.
    »Und wenn es stimmt?«, sagte Prescott.
    »Ich würde Gretchen Lowells Kind nicht retten, wenn es direkt vor meinen Augen sterben würde«, sagte Archie.
    »Was, wenn Sie der Vater wären?«
    Da war es. Archie hatte sich immer gewundert, warum sie nichts gesagt hatte. Das Warten darauf hatte ihn am Anfang verrückt gemacht. Zu wissen, dass sie jederzeit an die Öffentlichkeit gehen, sich einem Anwalt, einem Reporter oder Polizisten anvertrauen konnte. Archie hatte einigen wenigen Menschen teilweise die Wahrheit verraten. Aber niemand kannte die ganze Geschichte. Niemand außer Gretchen. Vielleicht wusste Prescott nichts. Vielleicht stocherte er nur im Nebel. »Das ist unmöglich«, sagte Archie mit Nachdruck.
    »Ja?«, sagte Prescott.
    Archies Mund war trocken. »Rufen Sie mich nicht wieder an«, sagte er und beendete das Gespräch.
    Das Blut pochte in Archies Schläfen. Seine Brust schmerzte. Säure stieg aus seinem Magen auf und ließ ihn würgen. Er schloss die Hand um das Telefon, ging entschlossen in den Flur zurück und knallte das Gerät mit voller Wucht gegen die unverputzte Ziegelwand. Es zersprang krachend in drei Teile, die auf den Boden fielen.
    Archies Hand pochte vor Schmerz, und er hob die blutenden Knöchel an den Mund. Aber der Schlag hatte seine Angst weggefegt. Er hatte sich wieder im Griff. Es fühlte sich sogar gut an. Er überlegte bereits, ob er der Wand noch einen Hieb versetzen sollte, als er ein Klopfen an seiner Tür hörte.

9
    Archie erstarrte. Jede Zelle in seinem Körper befahl ihm, seine Waffe zu ziehen. Er erwartete niemanden. Aber was hieß das schon? Leute öffneten ständig Türen, ohne von Angstgefühlen überwältigt zu werden. Andererseits war es lange her, seit Archie angstfrei eine Tür geöffnet
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