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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind
Autoren: Claudia Rossbacher
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Autischers Wohnung geschafft?«, kehrte Bergmann zum möglichen Tathergang zurück.
    »Roman Wintersberger könnte gewusst haben, dass die Reserveschlüssel im Kammerl aufbewahrt wurden. Noch von früher, als er mit der Junior-Chefin was hatte.«
    »Und das hat er brühwarm seiner Frau erzählt? Ich weiß nicht …«
    »Wenn es so war, könnten seine Frau und beziehungsweise oder Gregor Fitzner nachts beim Fischerwirt eingedrungen sein, um die Indizien dort zu deponieren. Nur: Warum sollten sie Tobias Autischer belasten?«
    »Herzlich willkommen in der Sackgasse.« Bergmann seufzte.
    »Mir ist da noch etwas ganz anderes in den Sinn gekommen«, meinte Sandra.
    »Ja?« Bergmann hob die Arme über den Kopf und streckte vorsichtig den Rücken durch. Sein Hexenschuss war nach dem Schmerzmittel, das der Notarzt ihm in den Rücken gespritzt hatte, nicht wiedergekehrt.
    »Gehen wir mal davon aus, dass Irene Wintersberger in Gregor Fitzners Range Rover ab und zu mitgefahren ist«, fuhr Sandra fort.
    »Anzunehmen.«
    »Wenn die blondierten, glatten Haare von ihr stammen und ihr Sohn Lukas aufgrund des DNA-Abgleichs mit Roman Wintersberger und der Uhr ausscheidet, könnte sie einen zweiten Sohn haben, von dem wir noch nichts wissen. Er müsste allerdings von einem anderen Mann als Roman Wintersberger gezeugt worden sein«, erklärte Sandra.
    Bergmann sah sie verblüfft an.
    »Und bei wem soll dieser geheime Sohn bitte schön aufgewachsen sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Etwas an den Haaren herbeigezogen, findest du nicht? Im wahrsten Sinn des Wortes«, spielte Bergmann auf die Haaranalysen an. Dass er wie so oft über den eigenen Witz lachte, entlockte Sandra ein Grinsen.
    »Vielleicht hat Irene Wintersberger als sehr junge Frau ein Kind bekommen und es zur Adoption freigegeben. So was kommt doch häufiger vor«, mutmaßte sie weiter.
    »Und später hat sie den verstoßenen Sohn wiedergefunden?«
    »Oder er sie. Er müsste jetzt an die 25 sein. Weißt du, was mir noch spontan in den Sinn gekommen ist?«
    »Du wirst es mir sicher gleich verraten.«
    »Gregor Fitzner könnte doch Irene Wintersbergers heimlicher Sohn sein, den sie als ihren Liebhaber ausgibt, damit keiner hinter ihr Geheimnis kommt.«
    »Super Ansatz, wenn der DNA-Abgleich nicht dagegen sprechen würde. Lukas Wintersberger müsste demnach ja Fitzners Halbbruder sein, und das können wir aufgrund der DNA von Roman Wintersberger indirekt ausschließen.«
    »Leider. Es hätte so gut gepasst. Auch vom Alter her. Gregor Fitzner ist 25.«
    Bergmann wiegte seinen Kopf hin und her.
    »Na ja. Der heimliche Sohn könnte doch auch erst während der Ehe mit Wintersberger gezeugt worden sein.«
    »Die Folge eines Seitensprungs, meinst du«, überlegte Sandra laut. »Und niemand hat ihre Schwangerschaft bemerkt?«
    »Das soll in den besten Familien schon vorgekommen sein.«
    »Es könnte sich demnach auch um ein Kind oder einen Jugendlichen handeln, der im Range Rover mitgefahren ist.«
    »Er muss aber schon ziemlich ausgewachsen sein. Immerhin hat er eine Männeruhr getragen«, kombinierte Bergmann. »Die er vielleicht zur Firmung bekommen hat?«, spekulierte er.
    »Oder zur Konfirmation. In Schladming und in der Ramsau sind die Hälfte der Einwohner Protestanten. Der hohe Anteil im sonst so katholischen Österreich resultiert noch aus den Zeiten der Gegenreformation. Genau hier haben sich nämlich die lutherischen Geheimgemeinden versteckt, bis zum Toleranzpatent. Ich glaube, das war im Jahr 1781 …«, holte Sandra in die Vergangenheit aus.
    »Sehr schön«, unterbrach Bergmann ihre historischen Ausführungen. »Und was genau hat das mit unserem Fall zu tun, Frau Professor?«
    »Protestanten werden nicht mit zwölf Jahren gefirmt, so wie ich damals, sondern erst mit 14 konfirmiert«, erklärte sie. »Wegen der Uhr …«
    »Dann wäre unser Phantom über 14 Jahre alt und zumindest von der Statur her ein Mann.«
    »Es könnte sich aber auch um ein fettleibiges Kind handeln. Davon gibt es heutzutage doch einige.«
    Bergmann rieb sich die Augen und gähnte.
    »Bevor deine Fantasie endgültig mit dir durchgeht, fragen wir lieber Irene Wintersberger. Die sollte schließlich ganz genau wissen, ob es diesen geheimen Sohn überhaupt gibt.«
    »Wenn es ihn gibt, könnte er seiner Mutter geholfen haben, ihren Mann zu beseitigen. Oder aber er hat Roman Wintersberger allein auf dem Gewissen, um über seine Mutter an dessen Erbe zu gelangen. Die Breitling hat er dabei am Tatort verloren«,
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