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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind
Autoren: Claudia Rossbacher
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wieder der Magen zusammen. Die Schuldzuweisung stand noch immer zwischen den beiden Frauen wie eine Mauer, die, wenn schon nicht sichtbar, so doch zumindest fühlbar war.
    »Wie geht es Herrn Fitzner?«, stellte sich Sandra dem stillen Vorwurf. Wie sehr sie diese anklagenden Blicke hasste, die einzig und allein dazu dienten, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen! Noch dazu aus diesen großen, braunen Augen, die Sandra an ein weidwundes Reh erinnerten. Und an ihre Mutter, die dieses Spiel kaum besser hinbekommen hätte.
    Bergmann sah sie erschrocken an.
    Irene Wintersberger wurde augenblicklich noch blasser. Sie schwankte leicht, sodass ihr Bergmann seinen Arm stützend unterschieben musste, um sie ins Wohnzimmer zu geleiten. Dort sank die Dame des Hauses erst einmal aufs Designersofa und schnäuzte sich diskret. Sandra fühlte sich auf einmal wie in einer Schmierenkomödie, in der sie die Rolle der Bösen übernommen hatte. In den Erkerfenstern, die zum Dachstein blickten, bemerkte sie, dass es draußen dämmerte. Unaufgefordert nahm sie neben Bergmann Platz und versuchte zu erkunden, was hier los war. Warum hatten die beiden eben so erschrocken auf ihre Frage reagiert? War Gregor Fitzner etwa …?
    Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln signalisierte ihr der Chefinspektor, dass sie abwarten sollte.
    »Es tut mir leid, dass Herr Fitzner es nicht geschafft hat«, sprach er schließlich Irene Wintersberger an. »Geht es denn wieder, gnädige Frau?«, fügte er ungewohnt behutsam an.
    Sandra glaubte, sich verhört zu haben. Entsprechend verblüfft starrte sie ihren Partner einige Sekunden lang an. Woher wusste er, dass Gregor Fitzner verstorben war? Und seit wann? Vor allen Dingen aber: Wieso hatte er ihr diese Nachricht verschwiegen? Sandra spürte die Wut in ihrem Magen brodeln, ließ sich jedoch nach außen hin nichts anmerken. Bergmann würde sie sich später vorknöpfen. Jetzt war erst einmal Irene Wintersberger an der Reihe.
    »Es muss ja irgendwie gehen«, antwortete die weinerlich. »Was wollen Sie denn noch von mir wissen? Und warum drehen Sie mir jetzt auch noch meine Garage um? Wonach genau suchen Sie eigentlich?« Bambi fixierte Bergmann mit einem Blick, der so manchen gestandenen Mann zu Tränen gerührt hätte.
    Betreten sah er zu Boden.
    Sandra hatte genug von der Mitleidsmasche, die Irene Wintersberger hier abzog.
    »Wir suchen nach Spuren, Frau Wintersberger«, antwortete sie spitz. »Spuren, die uns zum Mörder Ihres Mannes führen. Oder zu seiner Mörderin …« Sandras Augen blieben stur auf jenen der Witwe haften, die wie immer perfekt geschminkt waren. Auch sie konnte anklagend dreinschauen, wenn sie es darauf anlegte. Gespannt wartete sie, wie Irene Wintersberger gleich reagieren würde. Ob sie ihre Taktik nun änderte?
    »Verdächtigen Sie etwa mich des Mordes?«, fragte Irene Wintersberger merklich gereizt.
    Diese Frage war nun nicht besonders originell, dachte Sandra beinahe enttäuscht. Ein wenig mehr hätte sie der Hobbypsychologin schon zugetraut. Schweigend zuckte sie mit den Schultern, den Blick immer noch beharrlich auf ihr Gegenüber gerichtet.
    »Wenn Sie sich unbedingt blamieren möchten, bitte schön …«, sagte Irene Wintersberger, unüberhörbar spöttisch.
    Aha. Die Taktik, mit Andeutungen abzulenken, kannte Sandra schon von ihrer ersten Begegnung. Na, warte!
    »Und womit sollten wir uns Ihrer Meinung nach blamieren?«, fragte sie nach, bevor Bergmann auf die Spitze reagieren konnte. Diesmal würde sie Irene Wintersberger nicht so einfach davon kommen lassen. Diesmal wollte sie konkrete Antworten.
    »Reicht Ihnen die Schlappe mit Tobias Autischer noch nicht?« Irene Wintersberger kicherte hämisch.
    Sonderlich überrascht war Sandra nicht, was für ein Biest zum Vorschein kam, wenn man Irene Wintersbergers Spielchen nicht mitspielte. Auf ihre Menschenkenntnis war wie so oft Verlass.
    »Wem gehört denn der Mini vor Ihrer Garage?«, fragte sie weiter.
    »Der gehört Lukas.«
    »Ihrem Sohn, aha. Apropos: Ist Lukas eigentlich Ihr einziges Kind?«, wollte Sandra wissen.
    »Wie?« Irene Winterberger erschrak zum zweiten Mal. »Ja, natürlich ist er mein einziges Kind. Was soll denn diese merkwürdige Frage?«
    »So merkwürdig ist diese Frage gar nicht. Im Auto von Herrn Fitzner haben wir nämlich blond gefärbte Frauenhaare gefunden. In Ihrer Länge. Die könnten doch von Ihnen stammen, oder nicht?«
    »Sicher. Ich bin schließlich öfter bei Gregor mitgefahren.«
    »Das dachten
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