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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition)
Autoren: Gottfried Pesch
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versprechen.“ Jetzt wirkte er leicht angefressen, als sei Vincent ein Nebenbuhler. In dieser Art ging es weiter. Später wechselten sie das Lokal, und Pipe erzählte ihm den Rest.
     
    Eine Woche darauf saß Vincent in einem klimatisierten Lincoln, der ihn zu einem Haus in der Nähe von Columbus brachte. Während der Fahrt durch die flache Landschaft Ohios erinnerte er sich an seinen ersten Job in dieser Gegend.
    Sie hatten einen ihrer Informanten aus dem Verkehr ziehen müssen, einen amerikanischen Metallurgen, der umzukippen drohte. Offenbar brachte er Familie, verschiedene Liebschaften, Arbeit und Spionage nicht mehr auf die Reihe und hatte zu trinken begonnen. Während Vincent mit zwei Mädchen in einem überfüllten R estaurant saß, das in früheren Zeiten als Feuerwehrhaus gedient hatte, war sein amerikanischer Kollege eine Weile verschwunden und sich um den Wackelkandidaten gekümmert. Später hatten sie weiter getrunken und die Show der Kellner beklatscht, die mit beladenen Tabletts an einer Kletterstange vom Obergeschoss in den Gastraum glitten.
    Der Lincoln hielt vor einem dunklen Holzhaus, das entfernt an Japan erinne rte. Ein Mann im grauen Einreiher führte Vincent in ein dunkel getäfeltes Wohnzimmer, in dem eine Frau und ein Mann warteten. Die Frau gab ihm lächelnd die Hand.
    „Willkommen bei OVID. Wie war die Reise? Ich bin Patricia Grell.“
    Sie war groß und schlank, Vincent schätzte sie auf Ende Fünfzig. Sie trug ein dunkles Kostüm und Schuhe mit halb hohen Absätzen. Ihr einziger Schmuck war eine Perlenkette. Das Haar war dunkel mit einigen grauen Strähnen. Sie hatte es hinten hoch gesteckt, wie eine Französin der Oberschicht. Einige Linien um den Mund änderten nichts daran, dass sie immer noch eine schöne Frau war.
    Sie deutete auf den zweiten Mann, der sitzen geblieben war. „Das ist Eug ene Tunsky, unser Verwaltungschef.“ Tunsky hob die Hand. Er war noch jung, ein austrainierter Gewichtheber im Geschäftsanzug, untersetzt, muskulöser Hals. Vincent fragte sich, wie der gute Eugene mit seinen Schwielen an den Fingerkuppen wohl eine interne Prüfung durchführte. Vielleicht benutzte er ein Bleirohr.
    „Bemerkenswertes Haus.“ Nur, um was zu sagen.
    „Ein Entwurf von Frank Lloyd Wright. Damals war er von Japan beeinflusst“, sagte die Grell automatisch. Wahrscheinlich fragte sie jeder Besucher das Gleiche.
    Sie kam zur Sache. „Wir haben Ärger auf dem Balkan. Offiziell wird sich hier im Land niemand einmischen. Aber wir schützen natürlich unsere Wirtschaftsi nteressen. Ein Drink?“ Die Frau war sprunghaft.
    „Wasser, wenn es keine Mühe macht.“
    Tunsky stand wortlos auf und ging zu einem Barwagen, der neben der Tür stand. Grell lächelte. „Für mich das Gleiche, Gene.“ Dickhals brachte die Gläser. Er blickte Vincent stumm in die Augen und setzte sich wieder. Jede Wette, der Typ hatte Gel im Haar.
    „Wir sind nicht die Regierung, aber wir stehen ihr recht nahe und kümmern uns um Dinge, die mit der Sicherheit unserer Wirtschaft zu tun haben. Auch die Agency hilft dann und wann. Von denen haben wir Ihre Personaldaten. Man schätzt Sie sehr. Merkwürdig, dass Sie nie aufgefallen sind.“ Sie nippte am Glas. Tunsky starrte an die Decke.
    „Wahrscheinlich Zufall.“ Dabei wäre es Zufall gewesen, wenn sie mich en tdeckt hätten, dachte Vincent. Alle wichtigen Spione waren nur durch Zufälle oder eigene Dummheit aufgeflogen. Er war kein wichtiger Spion und hätte noch Jahre weitermachen können, wäre seine Schattenwelt nicht aus den Fugen geraten.
    „ Man hat Ihnen ja schon einiges über OVID erzählt. An Geld herrscht kein Mangel, eher an Mitarbeitern mit den richtigen Fähigkeiten.“ Madame Grell lächelte nicht mehr. „Wir bieten eine dauerhafte Zusammenarbeit an. Fünf bis acht Aufträge pro Jahr. Im Prinzip alles wie bei Fabian, nur besser bezahlt. Die Jobs sind manchmal etwas komplizierter, als bei ihm“, sie senkte die Stimme, „außerdem gehen wir natürlich davon aus, dass Sie ausschließlich für uns arbeiten.“
    „Irgendwelche Garantien, dass meine Unterlegen nicht plötzlich in Deutsc hland oder woanders auftauchen?“ Ein Schuss ins Blaue konnte nie schaden.
    „Keine. Aber es ist nach meinem Gefühl sehr unwahrscheinlich, dass so ein Fall je eintritt.“ Sie schaute zu Tunsky hi nüber.
    „Das heißt, ich muss mich selbst darum kümmern, mit den Leuten zu Hause klar zu kommen?“ Vincent dachte an das, was er über einige Figuren in Europa
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