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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind
Autoren: Claudia Rossbacher
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sehen. Außer ihrem weißen Porsche, der, wie erwartet, in der linken Hälfte der geräumigen Garage stand.
    »Und? Schon was gefunden?«, erkundigte sich Bergmann bei Manfred Siebenbrunner. Sein sarkastischer Tonfall war nicht zu überhören.
    Der leitende Kriminaltechniker ließ sich von seinem ungewöhnlichen Wutausbruch vorhin am Telefon nichts anmerken.
    »Ein paar Fasern, Haare, Fingerabdrücke – das Übliche … Dauert noch eine Weile, bis wir alle Spuren gesichert und ausgewertet haben«, brummte er beiläufig.
    »Die Haare haben oberste Priorität«, erinnerte Bergmann ihn. »Die müssen schnellstens ins Labor.«
    Als ob der Experte der Spurensicherung es nicht längst kapiert hätte, dachte Sandra und rechnete damit, dass der Mann gleich wieder explodieren würde. Darauf schien es Bergmann jedenfalls anzulegen. Den Kollegen zu ärgern machte ihm merklich einen Heidenspaß.
    Doch nichts geschah. Siebenbrunner hatte sich wieder voll im Griff. Er schluckte nur und nickte stumm.
    »Vor allem die blonden Haare«, ergänzte Bergmann. »Wir sind da nämlich an einer heißen Spur dran.«
    Siebenbrunner bedachte den Chefinspektor mit einem zornigen Blick, schwieg jedoch weiterhin.
    »Blondinen bevorzugt. Sie verstehen?«, setzte Bergmann noch einen drauf und grinste seinem ohnehin schon erzürnten Gegenüber vermeintlich verschwörerisch zu.
    Siebenbrunner wandte sich genervt ab und seinen Männern beim Audi Q7 zu.
    Bergmann grinste noch immer.
    »Der versteht ja noch weniger Spaß als du«, murmelte er Sandra leise zu.
    »Vielleicht solltest du einfach mal die Qualität deiner Witze überdenken«, flüsterte sie zurück.
    »Sag bloß, du findest mich nicht lustig, Liebling «, wisperte Bergmann und machte am Absatz kehrt, um im nächsten Augenblick die Garage zu verlassen.
    Sandra stockte der Atem. Sie zwang sich, dem Chefinspektor nicht hinterherzulaufen und an die Gurgel zu springen. Was, wenn jemand die allzu vertrauliche Anrede gehört hatte? In der Garage drängten sich immerhin sieben Männer dicht an dicht, um den Audi und die unmittelbare Umgebung auf Spuren zu untersuchen. Hektisch blickte sie sich um. Sie hatte keine Lust auf Gerüchte, die sich im LKA schneller ausbreiteten als ein Waldbrand, gleichgültig, ob nun etwas Wahres daran war oder nicht. Doch niemand hier schien Bergmanns Worte gehört zu haben. Keiner schenkte ihnen weiter Beachtung.
    Einigermaßen erleichtert wandte sich Sandra um und hielt am Heck des Geländewagens inne. Dort ging sie in die Knie, um eines der Rücklichter genauer zu begutachten. Wenngleich es nicht eingeschaltet war, ließ sich durch den bunten Kunststoff die LED-Leuchte erkennen, die ziemlich genau jene Form aufwies, die Tobias Autischer aufgezeichnet hatte. Ja, es war durchaus möglich, dass dies jener Wagen war, der den Skirennläufer in der Mordnacht beinahe von der Straße abgedrängt hatte, war sie überzeugt und erhob sich, um die Garage zu verlassen.
    Bergmann stand ein paar Meter abseits und unterhielt sich mit einer Kriminaltechnikerin, die Sandra noch nie gesehen hatte. Die schweren, kupferfarbenen Locken der jungen Frau waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der gleich einem Wasserfall über die Kapuze ihres Overalls hinab fast bis auf Taillenhöhe fiel. Sandra näherte sich den beiden und stellte sich der Kollegin kurz vor, die ihrerseits ihren Namen, Laura Magnoli, nannte. Mit ihrem klaren hellgrünen Blick und den ausgeprägten Wangenknochen sah die kaum Dreißigjährige nicht nur wie ein Filmstar aus, auch ihr Name klang danach, musste Sandra neidlos anerkennen. Dass ihre Attraktivität den Chefinspektor nicht minder beeindruckte, war nicht zu übersehen. Er klebte förmlich an ihren vollen Lippen. Dennoch musste Sandra ihn in die graue Realität zurückholen. Schließlich war ihnen Irene Wintersberger noch einige Erklärungen und eine Speichelprobe schuldig.
     
    *
     
    Die Witwe sah blass und müde aus, als sie die beiden LKA-Ermittler an der offenen Eingangstüre begrüßte, ohne ihnen die Hand zu reichen. Stattdessen rieb sie sich fröstelnd die Ärmel des schwarzen Wollkleides, zu dem sie – obgleich sie zu Hause war – hochhackige schwarze Raulederstiefel trug. Auch das sprach dafür, dass sie Besuch hatte, überlegte Sandra, hinter der die schwere Holztür ins Schloss fiel. Der Blick, mit dem Irene Wintersberger sie bedachte, war nicht weniger anklagend als bei ihrer letzten Verabschiedung. Ganz im Gegenteil. Prompt krampfte sich Sandra
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