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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon
Autoren: S.L. Viehl
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tun.«
    »Komm schon, Roelm«, sagte ich und ließ meine Hand kreisen, damit er weitersprach. »Einzelheiten, ich brauche Einzelheiten.«
    »Ich hatte lediglich die Absicht, meine manuelle Geschicklichkeit zu verbessern. Das Programm förderte die feinmotorischen Fähigkeiten. Bei meiner Arbeit ist es wichtig, dass ich meine Finger … beweglich halte.«
    Ich dachte darüber nach: »Beweglich wie in … Grav-Rudern auf den Gischtschnellen von Radonis?«
    »Nein.« Er sackte in sich zusammen. Wenn seine Schultern noch höher wanderten, würden sie seine Ohren bedecken.
    »Du hast dich doch nicht etwa am Schwerttanz versucht?«, fragte Tonetka entsetzt.
    Unser Patient schüttelte erneut den Kopf und sah noch jämmerlicher aus.
    Ich seufzte. »Roelm, zwing mich nicht dazu, bis zum Umweltsimulator zu laufen und auf dein Programm zuzugreifen.«
    »Ihr werdet mich auslachen.«
    Meine Chefin und ich tauschten einen Blick.
    »Das werden wir nicht«, sagte ich dann. »Wir haben einen Eid abgelegt. Nicht wahr, Oberste Heilerin?«
    Tonetka nickte heftig.
    »Na gut.« Roelm schaute sich um und flüsterte: »Ich habe mich in der Kunst des Flechtens geübt.«
    Meine Chefin trat näher an ihn heran, um ihn bei Bedarf zu erwürgen. »In der Kunst des Fechtens?«
    Er sprach jetzt so leise, dass ich ihn kaum verstand. »Nein, ich habe Körbe geflochten.«
    »Was? Du meinst …« Ich biss mir auf die Lippen. »Oh, sicher, Körbe.«
    Und wir hatten gedacht, Roelm hätte sich bei einer gefährlichen körperlichen Herausforderung halb umgebracht. Dabei hatte er sich lediglich in der sanftesten – und auf jeden Fall weiblichsten – Kunstform der Jorenianer geübt.
    »Ja«, sagte er. »Körbe!«
    Tonetka wirbelte in dem Moment herum, als ich ihren Gesichtsausdruck wahrnahm. Ich trat zwischen sie und Roelm, damit er nicht sah, wie ihre Schultern bebten, und räusperte mich.
    »Nun, das klingt doch nett, Roelm.« Wenn das herauskam, würde ihn das bis ans Ende seines Lebens verfolgen. »Ahm, sehr interessant.«
    »Das ist nicht lustig«, sagte er. »Ein Mann kann solche Fertigkeiten genauso leicht erlernen wie eine Frau.«
    Mein Husten konnte den Lachanfall der Obersten Heilerin nicht gänzlich überdecken. Ich rammte ihr meinen Ellenbogen in den Rücken und verlor dabei zu keinem Zeitpunkt meinen ruhigen, verständnisvollen Gesichtsausdruck.
    »Natürlich können sie das«, sagte ich. Tonetka schnaubte, und ich verpasste ihr einen weiteren Ellenbogenschlag. »Was hast du sonst noch getan?«
    »Nur das Übliche. Essen, schlafen, arbeiten.«
    Das erinnerte mich an etwas, das er vorher erwähnt hatte. »Beschreib mir, wie du eine Düse untersuchst.«
    Er erzählte mir die Einzelheiten. Die gewaltigen Triebwerke der Sunlace mussten sorgfältig gewartet und regelmäßig inspiziert werden. Als Vorarbeiter leitete Roelm die meisten Tätigkeiten im Bereich der Triebwerke und überwachte die Arbeiten seiner Untergebenen routinemäßig. Das war nicht sonderlich überraschend, war er doch einer der Leute, die das Schiff ursprünglich entworfen hatten.
    Seiner Aussage nach hatte ein neues Designkonzept dafür gesorgt, dass er mit den Düsen diverse Vergleichstests hatte durchführen müssen. Ich erinnerte mich an das, was er mir auf der langen Tour in der ersten Woche meines Aufenthalts hier über das Triebwerk erzählt hatte.
    »Roelm, bei diesen Tests – musstest du da auf der Kante der Zugangsklappe liegen?« Er nickte. »Auf einem Bein, vielleicht?« Wieder nickte er. Ich tätschelte vorsichtig das angeschwollene Bein. »Auf diesem Bein?«
    »Ja, aber …« Er verstummte und schaute einfältig drein. »Ich musste eine längere Zeit in dieser Position verbringen, als ich die Steuerrelais rekalibrierte und die Toleranzen der Schaltkreise überprüfte.«
    Tonetka hatte ihren Lachanfall überwunden. Jetzt funkelte sie ihn über meine Schulter hinweg an. »Wie lang?«
    Roelm machte eine schwache Geste. »Eine Doppelschicht.«
    Meine Chefin schleuderte Roelms Akte in die Luft und stampfte davon. Ich fing die Akte sauber auf, als sie wieder herunterkam, und machte eine entsprechende Eintragung.
    »Tja, das erklärt, woher das ödem kommt. Wir werden dein Bein vorerst hochlagern. Das Diuretikum wird die Schwellung zurückgehen lassen.« Ich versuchte ernst dreinzuschauen. »Und für mindestens einen Tag verbiete ich dir, dich zu verbiegen wie eine Bretzel, Roelm.«
    »Was ist eine Bretzel?«
    Ich lachte.
    Tonetka war überhaupt nicht amüsiert, als ich
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