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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind
Autoren: Claudia Rossbacher
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überlegte Sandra laut weiter.
    »Mal langsam: Wir wissen, dass zumindest fünf Kundinnen entweder direkt oder indirekt über Fitzners Kleidung Haare in seinem Range Rover hinterlassen haben. Jede von denen könnte doch einen Sohn haben, der mit ihm mitgefahren ist.«
    »Vielleicht ist das Männerhaar ja auch nur zufällig über die Kleidung seiner Mutter, über Fitzners Schuhe oder sonst wie ins Auto gelangt.«
    »Und ausgerechnet dieser Mann hat zufällig die Breitling am Tatort verloren? Ich weiß nicht, Sandra. Das sind mir zu viele Zufälle auf einmal.«
    »Schön, dass du das auch so siehst. Lass uns zuerst die Kundenliste aus dem Friseursalon holen und dann zu Irene Wintersberger fahren. Wenn nicht sie selbst oder ihr geheimer Sohn der Täter ist, kennt sie vielleicht den einen oder anderen Namen auf der Liste und weiß womöglich mehr über die Damen und deren Söhne.«
    Bergmann schwieg in Gedanken versunken, während Sandra den Wagen Kilometer um Kilometer über die salznasse Autobahn jagte und den eigenen Überlegungen nachhing.
    Irgendwann holte der Chefinspektor sein Smartphone hervor und tippte darauf herum. Zwischen Trieben und Rottenmann verkündete er schließlich, dass die Durchsuchungsbeschlüsse eingelangt wären. Die E-Mail der Staatsanwaltschaft leitete er gleich an Manfred Siebenbrunner weiter, der sich mit seinem Team bereits auf direktem Weg in die Ramsau befand. Anschließend informierte er den Kollegen telefonisch, dass sie noch einen kurzen Zwischenstopp in Schladming einlegen und dann ebenfalls an den Einsatzort kommen würden. Die Spurensicherung möge sich schon mal besonders sorgfältig um die Haare im Q7 von Roman Wintersberger kümmern, erklärte er dem leitenden Kriminaltechniker, der am anderen Ende der Leitung prompt seine Stimme erhob.
    Bergmann nahm das Handy vom Ohr und hielt es in Richtung Sandra. Dabei grinste er sie vergnügt an und signalisierte ihr mit einer Handbewegung, dass er Siebenbrunner erst mal ausquatschen lassen wollte.
    Der tobte so laut, dass Sandra jedes Wort verstehen konnte. Er wisse auch ohne ständige Kompetenzüberschreitung der Ermittler, was er zu tun habe, hörte sie ihn schimpfen. Er habe es satt, ständig unter Zeitdruck die Arbeit zu machen, für die Bergmann und sein Team dann die Lorbeeren kassierten. Und so weiter und so fort.
    Sandra verdrehte die Augen. Dass Bergmann gerade in diesem Fall weniger Lorbeeren kassierte, als vielmehr unter Beschuss seines Vorgesetzten und der Öffentlichkeit stand, war dem neidischen Kollegen anscheinend entgangen. Als kein Ton mehr von Siebenbrunner zu hören war, nahm Bergmann sein Handy wieder ans Ohr.
    »Alles klar«, sagte er gut gelaunt und drückte das Gespräch weg. »Bis später, Pocahontas«, fügte er an und lachte los.
    »Na, dann bin ich mal gespannt, ob unser Phantom auch im Audi seine Spuren hinterlassen hat«, sagte Sandra, nachdem Bergmann sich wieder beruhigt hatte, und bog auf die Ennstal Bundesstraße ab.
     
    *
     
    Feinster Pulverschnee rieselte gegen die Windschutzscheibe des VW Passat, als die beiden LKA-Ermittler langsam an der Villa der Winterbergers vorbeifuhren. Noch war der Himmel bedeckt, doch im Westen hatte Sandra schon die silberne Scheibe der Wintersonne durch die hellgraue Wolkendecke blitzen sehen.
    Die rechte der beiden Garagentüren stand weit offen. Direkt vor der Einfahrt parkte ein metallicblauer Mini mit breitem, schwarzweißem Rallyestreifen, der sich von der Motorhaube übers Dach bis nach hinten zur Oberkante der Heckscheibe erstreckte. Besonders lange konnte der Kleinwagen dort noch nicht stehen, sonst wäre er mit Schnee bedeckt gewesen, überlegte Sandra. Vor dem schicken Flitzer, der sie an ihre Freundin Andrea erinnerte, die ein ebensolches Modell in Rot fuhr, parkten zwei silberne Vans der Kriminaltechnik und ein Streifenwagen. Auf dem abgesperrten Gehsteig und in der Garage herrschte emsiges Treiben, wie es bei einem Einsatz der Spurensicherung üblich war.
    Sandra überlegte, wem der blaue Mini, der die rechte Ausfahrt blockierte, gehören konnte, während sie ihren Dienstwagen vor dem ersten LKA-Van in der Reihe abstellte. Offenbar hatte die Dame des Hauses, die ihres Wissens nach einen Porsche fuhr, Besuch. Vielleicht von einer Freundin? Oder von einem Verwandten? Nachdenklich folgte Sandra dem Chefinspektor zur Doppelgarage, die von den Kriminaltechnikern in Beschlag genommen worden war. Von Irene Wintersberger war zwischen all den weißen Overalls nichts zu
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