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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia
Autoren: Kenneth Bulmer
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Kapitän Rattray!« Die Stimme wurde schärfer. »Von wo sprechen Sie? Wir haben jegliche Verbindung zu Ihnen verloren.«
    »Wir sind Überlebende. Sie werden mein Signal anpeilen müssen. Ich bin auf einem Planeten, der keine Koordination in bezug auf das Sonnensystem hat.«
    »Nicht ganz einfach. Weshalb haben Sie sich so lange nicht gemeldet? Funkgerätschaden?«
    Die Interstellare Raumfahrtkontrolle wußte, daß neunzig Prozent der verspäteten Hilferufe auf Funkgerätschaden zurückzuführen waren.
    »So könnte man es nennen. Wenn Sie übrigens unseren Planeten entdeckt haben, könnten Sie gleich die Sonne untersuchen. Geht das? Man hört Gerüchte, daß sie bald zur Nova wird.«
    »In fünfundfünfzig Jahren«, hörte er die Geisterstimme Pe’Ichens in seinem Gehirn.
    »Ach, halt die Klappe, du verdrehtes Uhrwerk«, sagte Waley hitzig. »Nein, Sie nicht, Funker …«
    Waley fühlte sich dem Mann verbunden. Er war auf Umbril von seiner Heimat Mars ebensoweit entfernt wie Waley von der Erde. »Wir werden alles überprüfen. Wenn es stimmt, könnte es interessant werden. Die Astronomen werden nur so hier herausströmen.«
    »Ich verlasse mich also auf Sie, mein Freund.«
    »In Ordnung. Ich rufe zurück, sobald ich etwas Näheres über die Rettungsaktion weiß. Was die Nova betrifft – das wird länger dauern.«
    »In Ordnung. Ende.«
    Und dann sagte Waley, der neue Waley, zu seiner eigenen Überraschung: »Ach ja – vielen Dank.«
    »Nichts zu danken, Kamerad. Ende.«
    Damit war also für Kapitän Rattray, Maisie d’Angelo, Diana Darkster und die anderen von der Bucentaur gesorgt. Vielleicht konnte man den Ersten Ingenieur dazu überreden, seinen Schraubenschlüssel wegzulegen.
    »Schön, du mechanisches Ungeheuer«, sagte Waley jovial. »Wann hast du zum letztenmal Frühjahrsputz gehalten?«
    »Worte in diesem Zusammenhang ungewöhnlich, aber Bedeutung klar«, sagte Pe’Ichen. Waley kicherte. Wenn Pe’Ichen ein Mensch gewesen wäre, hätte seine Stimme jetzt sehr, sehr gekränkt geklungen. »Der Säuberungsprozeß wurde wie programmiert durchgeführt.«
    »Mag schon sein.« Waley spürte, wie sein Selbstvertrauen einen Augenblick schwankte. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt und fuhr fort: »Sieh doch mal in deinem Hinterhof nach! Oder noch besser, gib mir ein Unkrautvertilgungsmittel. Vielleicht finden wir doch eine Kleinigkeit.«
    Eine Schranktür sprang auf, und ein runder Roboter, ähnlich wie die orangefarbenen Gärtner, kam heraus. Er war mit einer Sprühdüse versehen. Waley führte ihn zu dem Moosfleck. Er fragte sich, weshalb er jetzt plötzlich wieder zu seinem alten, schnodderigen Stil gefunden hatte. Wahrscheinlich war es die Reaktion auf das Leben in der Fremde.
    Pe’Ichen sagte: »Strich. Strich-Strich-Strich.« Er sagte es eine Zeitlang, bis Waley scharf rief: »Hör auf, Pe’Ichen!«
    Dann sagte die Maschine: »Neunundneunzigprozentige Wirksamkeit jetzt erklärlich. Fehler behoben. Funktionsfähigkeit wieder bei hundert Prozent.« Waley wußte genug über Komputer, um an dieser Behauptung zu zweifeln, aber er mußte schließlich Umrechnungstoleranzen gelten lassen.
    »Das dachte ich mir. Ein Speicher war völlig abgeschnitten, und du hast es nicht einmal gemerkt.«
    »Funktion über neunundneunzig Prozent genügt im allgemeinen …«
    »Ja. So sagt man immer. Aber du bist eine Maschine, und du hast das Schicksal der Menschheit in der Hand – oder besser in deinen Eingeweiden. Da genügen neunundneunzig Prozent nicht …«
    Er überlegte und sagte dann feierlich: »Überprüfe noch einmal die Berechnung der Nova.« Er war sich bewußt, daß es ein bedeutender Augenblick war.
    »Überprüfung wird vorgenommen.«
    Warten. Waley saß still da, die Hände reglos auf den breiten Armlehnen. Er rührte die Kontrollknöpfe nicht an. Das ganze Leben war ein Warten – ein Warten auf die Geburt und auf das Sterben. Wichtig war, was man mit der Wartezeit anfing.
    Pe’Ichen sagte: »Sonne wird in fünfundfünfzig…«
    Waley horchte auf und schluckte. »… tausend Millionen Jahren zur Nova.«
    Waley blinzelte. Er fuhr sich mit dem Finger über die Augen. Er schluckte wieder, schüttelte den Kopf. Dann sagte er: »Du verflixter, nutzloser Elektronikkasten! Ich sollte dir die Stromkreise verbiegen!«
    Ein unangenehmer Gedanke kam ihm. »Und was wird der Funker sagen, wenn er meine Behauptung nachprüft?«
    »Nova auf ein bestimmtes Jahr nicht vorauszuberechnen …«
    »Ach, sei doch still!«
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