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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut
Autoren: Claudia Rossbacher
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einem guten Jahrzehnt schon einmal eine Leiche vom Dachbalken der ›Goldenen Gans‹ geschnitten hatte, nachdem Michls Vater seinen jahrelangen Kampf gegen die Depressionen und den Alkohol aufgegeben hatte, erzählte er ihnen.
    Im Gegensatz zu Franziska hatte der lebensmüde Wirt damals nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlassen. Franziskas letzte Worte verrieten hingegen nicht nur, dass sie freiwillig aus dem Leben geschieden war, da sie mit ihrer Schuld nicht länger leben konnte, sondern auch, dass sie Eva Kovacs im Affekt erschlagen hatte. Der Herrgott möge ihren beiden sündigen Seelen gnädig sein, lautete Franziskas letzter Wunsch, was Sandra ziemlich vermessen fand. Waren Untreue und Mord tatsächlich gleichwertige Sünden vor Gott?
    Mizzi Oberhauser genehmigte sich einen Zirbenschnaps, als Sandra und Bergmann in die Gaststube zurückkehrten. Eine Untersuchung durch den Notarzt sowie jede weitere Behandlung verweigerte die Wirtin. Auch Michl machte kurz nach dem Freitod seiner Verlobten einen ziemlich gefassten Eindruck. Womit sich für Sandra wieder einmal bewahrheitete, dass Steirerblut kein Himbeersaft war, wie es der Volksmund behauptete. Demnach konnte niemand ohne großes Aufsehen so viel Leid und Schmerz wegstecken wie ihre Landsleute. Grazer einmal ausgenommen. Die waren genauso verweichlicht und wehleidig wie alle anderen Städter, hatte es schon in ihrer Kindheit immer geheißen. Warum das Steirervolk dermaßen hart zu sich selbst war, hatte ihr bisher aber noch niemand erklären können.
    Bergmann unterbrach ihre Gedanken: »Wir gehen nunmehr davon aus, dass Franziska Edlinger Eva Kovacs ermordet hat«, berichtete er den Anwesenden. Sandra überprüfte ihr Aufnahmegerät, das noch immer lief. »Können Sie uns vielleicht verraten, wie es zu dieser Tat gekommen ist?«, wandte Bergmann sich an die beiden Oberhausers.
    »Den Teufel werden wir euch verraten«, antwortete Mizzi und beäugte dabei skeptisch das Aufnahmegerät.
    »Geh, Mizzi! Jetzt mach doch nicht alles noch viel schlimmer, als es eh schon ist. Helfts uns den Fall aufzuklären, der Franzi zuliebe … du willst doch auch, dass ihre arme Seele in Frieden ruhen kann.«
    Fehlte nur noch, dass Max sich bekreuzigte, dachte Sandra beinahe belustigt. Mit der bigotten Taktik hatte er zweifellos die besseren Chancen, Mizzi einen wertvollen Hinweis zu entlocken. Noch dazu als Einheimischer. Einen derartigen Triumph vergönnte ihm sein Kontrahent jedoch nicht. Bergmann riss das Wort wieder an sich: »Gute Frau, Sie haben die Spuren eines Kapitalverbrechens beseitigt. Das macht Sie zur Mitwisserin. Vielleicht sogar zur Mittäterin«, meinte er scharf.
    »Jetzt redet der schon wieder so g’schwollen daher«, beschwerte sich Mizzi bei Max.
    »Mama! Halt’s zamm! Jetzt red ich!« Michls Tonfall ließ seine Mutter augenblicklich verstummen und den ungewohnt aufmüpfigen Sohn fassungslos anstarren.
    »Mir ist das jetzt wurscht. Ich will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Die Franzi ist tot. Also wozu soll ich noch lügen?«, fuhr Michl fort.
    Mizzi griff zur Flasche und schenkte sich einen weiteren Schnaps ein.
    »Die Franzi hat mich mitten in der Nacht mit der Eva im Bett erwischt. Sie war total hysterisch und hat mir den Sessel am Buckel zerdroschen. Ich hab keine Luft mehr bekommen und war eine Weile unfähig, mich zu bewegen. Die Eva hat’s am Kopf erwischt. Die ist in ihrer Panik pudelnackert aus dem Zimmer gerannt, die Franzi wutentbrannt hinter ihr her. Ich hab mich so schnell es ging angezogen und bin den beiden gefolgt. Vorher hab ich noch g’schwind die Taschenlampe aus der Schank g’holt und bin dann durch die Hintertür aus’m Haus.«
    »War die Hintertür denn offen?«, unterbrach ihn Sandra.
    »Ja.«
    »Aber Franzi hatte doch angeblich keinen Schlüssel.«
    »O ja. Sie hatte einen.«
    »Was? Aber ich hab dir doch verboten …«, beschwerte sich Mizzi.
    »Frau Oberhauser, möchten Sie lieber draußen warten?«, brachte Bergmann sie erneut zum Schweigen. Mizzis bösen Blick ließ er wie immer gekonnt an sich abprallen. »Und dann?«, wandte er sich wieder an Michl.
    »Ich hab einen Schrei gehört und bin in den Wald gerannt.«
    »Waren Sie denn dabei, als der Mord geschehen ist?«
    »Wie ich die beiden Frauen im Wald gefunden hab, ist die Eva regungslos am Boden gelegen, und die Franzi hat wie eine Wahnsinnige auf sie eingedroschen. Ich nehm an, dass die Eva da schon tot war.«
    »Und womit hat die Franzi auf ihr Opfer
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