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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut
Autoren: Claudia Rossbacher
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verständnisvoll wie möglich klingen zu lassen.
    Michl seufzte erneut, als plötzlich ein markerschütternder Schrei an ihre Ohren drang, der von Mephistos aufgeregtem Bellen begleitet wurde. Der Schnitzelklopfer in der Küche verstummte. Sandra und Max sprangen instinktiv auf. Vilko und Branka stürmten aus der Küche.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief Bergmann ihnen zu. »Leitgeb, Sie bleiben hier und passen auf die Leute auf! Keiner verlässt den Raum!« Bergmann erhob sich nun ebenfalls. »Komm, Sandra!«
     
    Mizzi lehnte kreidebleich an der Wand gegenüber den Gästetoiletten und presste beide Hände gegen den Mund. Auch nachdem Sandra sie angesprochen hatte, starrte die wimmernde Wirtin mit weit aufgerissenen Augen auf die Tür, die zur Damentoilette führte. Sie brachte kein vernünftiges Wort hervor. Mephisto bellte und kratzte an derselben Tür, bis Bergmann ihn am Halsband packte und nach draußen verfrachtete. Im selben Moment eilten zwei der Kriminaltechniker aus dem Flur herbei. »Was ist passiert?«, fragte der eine.
    »Kümmert euch um die Frau. Schafft sie hier weg«, ordnete Bergmann an.
    »Bringt sie am besten da hinein und ruft auf alle Fälle den Notarzt«, ergänzte Sandra und deutete in Richtung Gaststube. »Die Frau steht unter Schock.«
    Bergmann pirschte sich mit gezogener Waffe von der Seite an die Toilettentür heran, dicht gefolgt von Sandra. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter. Dann verpasste er der Tür einen Tritt, woraufhin diese aufschwang.
    Bergmann stürmte als Erster in den Waschraum. »Verdammte Scheiße! Los, Sandra! Hilf mir!«, hörte sie ihn rufen, noch bevor sie selbst eingetreten war. Zuerst sah sie nur Bergmann von hinten in der offenen Kabine stehen. Danach erst registrierte sie den Körper, der vor ihm von der Decke baumelte. Franziskas Wangen waren fahl wie die Kacheln an der Wand, ihr Kopf merkwürdig vornübergeknickt, als gehöre er nicht mehr zum Körper. Bergmann umfasste ihre Oberschenkel und hob den wuchtigen Körper an. Sandra zwängte sich in der engen Kabine nur mühsam an den beiden vorbei. Dann stieg sie auf den Klodeckel, um den Gürtel, der Franziskas Hals mit dem Abflussrohr über ihrem Kopf verband, zu lösen. Bergmann ließ den voluminösen Leib so sanft wie möglich zu Boden sinken und schleifte ihn an den Armen aus der Kabine in den Waschraum.
    Sandra konnte keinen Puls fühlen und begann sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung, während Bergmann Franziskas Herz massierte. Nach einigen Minuten überprüfte Sandra den Puls erneut. »Nichts. Weiter!«, stellte sie fest und beugte sich wieder über das bleiche Antlitz.
    »Der Notarzt ist bereits unterwegs!« Jürgen von der Spurensicherung stand in der Tür. »Braucht ihr Hilfe?«, erkundigte er sich bei ihnen.
    Bergmann hielt kurz inne. Auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet. »Wir kommen schon klar. Schicken Sie den Arzt gleich hier rein. Und informieren Sie ihn, dass wir es mit einer Strangulationsverletzung zu tun haben. Keine Vitalfunktionen bisher«, erklärte er knapp, während er Franziskas Brustkorb wieder massierte.
    »Okay. Wir machen dann am besten mit unserer Arbeit weiter«, sagte der Kriminaltechniker. »Die heißeste Spur scheint uns nach wie vor Zimmer Nummer fünf zu sein«, fügte er hinzu.
    Bevor Bergmann ihm antworten konnte, bemerkte er den Rechnungsblock, der unterhalb der hochgerutschten Bluse aus Franziskas Hosenbund lugte. »Können Sie hier mal kurz übernehmen?« Jürgen eilte herbei und setzte die Herzmassage fort. Bergmann zog den Block aus dem Bund und überflog die wenigen handgeschriebenen Zeilen. »Ihr Abschiedsbrief«, sagte er schließlich und wandte sich wieder an den Kollegen: »Können Sie den bitte sicherstellen? Ich mache jetzt wieder weiter«, sagte er und setzte die druckvolle, rhythmische Massage fort, die das Herz unter seinen Händen wieder zum Schlagen animieren sollte.
    Dass er und Sandra sich vergeblich bemüht hatten, stellte der Notarzt wenige Minuten später fest. Franziska Edlinger musste sofort tot gewesen sein. Nicht nur ihre Kehle, auch das Genick war unter ihrem stattlichen Köpergewicht gebrochen. »Sie muss wild entschlossen von der Klomuschel gesprungen sein, sonst hätte sie im Todeskampf relativ leicht wieder Halt auf der Toilette finden und sich selbst retten können«, erklärte ihnen der Notarzt, der bereits einige Erfahrung mit Strangulationsopfern vorweisen konnte. Immerhin war auch er es gewesen, der vor
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