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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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aufgewirbeltem Schnee und zu klingenden Schlittenglocken über die Landstraßen traben ließen.
    «Und ich gehe stark davon aus, dass General Washingtons Organisation besser war als unsere», bemerkte der zum Lieutenant gewordene Student amüsiert. Er hieß Holmes und war klug genug, um seinen Vorgesetzten Respekt abzunötigen, aber normalerweise auch intelligent genug, um sich durch seine Klugheit nicht ihre Gunst zu verscherzen.
    «Ich bin überzeugt davon, dass unsere Organisation ausreichen wird», sagte der Major eine Spur zu zurückhaltend.
    «Da haben Sie ganz sicher recht», sagte Lieutenant Holmes, obwohl er in dieser Sache keineswegs sicher war. Drei Regimenter Nordstaatentruppen warteten darauf, über den Fluss zu setzen, und es waren nur drei kleine Boote vorhanden, die sie von der Seite Marylands zu der Insel dicht beim gegenüberliegenden Ufer bringen sollten, wo die Truppen landen mussten, bevor sie auf zwei weiteren Booten die kurze restliche Überfahrt von der Insel zum Festland Virginias in Angriff nahmen. Zweifellos war es ein Vorteil, den Fluss dicht bei dem gegnerischen Lager zu überqueren, aber Lieutenant Holmes verstand dennoch nicht, warum sie nicht eine Meile weiter flussauf übersetzten, wo keine störende Insel im Fluss lag. Vielleicht, mutmaßte Holmes, war dies hier eine so unwahrscheinliche Stelle zur Flussüberquerung, dass die Rebellen niemals darauf kommen würden, sie zu bewachen, und eine bessere Erklärung fiel ihm nicht ein.
    Aber auch wenn die Wahl der Stelle zur Überquerung des Flusses rätselhaft war, so war der Zweck dieses nächtlichen Einsatzes umso klarer. Der Vorstoß würde über die Uferhänge auf der Seite Virginias zum Angriff auf das Rebellenlager führen, wo so viele Konföderierte wie möglich gefangen genommen werden sollten. Einige der Rebellen würden flüchten, ihren Weg aber von einer zweiten Yankee-Einheit blockiert finden, die fünf Meilen weiter flussab übersetzte. Diese Einheit würde den Weg über die Mautstraße abschneiden, die von Leesburg zum Hauptquartier der Rebellen in Centreville führte, und indem sie die geschlagenen Rebellen in eine Falle laufen ließen, würde der Norden mit einem kleinen, aber bedeutenden Sieg beweisen, dass die Potomac-Armee mehr konnte als zu exerzieren und Waffenübungen oder beeindruckende Paraden abzuhalten. Die Besetzung Leesburgs würde eine willkommene Dreingabe darstellen, aber das eigentliche Ziel dieses nächtlichen Einsatzes bestand darin zu beweisen, dass die neu ausgebildete Potomac-Armee bereit und imstande war, die Rebellen gründlich zurückzuschlagen.
    Zu diesem Zweck kämpften sich die Boote vor und zurück durch den Nebel. Jede Überfahrt schien eine Ewigkeit zu dauern, und den ungeduldigen Männern auf dem Ufer Marylands schien es so, als würden die Warteschlangen niemals kürzer. Das 15 th Massachusetts setzte als erstes Regiment über, und einige Männer im 20 th Massachusetts fürchteten, ihr Schwesterregiment würde das feindliche Lager längst erobert haben, bevor die Boote endlich das 20 th über den Fluss brachten. Alles ging so langsam und unbeholfen vor sich. Gewehrschäfte schlugen an Dollborde, und Bajonettscheiden verfingen sich im Ufergebüsch, als die Männer in die Ruderboote stiegen. Um zwei Uhr morgens wurde flussauf ein größeres Boot entdeckt und zu der Stelle ihrer Flussüberquerung hinuntergebracht, wo es mit spöttischem Jubel empfangen wurde. Lieutenant Holmes kam es so vor, als würden die wartenden Männer unglaublich viel Lärm machen, genug, um jeden Rebellen zu alarmieren, der möglicherweise das Ufer auf der Virginia-Seite bewachte. Doch kein Kampfruf klang durch den Nebel, und keine Gewehrschüsse hallten von dem hohen, bewaldeten Hang herunter, der jenseits der Insel so unheilvoll aufragte. «Hat die Insel einen Namen?», fragte Lieutenant Holmes den Major, der so sehnsüchtig an Weihnachten gedacht hatte.
    «Harrison’s Island, glaube ich. Ja, Harrison’s.»
    Dieser Name wirkte auf Lieutenant Holmes recht unspektakulär. Er hätte sich für die Feuertaufe des 20 th Massachusetts etwas Erhabeneres gewünscht. Vielleicht einen Namen mit dem eisernen Klang von Valley Forge oder die schlichte Vornehmheit von Yorktown. Etwas, an das man sich noch lange erinnern würde und das gut aussah, wenn es auf die Regimentsfahne gestickt wurde. Harrison’s Island klang viel zu prosaisch. «Und der Hügel dahinter, Sir?», fragte er hoffnungsvoll. «Auf dem anderen Ufer?»
    «Der
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