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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon
Autoren: S.L. Viehl
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ihr Büro betrat. Sie schob ein Pad beiseite, auf dem sie Daten eingegeben hatte. Ihre weißen Augen starrten zum Bett des Technikers. Dann explodierte sie.
    »Dieser dickköpfige t’lerue !«
    Ich schloss die Tür, setzte mich und vervollständigte in aller Ruhe meinen Akteneintrag, während sie ihrem Ärger Luft machte.
    »Männer sind nun mal Männer«, sagte ich, als ihr die Schimpfwörter ausgingen, die ich nicht verstand. »Das ist der Grund, warum die Frauen der meisten Spezies unweigerlich länger leben.«
    »Hm. Ich würde gerne seinen Pfad umlenken.«
    Das stellte die Erklärung einer ClanBeute, oder – umgangssprachlich bei den Jorenianern – eine Todesdrohung dar. Ich wusste jedoch, dass sie das nicht ernst meinte. Tonetka brauste oft auf, um etwas Dampf abzulassen.
    »Setz ihn für einen oder zwei Tage auf strenge Diät«, sagte ich. »Das sollte ihm eine Lehre sein.«
    »Er sollte froh sein, dass wir heutzutage keine Amputationen mehr durchfuhren.« Tonetka rieb sich die Augenbraue. Dann entschlüpfte ihr ein unfreiwilliges Kichern. »Flechten. Bei der Mutter aller Häuser.«
    »Betrachte es einfach als hervorragendes Material für eine Erpressung«, sagte ich. »Er könnte von heute an dein ergebener Sklave sein.«
    »Das ist das Mindeste. Ach, na ja. Das hier sind die aktuellen Fälle.« Sie wies auf einen kleinen Stapel Akten. »Roelm ist der einzige Neuzugang. Wir sollten uns in ein paar Stunden auf den nächsten Sprung vorbereiten. Ich möchte Hado wieder in Stasis legen.«
    Tonetka und ich hatten den Navigator Hado Torin vor ein paar Wochen am offenen Herzen operiert. Obwohl es ihm beständig besser ging, wurde sein Zustand aufmerksam überwacht. Wir wollten sein immer noch heilendes Herz durch die Vorsichtmaßnahme der Stasis zusätzlich schützen, wenn die Sunlace ihre dimensionalen Flugschilde deaktivierte und wieder in den Normalraum sprang.
    »Nähern wir uns dem Planeten, von dem Kapitän Pnor mir berichtet hat?«, fragte ich. »Ness-irgendwas?«
    »NessNevat. Du hast wieder mal deine Nachrichten nicht abgefragt.«
    »Ich vergesse das immer wieder.« Von wegen »vergessen«.
    »Programmier dir eine Erinnerung«, sagte meine Chefin. »Als Oberste Heilerin wirst du die Schiffskommunikation täglich abarbeiten müssen. Sogar die Nachrichten«, sagte sie, als ich etwas einwenden wollte, »auf die du eigentlich nicht antworten möchtest.«
    Ich verdrehte die Augen. »Wenn du wüsstest, wie oft mich irgendwer zu einem Essen in sein Quartier einlädt …«
    »Du bist eben ein beliebtes Mitglied unseres HausClans.« Tonetka hatte kein Mitleid mit mir. »Wie die Terraner sagen: Gewöhn dich dran.«
    Das war das ganze Problem. Mein Leben war noch nie zuvor so kompliziert gewesen. Auf meiner Heimatwelt hatte ich beispielsweise gearbeitet, gegessen und geschlafen. Nachdem ich Terra vor einem Jahr verlassen hatte und nach Kevarzangia Zwei gegangen war, hatte ich einige Freunde gefunden, für die ich früher nie Zeit gehabt hätte. Und seitdem ich offiziell vom HausClan Torin adoptiert worden war, stand ich unter ständiger Belagerung.
    Sie schickten mir dauernd Nachrichten, luden mich zum Essen oder zu einem Gespräch ein, oder ich sollte meine Freizeit mit ihnen verbringen. Sie machten auf ein Schwätzchen bei meinem Quartier Halt und würden dableiben und mich in den Schlafsingen, wenn ich das zuließe.
    Mein größtes Problem? Mein schlechtes Gewissen. Ich nahm an, dass all die Aufmerksamkeit, die man mir zuteil werden ließ, dem Mitgefühl für den Tod meines jorenianischen Geliebten entsprang. Die Crew sah mich als Witwe an, dabei war doch Kaos Tod meine Schuld.
    Dann war da noch die Weigerung der Vereinten Liga der Welten, mich als vernunftbegabtes Wesen einzustufen, da ich ein genetisches Konstrukt war – ein Klon. Das hat schlussendlich dazu geführt, dass die Jorenianer mich von K-2 retteten, adoptierten und dann alle Verbindungen zur Liga abbrachen. Und obendrein hatte die Liga ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt, das höher war als das, was ein Plünderer in zehn Leben zusammenraffen konnte. Die Hälfte der Söldner der Galaxie war vermutlich mittlerweile auf der Jagd nach der Sunlace.
    Zog man all das in Betracht, dachte ich, dass der HausClan mich verabscheuen sollte. Sie waren jedoch der Meinung, ich sollte die unschöne Angelegenheit einfach vergessen und mal auf ein Essen vorbeischauen, wenn ich die Zeit fand.
    Irgendwann – hoffte ich – würde ich mich daran gewöhnen. Die Sunlace
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