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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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Yankees zu ersteigen.
    «Er ist verrückt geworden!», sagte Truslow.
    «Er ist ein gottverdammter Narr», sagte Starbuck. «Adam!», rief er, doch Adam schwenkte nur seine bunte Flagge und ging weiter. Starbuck kniete sich hin. «Adam! Komm zurück!», rief er über den umgestürzten Baumstamm hinweg. «Um Gottes willen, Adam! Komm zurück!» Doch Adam drehte sich nicht einmal um; stattdessen stieg er zu dem Wald auf der anderen Talseite hinauf und kam dort außer Sicht, wo die aufgeworfene Erde die Stellung der Yankees oben auf dem Hang erkenntlich machte. Adams Verschwinden brach den Bann, der die beiden Seiten gefangen gehalten hatte. Irgendjemand gab Befehl zum Feuern, und Starbuck duckte sich gerade noch rechtzeitig hinter den Stamm, bevor wieder Kugeln durch das ganze Tal pfiffen. Rauch trieb durch das Laubwerk und über die schwarzen Tümpel und die umgestürzten Baumstämme und die toten Soldaten hinweg.
    Starbuck nahm die Bibel in die Hand. Adam hatte eine Stelle irgendwo in der Mitte angestrichen, und Starbuck blätterte durch die Seiten, um die Botschaft seines Freundes zu finden. Kugeln peitschten durch das Tal, als er die Seiten mit den Psalmen, dem Buch der Sprüche und dem Hohelied unter dem Daumen durchschnellen ließ. Dann entdeckte er es, ein Bleistiftkreis um den zwölften Vers des fünfundsechzigsten Kapitels im Buch Jesaja. Starbuck las den Vers, und plötzlich wurde ihm in der Hitze des Tales eiskalt. Hastig klappte er die Bibel zu.
    «Was steht da?», fragte Truslow. Er hatte gesehen, wie Starbuck blass geworden war.
    «Nichts», sagte Starbuck kurz angebunden, steckte die Bibel zurück in die Tasche seines Uniformrocks und zog das ausgefranste, fadenscheinige Kleidungsstück an. Die Briefe schob er in eine andere Tasche. «Überhaupt nichts», sagte er, nahm sein Gewehr und überprüfte, dass ein Zündhütchen auf dem Piston saß. «Bringen wir lieber ein paar von den gottverdammten Yankees um.» Aber dann zuckte er zusammen, weil plötzlich das ganze Tal von Kriegslärm widerhallte. Geschütze donnerten, und Gewehre krachten. Der dämonische Rebellenschrei klang aus dem Wald, als der nächste Rebellenangriff eine graue Welle über die Talkante schwappen ließ. Eine weitere Infanteriebrigade war zum Angriff links von Major Haxalls Männern aus Arkansas befohlen worden, und die Neuankömmlinge kreischten ihre Herausforderung, als sie den Hang hinunterstürmten. Die Yankees erwiderten das Feuer, die Mündungsflammen ihrer Gewehre stachen wie feurige Schwerter in die langsam länger werdenden Schatten des Nachmittags. Granaten explodierten auf der anderen Talseite, bitterer Rauchgestank breitete sich aus. Kartätschenschüsse der Nordstaatler löschten ganze Angreiferreihen der Südstaaten aus, tränkten das tote Laub mit Blut, doch immer mehr grau und braun uniformierte Männer kamen aus dem Wald an der Talkuppe und griffen über den vor lauter Blut schlüpfrigen Hang an, bis das ganze Tal von einer krabbelnden Flut brüllender Soldaten erfüllt war, die über den Schlamm und die Ertrunkenen hinweg weiterstürmten.
    Starbuck stand auf. «Kompanie K! Angriff! Mir nach! Mir nach!» Die Gefahr kümmerte ihn nicht mehr. Er war von Gott verflucht, eine verlorene Seele in der immerwährenden Finsternis. Auf dem Hang vor ihm blühten Rauchwolken auf, blitzte das Feuer der Granaten. Starbuck begann zu schreien, nicht den Rebellenschrei, sondern den Schrei eines Mannes, der weiß, dass seine Seele verdammt ist. Er rannte in den Bach und kämpfte sich durch den saugenden, klebrigen Schlamm. Etwas voraus auf dem Hang sah er einen Yankee in einem Schützengraben, der auf ihn zielte, dann wurde der Mann von einem Schuss zurückgeschleudert, der von der Rebellenseite des Tals aus abgefeuert worden war. Ein anderer Nordstaatler beeilte sich, aus dem Schützengraben und den Hang hinauf zu kommen, und Starbuck sah an dem Flüchtenden vorbei und dachte, dass so Ball’s Bluff für die sterbenden Yankees ausgesehen haben musste, an jenem Tag, als er und die anderen Rebellen oben auf der Kuppe Stellung bezogen und die wehrlosen Yankees unter sich erbarmungslos unter Feuer genommen hatten.
    «Kommt schon!», brüllte er. «Tötet die Bastarde, mir nach!» Und er warf sich auf den Hang, zog sich an Wurzeln und Gestrüpp nach oben. Er kam an zwei aufgegebenen Schützengräben vorbei, dann bemerkte er rechts von sich eine plötzliche Bewegung und entdeckte einen weiteren Schützengraben, der halb von Unterholz
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