Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut
Autoren: Claudia Rossbacher
Vom Netzwerk:
Oberhauser.« Bergmann winkte ihn an den Tisch.
    »Und? Geht’s deinem Kopf schon besser?«, erkundigte sich Michl bei Sandra.
    »Ja. Danke. Du hast doch nichts dagegen, dass ich deine Aussage aufzeichne?« Sandra schaltete ihr Aufnahmegerät an.
    »Nein. Und habts schon was g’funden in den Gästezimmern?«, wollte der Wirt wissen.
    »Die Kollegen werden wohl noch eine Weile beschäftigt sein«, antwortete Sandra wahrheitsgemäß. »Sag mal, Michl, du hast doch einen Computer?«
    »Sicher.«
    »Den müssen wir dann beschlagnahmen«, meinte Bergmann.
    »Aha. Und warum? Verdächtigts ihr jetzt leicht mich?«, fragte Michl erstaunlich gefasst und zündete sich eine Zigarette an.
    »Wir haben jedenfalls unsere Gründe, dich und den Gasthof noch mal genauer zu überprüfen«, sagte Sandra absichtlich laut und sah im Augenwinkel, wie Franziska hinter der Schank kurz hochblickte und sich bekreuzigte.
    »Ich hab die Frau aus Wien nicht umgebracht. Das schwör ich euch«, beteuerte Michl.
    »Dann sind Sie sicherlich bereit, uns eine Speichelprobe zu überlassen«, meinte Bergmann.
    Michl schluckte.
    »Ihre DNA-Probe bekommen wir so oder so«, setzte Bergmann hinzu.
    »Besser wär’s, du sagst uns gleich die ganze Wahrheit«, mischte sich Max ein. Wieder bekreuzigte sich Franziska.
    »Franzi, kannst du mal zu uns rüberkommen?«, sprach Sandra sie laut an.
    »Ich? Jessas!«
    »Bitte«, sagte Sandra, »setz dich doch kurz zu uns. Vielleicht kannst du dem Michl ins Gewissen reden. Du bist doch eine gläubige Katholikin. Du weißt doch, dass man immer die Wahrheit sagen muss.«
    Als Franziska auf sie zukam, war jegliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen. In ihren Augen glänzten Tränen. Sandra fiel nun auch auf, dass sie ungewöhnlich große Füße für eine Frau hatte. Franziskas Hände zitterten, während sie sich neben Michl setzte.
    »Lassts doch die Franzi in Ruh. Ich weiß selber, was richtig ist. Auch wenn ich nicht jeden Sonntag in die Kirche renn«, sagte Michl und dämpfte seine Zigarette aus.
    Franziska wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Michl seufzte. »Ich hab diese Frau im Internet kennengelernt.«
    Franziska senkte verschämt ihren Blick.
    »Ich wollte mich doch nur ein bisschen abreagieren. Bis zu unserer Hochzeit. Ich bin doch auch nur ein Mann«, verteidigte sich Michl.
    »Du bist ein Schwein, wie alle Männer«, presste Franziska leise hervor. »Ich halt das nimmer aus. Darf ich auf die Toilette gehn?« Franziska sah Sandra aus feuchten, geröteten Augen an.
    »Geh nur, Franzi«, sagte Sandra, »am besten, du wartest dann bei der Rezeption. Ich hol dich später von dort ab. Dann machen wir mit deiner Befragung weiter.« Alle Augen folgten Franziska, die mit zuckenden Schultern weinend aus der Gaststube floh. Bis auf Bergmann, der einen der beiden erkalteten Zigarettenstummel aus dem Aschenbecher fischte und diesen in einem Plastikbeutel sicherstellte. Dann hob er das Beweisstück mit spitzen Fingern hoch. »Ihre DNA, Herr Oberhauser. Besser, Sie sagen uns jetzt die Wahrheit.«
    Michl sackte sichtlich in sich zusammen. Er schluckte, bevor er fortfuhr. »Wie schon gesagt: ›Evita‹ und ich haben uns auf dieser Webseite getroffen. Irgendwann haben wir dann begonnen, uns regelmäßig Mails und Fotos von … na ja, von intimen Details zu schicken. Später hab ich diese kleinen Filmchen aufgenommen, die sie sich von mir gewünscht hat.«
    »Was denn für Filmchen?«, fragte Bergmann scheinheilig.
    Michl räusperte sich und sah Sandra fragend an. Sie nickte ihm zu, um zu signalisieren, dass er ungeniert weiterreden konnte. »Wie soll ich sagen? Sie liebte es besonders, mir beim Wichsen zuzuschauen. Unter der Dusche, im Auto, in der freien Natur …«
    »Beim Onanieren, aha, interessant«, unterbrach Bergmann seine Ausführungen. Sandra und Max warfen sich vielsagende Blicke zu. Jeder der hier Anwesenden wusste über die erotischen Vorlieben der Kovacs Bescheid.
    »Zuletzt wollte sie mich unbedingt persönlich kennenlernen und es mir besorgen«, erzählte Michl weiter. »Ich hab ihr geschrieben, dass sie auf keinen Fall herkommen soll, weil ich doch verlobt bin. Ich wollte die Franzi nicht betrügen. Niemals. Nicht richtig, mein ich. Das im Internet zählt doch nicht wirklich. Ich hab ja nur selbst Hand angelegt.«
    Die Grenzen des Betrugs waren bekanntlich sehr subjektiv, dachte Sandra. Und meistens wurden sie von denjenigen, die ihn begingen, weitaus großzügiger ausgelegt als von den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher