Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind
Autoren: Claudia Rossbacher
Vom Netzwerk:
Spekulationen um Schuld oder Unschuld des Skistars, die die Sportwelt in zwei Lager spalteten, waren neuerlich entflammt. Die zuletzt sehr leisen Stimmen, die Tobias Autischer für unschuldig hielten, tönten seit seiner Entlassung wieder deutlich lauter.
    Sandra warf den Schneebesen in den hinteren Fußraum des Passat und stieg ein, um den Wagen zu starten. Bergmann beendete sein Telefongespräch.
    »Der Durchsuchungsbeschluss für den Audi ist unterwegs«, verkündete er. »Jetzt erzähl mal genauer, was dir vorhin in den Sinn gekommen ist.«
    »Die Rücklichter, die Tobias Autischer aufgezeichnet hat, stammen laut KT-Experten von einem Audi Q7, Baujahr 2012«, berichtete Sandra und nickte dem Wachtposten zu, der eben salutiert hatte.
    »Ein solches Modell hat Roman Wintersberger zuletzt gefahren. Das hast du im Büro schon erwähnt. Und sein Audi ist schwarz?«, wollte Bergmann wissen.
    »Dunkelbraun. Autischer hat von einem dunklen Crossroader gesprochen, nicht von einem schwarzen«, erinnerte Sandra den Kollegen an die letzte Vernehmung des Skirennläufers.
    »Tja, der Unterschied lässt sich in der Nacht kaum erkennen«, gab Bergmann ihr recht.
    »Eben. Wenn es also Wintersbergers Audi Q7 war, der nachts aus dem Seewigtal gerast ist, stellt sich die Frage, wer ihn nach dem Mord gefahren hat.«
    »Irene Wintersberger?«
    »Sie könnte ihren Mann vom Blauen Engel abgeholt haben«, mutmaßte Sandra.
    »Und dann sind die beiden mitten in der Nacht zum Steirischen Bodensee gefahren? Warum das denn?«
    »Fassen wir den Abend nochmals kurz zusammen: Roman Wintersberger hat im Blauen Engel mit Tobias Autischer gestritten. Nachdem der Cheftrainer die Bar verlassen hat, hat er mehrmals versucht, den Skirennläufer anzurufen.«
    »Stellt sich die Frage, warum?«
    »Entweder er wollte noch etwas mit ihm ausdiskutieren oder aber einlenken. Immerhin war es die Nacht vor Weihnachten. Da will man doch nicht unbedingt im Streit auseinander gehen.«
    »Vielleicht hat er sich, nachdem der erste Ärger verraucht war, Sorgen gemacht, dass der Junge in seinem Zustand noch mit dem Auto fährt«, meinte Bergmann.
    »Wie auch immer … Tobias Autischer hat sein Handy nicht abgehoben, als Roman Wintersberger mehrmals versucht hat, ihn anzurufen. Vielleicht hat er deshalb auf dem Heimweg kurzerhand beschlossen, seinen Schützling zu Hause abzupassen. Einen Schlüssel zum Schranken hatte er ja.« Sandra legte eine kurze Pause ein, um sich auf den dichten Verkehr zu konzentrieren und die Spur zu wechseln.
    »Und weiter?«
    »Noch ehe Tobias Autischer beim Fischerwirt eintraf, könnte es zum Streit zwischen dem Ehepaar Wintersberger gekommen sein. Gründe gab es ja genügend: ihren Liebhaber, das Geld, das sie ihm überwiesen hat und sicher noch einiges mehr, von dem wir keinen blassen Schimmer haben. Na, und die Frau hat ihren Mann dann erschossen.«
    »Du meinst, die Wintersberger hatte die Glock ihres Mannes dabei? Dann hat sie ihn vorsätzlich getötet?«
    »Nicht unbedingt. Die Waffe hätte sich im Auto befinden können. Und Irene Wintersberger könnte das gewusst haben.«
    »Nehmen wir mal an, du hast recht. Dann hat Irene Wintersberger ihren Mann erschossen und seine Leiche in den See geschubst. Die Lady wiegt doch keine 50 Kilo als Nasser …«
    »So viel Kraft, die Leiche ein paar Meter bis ans Ufer zu schleifen und in den See zu verfrachten, traue ich ihr in einer solchen Ausnahmesituation schon zu. Außerdem sind so zierliche Frauen oftmals zäher und kräftiger, als man glauben würde.«
    »Von mir aus … Und dann ist sie mit dem Audi vom Tatort geflüchtet. Die Geldbehebung mit der Karte ihres Mannes, von der sie uns später verständigt hat, war demnach nur ein Ablenkungsmanöver?«
    »Wäre möglich. Gregor Fitzner könnte die Abhebung für sie erledigt haben.«
    »Mit der Maske von Tobias Autischer, die es an jeder Ecke zu kaufen gibt.«
    Sandra nickte.
    »Die Wintersberger ist sicher ganz leicht an eine ÖSV-Jacke ihres Mannes herangekommen, in den sie ihren Geliebten zur Irreführung hätte stecken können.«
    »Einen hatte er zur Tatzeit an. In seinem Schrank in der Ramsau hat sich kein Ersatz gefunden«, erinnerte sich Bergmann. »Nur zwei ältere Modelle aus vergangenen Jahren, die er dort aufbewahrt hat.«
    »Dann fragen wir doch mal Fitzners Eltern, ob sich im Kasten ihres Sohnes zufällig ein solcher Anorak aus der aktuellen Skisaison befindet.«
    »Aber wie haben sie die Brieftasche und die Waffe in Tobias
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher