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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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verbrennen ihre Vorräte!», jubelte Bird.
    Die Nordstaatler legten Feuer an den Proviant und die Munition für einen ganzen Sommer. Eisenbahnwaggons, die aus den Depots des Nordens geholt und auf die Halbinsel verschifft worden waren, wurden dem Feuer geopfert. Sämtliche schwere Granaten, die Zweihundertpfünder und die Zweihundertzwanzigpfund-Bomben, die dazu vorgesehen waren, die Verteidigungswälle von Richmond zu zerstören, wurden zur Explosion gebracht.
    Die Eisenbahnbrücke über den Chickahominy, die gesprengt und dann wieder aufgebaut worden war, wurde erneut hochgejagt, und als die Yankees sicher waren, dass die Brücke im dunklen Wasser untergegangen war, ließen sie einen Zug mit brennenden Munitionswaggons bei voller Geschwindigkeit ins Leere rasen. Die Lok bohrte sich als Erste in den Schlamm, danach stürzte eine Reihe explodierender Güterwaggons in die Lücke der Gerüstbrücke, bevor sie an den morastigen Ufern des Flusses weiterbrannten und explodierten. Die ganze Nacht loderten die Feuer, die ganze Nacht schoss explodierende Munition Lichtpfeile in den Himmel, und die ganze Nacht ging die Zerstörung weiter, bis zum Tagesanbruch keine Yankees mehr bei Savage Station waren und keine Vorräte, nur ein riesiger Scheiterhaufen, von dem öliger Rauch aufstieg, genau wie der, den die Rebellen drei Monate zuvor bei Manassas Junction hinterlassen hatten. McClellan, der immer noch davon überzeugt war, dass die Rebellen in der Überzahl waren, zog sich eilig südwärts zum James River zurück.
    Und Richmond war in Sicherheit.
    Die Männer der Legion beerdigten ihre Toten, sammelten ihre Gewehre ein und folgten den Yankees durch die Sümpfe des Chickahominy. Irgendwo vor ihnen wurde eine Kanone abgefeuert und eine Musketensalve abgegeben. «Vorwärts! Nehmt die Beine in die Hand!», trieb Starbuck seine neue Kompanie an, die aus den Überlebenden der Kompanien J und K gebildet worden war. «Schneller!», rief er. «Schneller!» Denn weit vor den erschöpften Männern quollen wieder Schießpulverwolken in den Himmel, das sichere Zeichen für das Walten des Todes an diesem Sommertag, und eine Rauchsäule lockte sie zu sich.
    Denn sie waren Soldaten.

Nachwort des Autors
    D ie Schlacht von Ball’s Bluff war eine Katastrophe für den Norden; nicht aufgrund der Verluste, die nur leicht waren im Vergleich zu dem Blutvergießen, das noch folgen sollte, oder aufgrund der strategischen Bedeutung der Schlacht, die minimal war, sondern deshalb, weil sich der Kongress der Vereinigten Staaten von dieser Niederlage dazu aufgefordert fühlte, einen Gemeinschaftsausschuss zur Kriegsführung zu gründen, und jeder, der auch nur entfernt mit den Verfahrensweisen des US-Kongress vertraut ist, wird nicht im mindesten davon überrascht sein, dass der Ausschuss zu einer der lähmendsten, schlechtinformiertesten und ineffizientesten Institutionen der Nordstaatenregierung wurde.
    Oliver Wendell Holmes, der überlebte und einer der berühmteren Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten wurde, trug bei Ball’s Bluff tatsächlich eine schwere Verwundung davon. Er kam rechtzeitig genug wieder zu Kräften, um sich mit seiner Einheit an McClellans Halbinsel-Feldzug zu beteiligen. Er wurde im Verlauf des Krieges noch zwei weitere Male verwundet.
    Ob McClellan den Krieg mit einem erfolgreichen Angriff auf Richmond im Frühjahr 1862 hätte beenden können, ist natürlich ein strittiger Punkt. Was allerdings nicht bestritten werden kann, ist, dass der Norden seine beste und früheste Gelegenheit vertan hat, um dem Aufstand in diesen Monaten einen schweren Schlag zu versetzen, und vertan wurde diese Gelegenheit durch McClellans Zaghaftigkeit. Er überschätzte stets die Zahl der gegnerischen Rebellen und rechtfertigte damit seine Vorsicht. Seine eigenen Männer verehrten ihn paradoxerweise und hielten ihn, um mit den Worten von einem seiner Männer zu sprechen, «für den größten General der Geschichte». Diesem Urteil hätte McClellan zweifellos zugestimmt, auch wenn er sorgfältig darauf achtete, seinen Ruf nicht unter Beweis zu stellen, bis ihm eine Schlacht aufgezwungen wurde, in welchem Fall er es üblicherweise bewerkstelligte, viele Meilen vom Schauplatz der Kämpfe entfernt zu sein. Er führte seine Armee bis auf sechs Meilen an Richmond heran und zog wieder ab, sobald er ernsthaft herausgefordert wurde. Robert Lee übernahm anschließend so erfolgreich die Initiative der Südstaaten, dass die große Invasion des
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