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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Autoren: Bernd Frenz
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witterte Frischfleisch, ließ von dem entdeckten Kadaver ab und bewegte sich im Trab auf mich zu.
    Das hat mir gerade noch gefehlt!Ich versuchte mich über die anderen Gleise zu rollen, doch als ich mich nur kurz aufrichtete, schlug eine Kugel in meinen Rucksack ein. Ich zwängte mich erneut zwischen die Gleise und spürte, wie der scharfkantige Schotter in meine Haut schnitt. Im Rucksack gluckerte etwas fröhlich, und meine Jacke wurde am Rücken unangenehm feucht: Offenbar hatte es die Feldflasche mit dem Wodka erwischt. Mach's gut, treuer Kamerad.
    Der Hund schien kapiert zu haben, dass sich seine Beute nicht bewegte, und wurde dadurch ermutigt, einen Zahn zuzulegen. Als er aus dem Gebüsch auf den Bahndamm zusteuerte, legte er in Erwartung eines leckeren Mittagsmahls einen beachtlichen Galopp über die Gleise hin. Es war eine hellbraune Kreatur von der Größe eines Neufundländers. Nur einzelne Stellen seines Körpers waren mit Fell bedeckt; er sah aus wie eine schaurige Kreuzung aus einem Straßenköter und einem Affen. Im Galopp warf er seine Hinterpranken weit hinter sich und schaukelte von einer Seite zur anderen. Und überhaupt bewegte er sich so, als wären gut ein Drittel seiner Knochen gebrochen. Aber der Hund war nicht verletzt, diese Gangart war typisch für die Mutation dieser Rasse. Der Kopf war faltig, und zwischen den tiefen Furchen versteckten sich irgendwo die Augenschlitze. Doch Augen brauchten diese Biester eigentlich gar nicht —sie orientierten sich an Gerüchen, Geräuschen ... und an den Gedanken ihrer Opfer. Und diese Orientierungsmethode hatten sie leider ziemlich gut drauf.
    Ich versuchte an mein Messer zu kommen, das am Gürtel hing,aber neue Schüsse vom benachbarten Hügel wirbelten den Schotter vor meinen Augen auf und zwangen mich in die dürftige Deckung der Eisenbahnschwellen zurück. Offenbar feuerte nur einer der Bastarde auf mich — was bedeutete, dass die anderen beiden gerade versuchten, mich zu umgehen und von der anderen Seite anzugreifen. Wenigstens zwei der Typen waren ehemalige Militärs, die sich mit Attacken auf offenem Gelände auskannten.
    Bubna hatte vier Leute für mich ausgesucht. Ihre echten Namen waren unwichtig. Ich nannte sie Sauerkopp, Zwieback, Chinese und Schrapnell. Einen hatte ich dann noch selbst aufgespürt, und zwar den vor Gesundheit strotzenden Wolodja Schpaka, den alle nur den Gestutzten nannten. Ein ehemaliger Deserteur mit einer langen Narbe auf der Wange. Er war in die Zone gekommen, weil ihm ein Kollege reiche Beute versprochen hatte.Frischfleisch —so nannte man junge, unerfahrene Stalker, deren Job es bei brenzligen Missionen war, die Vorhut zu bilden und somit das Leben des Anführers zu schützen. Besagter Kollege kam bereits im Frühjahr um, den Gestutzten selbst hatte es erst gestern erwischt. Neben ihm hatte sich ein kompletter Fleischwolf entladen und den armen Kerl in ein dampfendes Häufchen Schlacke verwandelt — obwohl ich jeden Eid geschworen hätte, dass der Korridor in der halb zerstörten Fabrik von Anfang bis Ende sauber war.
    Verdammt. Schade um den Gestutzten, er war ein cleverer Bursche gewesen, und früher oder später hätte ich glatt noch einen Menschen aus ihm gemacht. Leider hatte er zu eigenmächtig gehandelt. Dabei trichterte ich meiner Truppe unablässig ein, dass man sich in fremder Umgebung niemals sicher fühlen durfte. Aber noch gefährlicher war es, wenn man sich in bekannter Umgebung bewegte. In der Zone war alles instabil, alles veränderte sich; manchmal schneller, als man sich darauf einstellen konnte. Daraus leitete sich auch die erste Regel für Stalker ab: Nimm niemals den gleichen Weg zurück, den du gekommen bist!
    Hatte ein Stalker den Hinweg erfolgreich gemeistert und war allen Fallen erfolgreich ausgewichen, entspannte er sich unweigerlich auf dem Rückweg. Er wog sich in Sicherheit und merkte zu spät, dass innerhalb weniger Stunden an ehemals unbedenklichen Stellen neue Fleischwölfe aufgetaucht waren, auf Metallgegenständen Haare aus Rost wuchsen, der Wind-Brandflaum herantrieb, aus den unterirdischen Behausungen die Blutsauger krochen und in den Baugruben und auf den Technikfriedhöfen Zombie-Stalker oder irgendwelche Banditen Hinterhalte organisiert hatten.
    Der Blowout hatte uns gestern auf dem Rückweg erwischt. Er kam wie immer sehr überraschend — die Prognose von Che hatte gelautet, dass wir erst am Abend des nächsten Tages damit zu rechnen hatten.Dann wären wir schon längst in
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