Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia
Autoren: Kenneth Bulmer
Vom Netzwerk:
unbarmherzige Dingdong und das Klacken von Mister Whippys Peitsche. Seine Zunge war geschwollen. Schweiß lief ihm in Strömen über den Rücken. Aber er ritt.
    Er bat Pe’Ichen, den Sand in Wasser zu verwandeln, aber der Sand blieb hart und kratzig und trocken.
    Verzweifelt bat er Pe’Ichen, einen Berg Sand in ein atombetriebenes Wüstenfahrzeug mit riesigen Gleisketten zu verwandeln. Er bettelte um einen Landrover. Er wollte einen Flieger haben, irgend etwas, das seine Qual erleichterte. Ebensogut hätte er um einen interstellaren Sender bitten können.
    Menschen sanken zusammen und starben. Der Zug ging weiter.
    Sechs glühende Tage hielten sie durch. Am siebenten Tag änderte sich der schlurfende Rhythmus der Pferdehufe. Er wurde hart und klappernd.
    Matte Augen spähten hinter Staubschleiern hervor. Einer versuchte zu sprechen und brachte nur ein heiseres Krächzen hervor. Der Nachmittag hatte das Land in flüssige Bronze und flüssiges Gold verwandelt.
    Ein anderer Mann fiel vom Pferd und kroch auf allen vieren weiter. Waley hob den Kopf so langsam, als sei er aus Blei. Er sah Sand – Sand in verschiedenen Schichten – Sand auf einer festen Straße. Eine harte, felsige Straße mit knöcheltiefen Löchern – aber eine Straße.
    Eine Straße.
    Hier mitten in der Wüste.
    Sie sammelten sich, die einsamen Reiter und starrten angstvoll nach vorne.
    Vor ihnen war Öde. Sie sahen diese Öde nicht zum erstenmal. Die Ma’ad Krater hatten so ausgesehen und die Meeresküste. Aber auf die Straße in der Verlassenheit waren sie nicht vorbereitet. Brückenpfeiler stiegen weiter vorn auf, Skelettfinger. Betonblöcke lagen herum. Der Boden der Wüste zeigte tiefe Risse. Der Eindruck der Verwüstung war um so stärker, als die Überreste so einsam und nackt aufragten. Man spürte, daß hier das Leben vollkommen ausgelöscht worden war.
    Die Kompaßnadel deutete nach vorn. Sie mußten durch das Zentrum der Zerstörung.
    In dieser Nacht brannten an ihrem Lager Fackeln. Blasse, ausgemergelte Gesichter mit halbblinden Augen starrten weiß aus den Schatten. Ein paar Schluck Wasser waren noch in Waleys Feldflasche. Ihm kam der idiotische Gedanke, daß sie umkehren sollten. Hier in dieser selbstmörderischen Reise gab es keine Hoffnung mehr.
    Sandwirbel umtanzten sie, als sie am nächsten Morgen das Lager abbrachen. Der gelbe Sand hob sich in dichten Wolken und rieb in den verquollenen Augen.
    Der idiotische Gedanke vom Vorabend kam Waley jetzt angesichts des Sandes noch idiotischer vor. Wenn sie auch Angst vor der Zukunft hatten, so wußten sie doch mit Sicherheit, daß hinter ihnen der Tod lag. Also mußten sie vorwärts – bis ans Ende der Welt.
    Die Pferde rochen es zuerst.
    Verschwommen bemerkte Waley, daß sein Pferd eine schnellere Gangart angeschlagen hatte. Das Tier versuchte zaghaft zu galoppieren. Es schwankte und stolperte mit vorgeneigtem Kopf und zitternden Nüstern. Es quälte sich durch den Sand. Wie eine Gruppe von Pilgern, die ihren Propheten sehen, so strengten sich die armen Geschöpfe an und rannten los. Die Sättel und das Zaumzeug quietschten.
    Diesmal zwang sich Waley, seinen Augen zu trauen. Es mußte die Wahrheit sein, es mußte einfach.
    Vor ihnen wurde die Straße glatter, die Ruinen wichen zurück. Die Sprünge im Boden schienen sich auf einen Punkt weiter vorn zu konzentrieren. Blaßgrüne, federige Bäume erhoben sich, nicht dünn und schäbig, sondern mit prall gefüllten Wasserzellen. Wasser …
    Eine fieberhafte Gier nahm alle gefangen, und Waley sah, wie die Männer ihre Pferde antrieben, obwohl sie von selbst ihr Letztes hergaben. Wasser …
    Hufe klapperten über den Boden. Metallgeschirre stießen scheppernd gegeneinander. Wasser, Wasser …
    Der Teich schien ihnen zuzuwinken.
    Jarfon von Trewes hatte noch genug Kraft, um den Ansturm zu zügeln. Die Pferde mußten daran gehindert werden, sich ins Wasser zu stürzen. Krotch, Salop und auch Waley wachten darüber, daß weder Menschen noch Tiere zuviel tranken.
    Sie ließen sich auf Steinbänke neben dem Teich fallen, zitterten, wischten sich über die Lippen und ließen das Wasser in silbrigen Tropfen auf das Pflaster spritzen. Sie lachten …
    Wasser.
    Lange Zeit später ging Krotch mit Waley und einigen anderen zu dem schlanken Bauwerk hinüber, von dem all die Risse und Spalten ausgingen. Man konnte deutlich sehen, daß hier der Mittelpunkt der Zerstörung war. Nur das Gebäude selbst schien unverletzt.
    »Seht euch die Bäume an.« Krotch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher