Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
solche Stimmungen im Team im Keim zu ersticken, war eine Gabe, die jeder Teamführer brauchte, damit ihm ein langes Leben vergönnt war. Sterwatnik hatte diese Gabe nicht. Und ich hatte mir eingebildet, genügend Respekt und Angst unter meinen Leuten verbreitet zu haben, um Sterwatniks Schicksal niemals teilen zu müssen ...
    Den Klassiker-Satz hatte sicher Sauerkopp von sich gegeben. Ein echtes Arschloch. Er wollte nach oben — um jeden Preis —, aber er bestand nur aus einem großen Haufen Scheiße. Hätte man ihn nur leicht angestochen, wären die ganzen Exkremente aus ihm herausgequollen. Diese Sorte Mensch hielt sich nicht lange in der Zone.Typen wie Sauerkopp unterdrückten die Schwachen und gingen über Leichen. Sie kapierten schnell, dass es eine Kunst war, freier Stalker zu werden — vergleichbar mit den Samurai früherer Zeiten — und dass es ihnen verdammt schwerfallen würde, diesen Weg zu bewältigen. Also schlossen sie sich zu Gruppen zusammen und raubten die anderen Stalker aus oder wurden Laufburschen der Clanbosse. Wenn sie Glück hatten, wurden sie selbst zu Bossen von irgendwelchen Pennern. Aber nur, wenn sie richtig viel Glück hatten, denn dazu gehörte nicht nur Dreistigkeit sondern auch Cleverness.
    Chinese hatte der kleinen Verschwörung bestimmt aus reiner Gier zugestimmt. Die Idee, die Zahl der Teilhaber zu verringern, hatte ihm sicher gefallen. Mir war seine Raffgier schon beim Händler aufgefallen. Und der charakterlose Schrapnell hätte sich nie dem Willen des restlichen Teams widersetzt, dazu war er zu feige. Er schloss sich immer der Mehrheit an, und Sauerkopp tanzte ihm nach Belieben auf der Nase herum.
    Sie hatten wohl beschlossen, mich mitten in der Nacht zu überfallen. Offenbar hatten sie geglaubt, dass es ein Kinderspiel sein würde, einen Veteranen zu erledigen und den Rand der Mülldeponie ohne einen erfahrenen Anführer zu überwinden — und das direkt nach einem Blowout.
    Ein ausgesprochen dämlicher Einfall. Als der liebe Gott den Grips verteilte, musste mein Team wohl in der falschen Schlange gestanden haben.
    Also ging natürlich auch dieses Vorhaben gründlich in die Hose.
    Sie schalteten nur für einen kurzen Augenblick die Taschenlampe ein, um sicher zu gehen, dass ich noch da war. Unter dem Frischfleisch und den Wachen kursierten Legenden, wonach erfahrene Stalker ein geradezu übernatürliches Gespür für Gefahren hatten.Daher wollten die Kerle wohl besonders gewieft vorgehen. Sie vermieden es, mir direkt ins Gesicht zu leuchten. Und das war auch schon ihr größter Fehler. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sich vage eine menschliche Silhouette unter meiner Tarnjacke abzeichnete, schalteten sie die Taschenlampe auch schon wieder aus und näherten sich langsam.
    Ich wachte auf, als meine Beine fest mit einer Schnur verzurrt wurden. Jemand stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf meine Schultern, dennoch brach ich dem Idioten die Nase, indem ich meine Faust nach oben riss. So wie es aussah, wollten sie mich ohne großes Aufhebens im Schlaf erwürgen, und falls jemand aus meinem Clan später unangenehme Fragen stellte, würden sie einfach behaupten,ich wäre einem Bürer zum Opfer gefallen, der aus einem Loch in der Wand gekrochen war.
    Wahrscheinlich wäre auch alles nach Plan verlaufen, wenn ich mich vor dem Einschlafen nicht um hundertachtzig Grad gedreht hätte, weil mich die Ratten in der Wand gestört hatten, die genau auf Kopfhöhe einen unglaublichen Radau veranstaltet hatten. Dann wären jetzt wohl nicht meine Fußknöchel in der Schlinge gelandet, sondern mein Hals.
    Ich zog meine gefesselten Beine an und trat wuchtig in die Dunkelheit. Ich erwischte etwas Weiches, Biegsames. Chinese schrie auf, und die Schnur um meine Beine lockerte sich etwas. Jemand erwischte mich verdammt hart mit dem Absatz am Ohr, was aber offensichtlich keine Absicht war, denn der Betreffende lief einfach gegen mich.
    Ich schlug blind um mich und erwischte einen Angreifer. Dabei standen sich die Idioten meist selbst im Weg, weil sie alle drei gleichzeitig versuchten, an mich heranzukommen. Ich bekam — wieder unabsichtlich — einen Fuß in die Rippen, was mir kurzfristig die Luft raubte. Dann schlug einer der Angreifer aus Versehen einen Kollegen k. o., während ich mich wie ein Aal und ohne mich aufzurichten, Richtung Ausgang schlängelte.
    Dann schnappte ich mir den Tragriemen der AK, die ich gestern am Kopfende abgestellt hatte. Aber noch während ich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher