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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind
Autoren: Claudia Rossbacher
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Fenster.
    »Dem Himmel sei Dank, dass Sie hier sind«, begrüßte ihn Sandra euphorisch.
    Der Mann im leuchtorangen Anorak lächelte sie an.
    »Sie sind vom LKA Steiermark, gell?«, fragte er.
    Sandra nickte glücklich. Ob ihn nun der Himmel oder die Einsatzzentrale der Landespolizeidirektion geschickt hatte, machte für sie keinen Unterschied.
    »Ja, wir sind vom LKA in Graz. Könnten Sie uns den Weg zum Fischerwirt freiräumen?«
    »Deswegen bin ich herg’schickt worden«, bestätigte er Sandras letzte Vermutung. »’tschuldigen, dass ich’s nicht früher g’schafft hab. Aber das Wetter ist viel schneller dahergekommen, als wir geglaubt hab’n. Auf den Straßen spielt sich’s mörderisch ab.«
    »Hauptsache, Sie sind jetzt hier«, meinte Sandra dankbar.
    »Ich schaufel mal den Schnee hinterm Auto weg, damit S’ da wieder außikommen. Dann fahren S’ mir am besten nach«, schlug der Räumdienstfahrer vor.
    »Ist gut. Danke vielmals!« Sandra kehrte zum zivilen Dienstwagen zurück, um die Schneeketten wieder einzupacken und im Kofferraum zu verstauen.
    Bergmann telefonierte, als sie wortlos zu ihm ins Auto stieg. Mit diesem Arschloch würde sie heute bestimmt nicht mehr reden, dachte sie, noch immer ärgerlich. Jedenfalls nicht abseits der Ermittlungen.
     
    *
     
    Hinter dem Streuwagen herzufahren war das reinste Vergnügen gegen die Rutschpartie, die Sandra zuvor hingelegt hatte. Obwohl die Fahrt auf der Panoramastraße nicht annähernd so spektakulär war, wie an jenem strahlenden Altweibersommertag, den sie vor geraumer Zeit hier verbracht hatte. Das Schneetreiben war jetzt noch heftiger als zuvor. Allmählich fragte sie sich, wie sie später nach Graz zurückkommen sollten, wenn es nicht bald zu schneien aufhörte.
    Bergmanns Worten nach zu urteilen, sprach er mit dem Postenkommandanten aus Haus im Ennstal, der seit Stunden am Einsatzort auf das Eintreffen der Ermittler wartete. Die Kriminaltechniker des LKA waren bereits vor einer knappen Stunde am Leichenfundort eingetroffen und gingen dort ihrer Arbeit nach. Sandra bezweifelte, dass es bei den Schneemassen, die inzwischen gefallen waren, dort noch irgendwelche brauchbaren Spuren eines Verbrechens zu sichern gab, sah man einmal von der Leiche ab. Bisher wusste sie nur, dass unter der Eisdecke des Sees ein unbekannter männlicher Toter entdeckt worden war. Das war am späten Vormittag gewesen, bevor der Schneefall eingesetzt hatte. Die örtliche Polizei war rasch vor Ort gewesen und hatte die Feuerwehr verständigt, die gegen Mittag das Eis aufgeschnitten und die Leiche aus dem See geborgen hatte. Weil diese eine Schusswunde im Kopf aufwies, war das LKA Steiermark eingeschaltet worden.
    »Sie meinen, es handelt sich bei der Leiche um diesen ÖSV-Trainer, der seit Weihnachten vermisst wird?«, hörte Sandra Bergmann fragen.
    »Von mir aus … War er halt kein normaler Trainer, sondern der Sportliche Leiter des österreichischen Herren-Alpin-Skiteams, soll mir recht sein. Das ändert jedenfalls auch nichts daran, dass Roman Wintersberger jetzt tot ist, falls Ihre Vermutung stimmt … Ja, ja … Wir müssten ohnehin jeden Moment bei Ihnen eintreffen. Das hoffe ich wenigstens …« Bergmann sah Sandra fragend an. Die nickte, um seine Hoffnung zu bestätigen. Eben waren sie an dem Mauthäuschen vorbeigekommen, das nur während der Sommersaison in Betrieb war. Der Parkplatz konnte also nicht mehr sehr weit entfernt sein, glaubte sie sich von ihrem letzten Ausflug hierher erinnern zu können. Obwohl der schon eine ganze Weile zurücklag, und sie zurzeit nur das Hinterteil des Räumfahrzeuges im blinkenden Gelblicht vor sich sah.
    Sandra sollte recht behalten.
    Keine zehn Minuten später erreichten sie die Seewigtalhütte. Das Ausflugslokal war wie das Mauthäuschen während der Wintermonate geschlossen. Aus dem Streifenwagen – dem einzigen Fahrzeug auf dem großzügigen Parkplatz – sprang ein uniformierter Kollege und kam auf sie zu. Sandra wies sich aus. Der Polizist salutierte und lief zum Schranken hinüber, der die Zufahrtsstraße zum Steirischen Bodensee versperrte, um diesen für sie zu öffnen.
    Erneut heftete sich Sandra an das Räumfahrzeug, bis sie wenig später beim Fischerwirt eintrafen. Hier parkten auch die Wagen der Einsatzgruppe, die bereits am Leichenfundort beschäftigt war. Oder besser, hätte sein sollen. In der Schneelandschaft war kein Mensch zu entdecken. Jedenfalls nicht, so weit man bei dieser Witterung sehen konnte. Wo der See
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