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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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Leo. Muss ihm Recht geben.
    »Die Zählerei ist sowieso total langweilig.«
    Das findet Werner nicht. Er möchte seinen Text in voller Länge spielen. Allerdings findet er auch, dass es einen Grund geben müsste, warum das Kind im Bett ist. Leo hat eine Idee.
    »Vielleicht hat es ja Angst vorm Schwarzen Mann!«
    Der Schwarze Mann ist zu viel für Max, denn er fängt sofort an zu weinen. Die Lehrerin kann ihn mit viel gutem Zureden beruhigen und erklärt uns, dass sie nichts mehr vom Schwarzen Mann hören möchte.
    »Dann ist das Kind also doch krank!«, piepst Leo. Helena erzählt, dass sie mal ganz schlimm krank war. Masern. Und dieseien sogar ansteckend. Max fängt wieder an zu weinen. Er möchte sich nicht mit Masern anstecken. Ute möchte wissen, ob holländische Masern schlimmer sind als deutsche. Werner erzählt, er hätte mal gehört, dass einem von holländischen Masern die Ohren abfallen. Das würde dann Lepra heißen. Jetzt fängt auch Ute an zu weinen. Sie möchte nicht ohne Ohren Theater spielen. Die Lehrerin bricht die Probe ab.
16. Dezember 1969
    Probe fällt aus. Die Lehrerin hat sich krank gemeldet. Masern.
20. Dezember 1969
    Der große Tag ist da. Der Theatersaal ist voll. Wir spielen Rotkäppchen . Aus dramaturgischen Gründen, wie die Lehrerin sagt. Das Stück ist ein voller Erfolg, obwohl Leo, der das Rotkäppchen spielt, versehentlich ein paar Klompe zählt. Als Zugabe esse ich den Fresskorb. Schauspielerei ist doch nicht so blöd ...

10. Im Schoß der Kirche
16. Februar 1970
    Im März gehe ich zur Erstkommunion. Deswegen haben wir seit ein paar Wochen montags Kommunionsunterricht. Damit wir lernen, warum wir zur Kommunion gehen müssen. Und um Gott kennen zu lernen. Leider hat Gott vormittags wohl wenig Zeit, denn der Unterricht findet am Nachmittag statt.
    Unser Kommunionslehrer ist kein Lehrer, sondern Katechet. Ein Katechet ist ein halber Lehrer, der nur Religion kann. Unser Katechet heißt Herr Optenberg und trägt immer schwarz. Wie Onkel Gerd, nachdem seine Frau gestorben ist. Frage Herrn Optenberg, ob seine Frau auch tot sei. Bekomme zur Antwort, dass er schwarz tragen würde in Angedenken an Jesus Christus. Das tut mir leid. Wusste nicht, dass Herr Optenberg mit Jesus Christus verheiratet war.

23. Februar 1970
    Im Kommunionsunterricht erzählt Wernervon Mannix . Mannix ist eine super spannende Detektivserie und läuft freitags im Dritten. Weil wir noch keinen Fernseher haben, erzählt Werner mir montags immer, was Mannix alles erlebt hat. Letzten Freitag ging es um einen Mord an einer Wasserleiche. Spannend! Ich will mehr erfahren, doch Herr Optenberg hat was dagegen, wenn wir im Kommunionsunterricht laut über Mord reden, und gibt uns einen Tadel wegen Schwätzens. Wir halten den Mund und lernen in der nächsten Stunde, dass man mit Gott reden kann, obwohl man ihn gar nicht sieht. Ob wir uns vorstellen könnten, wie man das wohl macht. Zeige auf.
    »Mit einem Telefon.«
    Nein, das würde nicht stimmen.
    Bin anderer Meinung. »Wenn ich mit Werner telefoniere, sehe ich ihn nicht. Würde ich ihn sehen, bräuchte ich ja nicht mit ihm zu telefonieren.«
    Dann frage ich noch, ob bei Gott immer frei wäre oder ob da auch schon mal besetzt sei, wie bei Werner. Herr Optenberg sieht mich streng an. Man würde mit Gott nicht durchs Telefon reden, sondern durchs Beten. Und das könnte man immer und überall machen. Gott wäre immer zu erreichen und bei ihm sei nie besetzt. Denke nach. Wenn man immer beten darf, könnte ich doch gefahrlos mehr über Mannix‘ letztes Abenteuer erfahren, wenn ich nicht mit Werner schwätze, sondern bete. Lasse ein Gebet Richtung Werner los, dessen Inhalt sich um die Frage dreht, wie Mannix dem Mörder der Wasserleiche auf die Spur kam. Herr Optenberg wird böse. Ich soll doch nicht schwätzen! Ich habe aber gar nicht geschwätzt, sondern gebetet. Zu Werner. Wegen Mannix . Herr Optenberg sagt, man dürfe in einem Gebet nur mit Gott reden und niemals mit jemand anderem. Das wäre Sünde. Ich will keine Sünde und bete laut zu Gott, er möge doch Werner mal fragen, wie denn Mannix ausgegangen sei. Am Ende der Stunde sagt Herr Optenberg zu mir, ich sei ein ungezogener Junge, und bietet mir ein Gespräch zur Läuterung an.
2. März 1970
    Gesangsstunde mit Herrn Optenberg. Wir singen Kirchenlieder zur Erstkommunion.
    Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
    und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
    dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
    dann
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