Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Tschernobyl-4 gewesen.
    Mein Team hatte Zuflucht in einem halb zerstörten Keller gesucht. Nachdem der Blowout vorbei war und wir uns zum Schlafen hingelegt hatten, flüsterten die Jungs lange und kaum hörbar in ihrer Ecke, und das machte mich sofort misstrauisch.
    Es gab nichts zu flüstern! Eigentlich hätten sie völlig fertig sein müssen, von dem schwierigen, fast vierundzwanzigstündigen Marsch durch die Zone. Sie hätten, kaum dass sie lagen, auf der Stelle eingeschlafen sein müssen.
    Ich sorgte in meinem Team stets für eiserne Disziplin — nötigenfalls mit meinen Fäusten. Und trotzdem hatten die Brüder gerade etwas zu besprechen. Leise, um den Anführer, also mich, nicht zu wecken. Und Meuterei auf dem Schiff begann immer mit Geflüster hinter dem Rücken des Kapitäns.
    Ich stellte mich schlafend und starrte in die pechschwarze Dunkelheit, um ja nicht unabsichtlich einzuschlafen. Gleichzeitig versuchte ich keinen Laut aus der anderen Ecke des Kellers zu verpassen. Allerdings verstummten die Kerle irgendwann, und nachdem ich noch eine Stunde abgewartet hatte, erlaubte ich mir dann doch, mich zu entspannen.
    Das war ein Fehler. Wenn ich in jener Nacht nicht eingeschlafen wäre, wäre sicher alles anders gekommen. Wahrscheinlich hätte ich alle drei gesund und munter zum Händler gebracht, das vereinbarte Geld eingestrichen und mich zu Dinka aufgemacht, um mich gründlich auszuschlafen. Sie hätten es niemals gewagt, mir Auge in Auge gegenüberzutreten, nicht einmal zu dritt.
    Allerdings war ich ziemlich geschafft, der Ausflug war anstrengender als erwartet ausgefallen. Und die Jungs waren offenbar zu dem Schluss gekommen, dass sie — nach meinem unfreiwilligen Ableben, versteht sich — problemlos über die weitaus sichereren tieferen Ebenen hätten zurückkehren können. Für das Artefakt hätten sie dann zwar weniger kassiert, aber immer noch mehr, als wenn durch vier geteilt werden musste.
    Möglicherweise hatte ich den Kardinalfehler bereits viel früher begangen. Ich hätte nicht gleich zu Beginn so hart mit ihnen ins Gericht gehen sollen. Allerdings wurde Sauerkopp vorlaut, und ich musste ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte. Was ich auch tat. Dann kostete es den Gestutzten das Leben. Er starb auf höchst überflüssige Art und Weise, und mein Team verspannte sich merklich, obwohl er selbst schuld gewesen war. Und dann ging noch Zwieback drauf —auch ausschließlich aufgrund seiner eigenen Dummheit. Trotz meines strikten Befehls, mir dicht auf den Fersen zu bleiben!
    Draufzugehen, obwohl du vom Boss persönlich beim Händchen genommen wirst — das war ein Kunststück, das Zwieback leider locker bewerkstelligte. Er verließ für einen kurzen Moment die befohlene Route und latschte direkt auf einen Gravitationsschimmel,der auf dem Betonboden so gut wie unsichtbar war. Sofort ging er zu Boden, und das Bein, das mit der Anomalie in Berührung kam, wurde regelrecht zermalmt.
    Wir konnten nur tatenlos zusehen. Das verstümmelte Bein hätten wir vielleicht amputieren können, allerdings hätte der Schnitt so weit oben erfolgen müssen, dass kein Platz mehr für eine Kompresse gewesen wäre.
    Sein Todesurteil. Keine Chance auf Rettung. Wir versuchten noch einige Minuten, dem wie wahnsinnig brüllenden Mann zu helfen, doch es war vergebens. Schließlich erlöste ich ihn von seinen Qualen, damit er nicht die Aufmerksamkeit der hiesigen Biester auf uns lenkte. Danach trieb ich den Rest des Teams weiter.
    Zwieback wäre so oder so gestorben, entweder am Schock oder durch den eklatanten Blutverlust. Schrapnell machte trotzdem ein Gesicht, als hätte ich auf ihn geschossen. Vielleicht hätte ich ihnen erklären sollen, dass wir Zwieback niemals hätten retten können, aber ich war völlig erledigt, Sauerkopp nervte mich, und mein Hals war voller Wunden von dem beschissenen Brandflaum in der Luft.
    Mir war einfach nicht danach, auf die Gefühlsduseleien von Frischfleisch einzugehen.
    Bestimmt war bei ihrem kleinen Kriegsrat im Dunkeln der erste Satz so ein Klassiker gewesen wie:Er wird uns noch alle umbringen.Diese Sprüche kannte ich zur Genüge. Ich selbst hatte damals so etwas Ähnliches zu meinen Teamkollegen gesagt, als wir von Sterwatnik (möge er in Frieden ruhen), der vor lauter Gier den letzten Funken Verstand verloren hatte, über die heißen Felder gejagt wurden. Wir sollten ein goldenes Artefakt für ihn auftreiben, und uns war allen klar, dass der Alte nicht mehr richtig tickte.
    Die Fähigkeit,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher