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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon
Autoren: S.L. Viehl
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bezeichnen konnte.
    Genau wie ich war der Omorr etwas eigentümlich. Auf seiner Heimatwelt stellten Handauflegen und zeremonielle Gebete die bevorzugten medizinischen Behandlungsmethoden dar. Trotzdem hatte er noch nie versucht, Patienten durch das Auflegen der rautenförmigen Enden seiner Gliedmaßen (keine Finger, nur sehr geschickte Membranen) zu heilen. Squilyp hatte auch einen ziemlichen Reinlichkeitswahn. Schon einfache Staubmäuse schienen ihn zu verärgern. Fast so sehr wie ich es tat.
    Ach, na ja, man konnte nicht erwarten, von allen geliebt zu werden.
    »Heilerin Cherijo!«
    Ich wandte mich meinem Patienten zu. Roelm stemmte sich hoch, zu schnell, und zuckte ungeduldig mit dem Bein. Bevor ich danach greifen konnte, fiel der Haltegriff aufs Deck.
    Roelm riss die weißen Augen auf – Jorenianer besaßen keine sichtbare Pupille oder Iris –, als er von der zerstörten Ausrüstung aufblickte und die sich eilig nähernde Oberste Heilerin sah. »Heilerin, hilf mir dabei, Tonetka davon zu überzeugen, dass ich an dem hier nicht schuld bin.«
    Wie üblich zwackte es mich im Nacken, als ich die Oberste Heilerin begrüßte. Ich hatte mich daran gewöhnt, mich wie ein Zwerg zu fühlen, seit ich an Bord des Schiffes gekommen war. Fast jeder, einschließlich meiner Chefin, war mindestens einen Kopf größer als ich.
    »Ich habe dich gewarnt: Ein weiterer Unfall und ich würde dich festschnallen«, sagte Tonetka und schaute vielsagend auf die Halterung. »Ich erschaudere bei dem Gedanken, dass Pnor dich damit betraut, den Sternenantrieb am Laufen zu halten.«
    Roelm schob das Kinn vor. »Was ich nicht tun kann, wenn du mich nicht entlässt.«
    Die Oberste Heilerin murmelte etwas Unhöfliches. Der Patient knurrte eine Antwort. Ich verstand nicht, was sie sagten. Das flache, aus viereckigen Gliedern bestehende Vocollier, das ich um den Hals trug, übersetzte jorenianische Unflätigkeiten nicht. Man hatte mir verraten, dass man sie kaum in andere Sprachen übersetzen konnte.
    »Warum schaue ich mir nicht einfach mal dein Bein an?« Als Roelm einen ungeduldigen Laut von sich gab, tätschelte ich ihm die Schulter. »Lass mich eine ordentliche Einschätzung durchführen, Roelm, sonst feuert mich meine Chefin.« Ich nahm einen Scanner zur Hand. »Entspann dich.«
    Tonetka trat die Halterung aus dem Weg. »Vielleicht solltest du ihn erst mal betäuben.«
    Einer meiner Mundwinkel zuckte. »Ich glaube nicht, dass das notwendig sein wird.«
    Sie stellte sich neben mich, um zuzusehen. »Weitere Scans?«
    Ich nickte zur anderen Seite der Station, wo Omorr stand. »Nur falls Herr Wunderbar da etwas übersehen hat.« Ich fuhr dreimal über das Bein, dann studierte ich die Ergebnisse.
    Roelm versuchte einen Blick auf die Scanneranzeige zu werfen. »Und?«
    »Tja, wenn wir auf meiner Heimatwelt wären, würde ich denken, es ist eine Form von Filariose«, sagte ich. »Die Ergebnisse deuten darauf hin.«
    Der große Mann runzelte die Stirn: »Was heißt das?«
    »Eine Schwellung, die von parasitischen Würmern hervorgerufen wird, die die Lymphgefäße blockieren. Sehr unschön«, sagte ich scheinbar besorgt. Roelms Haut wurde zunehmend grüner, und er tat mir Leid. »Zum Glück ist es das nicht.«
    »Der Mutter sei dank!« Roelm schloss seine Augen und atmete erleichtert aus. Eine seiner großen, von der Arbeit rauen Hände legte er auf die Stelle, unter der sich das mit zwölf Klappen versehene Herz befand.
    »Chirurgische Vorgeschichte?«, fragte ich Tonetka. Sie schüttelte den Kopf.
    »Okay.« Ich legte die Akte ab. »Sag mir, was du in den letzten Tagen so gemacht hast, Roelm.«
    Er sah empört und aufrichtig aus, als er sagte: »Ich habe die Backborddüsen überprüft, in jeder Schicht.«
    Ja, sicher. Jorenianer arbeiteten hart, aber ihre Spiele waren noch viel härter. Und dann gab es da noch all dieses Kriegertraining, das sie zwischendurch abhielten. Er hatte sich entweder bei der Arbeit verletzt, man hatte ihn während des Kampftrainings zusammengefaltet oder er hatte in seiner Freizeit etwas noch Dümmeres in den Umweltsimulatoren angestellt. Ich hielt Dummheit Nummer drei für die Wahrscheinlichste.
    »Hast du in deiner Erholungsphase irgendwelche neuen Programme ausprobiert?«, fragte ich. »Mit Schwarmschlangen gerungen, vielleicht? Dich von irgendwelchen andoriinischen Klippenplateaus abgeseilt?«
    »Ich habe die Umweltsimulatoren zweimal besucht, beide Male um …« Er hielt inne. »Nichts körperlich Anstrengendes zu
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