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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia
Autoren: Kenneth Bulmer
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hatte offenbar seine Gefühlsspeicher durchgesehen und wurde jetzt wieder die große, väterliche Maschine. Waley fühlte sich erschöpft. Die Logik sagte ihm, daß Pe’Ichen logisch vorging. Das Gefühl sagte ihm, daß es besser war, einen natürlichen Tod zu sterben, als in den Flammen der Nova umzukommen. Aber …
    »Kannst du auswerten, was im Augenblick in Kerim vorgeht?«
    »Ja. Viel wird bedauert …« Wieder diese kalte, programmierte Auswertung von Gefühlen, als könne man sie einfach in elektronische Stromkreise packen. »Aber so ist es besser. Man kann nicht zusehen, bis das Ende kommt.«
    »Darüber läßt sich streiten«, sagte Waley säuerlich. »Du hast den Kummer dieser Menschen nicht gespürt – du hast das Grauen in den Küstenstädten weder gesehen noch gerochen noch gehört.«
    Waley kam sich wie eine in die Enge getriebene Ratte vor. Was konnte er vorbringen, um das Maschinengehirn umzustimmen? Wenn er seine Ausbildung nur nicht so oft geschwänzt hätte!
    Er schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er mußte es anders versuchen. So sagte er: »Ich komme nicht von diesem Planeten, Pe’Ichen. Ich möchte mit meinem eigenen Volk Verbindung aufnehmen.«
    »Das ist nicht möglich. Alle anderen Planeten dieses Sonnensystems sind für menschliches Leben ungeeignet. Du bist ein Mensch. Also gehörst du auf diesen Planeten.«
    »Ganz logisch, aber falsch, Pe’Ichen. Ich gehöre nicht auf diesen Planeten. Ich komme von der Erde, die eine Menge Lichtjahre von hier entfernt ist. Hier in der Nähe muß es einen Planeten namens Umbril geben. Dorthin war ich unterwegs. Ich muß die Leute mit einem interstellaren Funkgerät verständigen. Wenn …«
    Aber Pe’Ichen unterbrach ihn.
    »Es ist festgelegt, daß nichts die Lichtgeschwindigkeit überbieten kann …«
    »Wahrscheinlich hatte dein Volk auch seinen Einstein, und ohne Leute wie ihn wären wir nicht da, wo wir heute sind. Was du sagst, ist für dieses Raum-Zeit-Kontinuum richtig. Aber es gibt noch andere, nenne sie meinetwegen Dimensionen, in denen man zwar unter der Lichtgeschwindigkeit reist, im Verhältnis zu diesem Kontinuum aber über der Lichtgeschwindigkeit.« Waley erklärte ihm die bekannte Hyperraumtheorie, die zum Bau der ersten Raumschiffe geführt hatte.
    Pe’Ichen schwieg, als er fertig war.
    »Na?«
    »Diese Begriffe sind nicht programmiert. Aber ich besitze Daten, mit denen ich sie vergleichen und auswerten kann. Warte.«
    »Jetzt bist du mit der Höflichkeit Strich am Ende?« Waley fühlte sich merkwürdig leicht und beschwingt. Er hatte dem Komputer neue Daten zugeführt, an denen er jetzt arbeitete. Schön.
    »Bevor du anfängst«, sagte er schnell, »möchte ich wissen, weshalb ich schwebe. Befinden wir uns im Raum?«
    »Nicht im Raum. Freier Fall nicht eingeplant. Ich überprüfe die Daten.«
    Waley stieß sich ab und begann das Kontrollzentrum zu untersuchen. Kein Wunder, daß Jarfon von Trewes halb wahnsinnig vor Angst geworden war! Dieser Koloß von Maschine war dazu angetan, dem tapfersten Menschen Respekt einzuflößen. Besonders, wenn er nichts von Technik verstand.
    Warum hatte er nur nicht mehr gelernt?
    Leise begann er vor sich hinzusingen, ohne recht zu wissen, weshalb.
    »Wir schießen und reiten,
    Wir kämpfen und streiten
    Für unsre Prinzessen zart …«
    »Na, na«, sagte er kopfschüttelnd zu sich selbst. »Was hat denn das mit dem Komputer zu tun?«
    Er fühlte sich besser. Er war jetzt überzeugt, daß Pe’Ichen mit sich reden ließ. Sobald er in Kontakt mit Umbril war, konnte er dafür sorgen, daß die Überlebenden der Bucentaur hier abgeholt wurden. Der Gedanke machte ihn noch fröhlicher. Und was die Geschichte mit der Nova betraf – nun, das würde man überprüfen müssen. Die Interstellare Verkehrskontrolle beispielsweise mußte es wissen.
    Er sah sich an den Speichern und Kontrollen um wie ein Junge, der zum erstenmal an die See fährt und alles Neue auf einmal entdecken möchte. Er hatte den Kopf voll von wilden Träumen, daß er einen Schatz finden würde. Ein grandioser Exodus von diesem Planeten stand vor seinen Augen, und er kam sich erhaben vor. Irgendwie würde es ihm gelingen, die Menschen von Kerim zu retten.
    Bei seinem plötzlichen Umschwung zum Optimismus – wie ernst sollte er überhaupt die Geschichte von der Nova nehmen? – verwirrte ihn nur das Problem der unvergleichbaren Zeitskalen. Seine Lebenserwartung betrug wie die fast aller Rassen innerhalb des terranischen
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