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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition)
Autoren: Daniel Strahl
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Schwachstellen im Sicherheitssystem. Ich fand keine. Sicher, eine gut ausgerüstete Militäreinheit hätte das Gelände gestürmt, aber für Amateure, selbst so gut vorbereitete Fanatiker wie Hiobs Primaten, war die Sache eine Nummer zu groß. Ich fragte mich langsam, wie Florian, den ich im Karo beschützt und der mit mir zum Erstaunen meiner Begleiter Schnaps getrunken hatte, es fertig gebracht hatte, sich in dieser Festung zu infizieren. Endlich kam Kaufmann zurück. Er hob entschuldigend die Hände.
    »Es tut mir leid, mein Freund. Einer der Unsrigen brauchte meinen Beistand. Er hatte zu lange nicht geschlafen und war ein wenig außer sich. Nun kann er schlafen.«
    Ich nickte, obwohl etwas an seinem Gesichtsausdruck mir sagte, dass die Wahrheit über die alltägliche Seelsorge weit hinausgegangen war. Kaufmann zeigte mir schließlich noch den Rest des Geländes mit Ausnahme des Königreichsaales, der Angehörigen seiner Glaubensgemeinschaft vorbehalten war. Nachdem mir alles gezeigt worden war, wurde ich in eine Art Wohnzimmer geführt. Mir wurde Tee serviert, Plätzchen gereicht. Und dann begann das Teekränzchen.
    »So, mein Freund. Und nun erzähle mir von deinen Gedanken über Gott.«
    Ich sah keinen Grund, diplomatisch zu sein.
    »Gott kann mich mal am Arsch lecken.«
    Ich sah ihm dabei direkt in die Augen. Wenn ihn meine Worte verletzten oder erzürnten, so verbarg er seine Gefühle sehr gut.
    »Und warum hegst du einen solchen Groll gegen den Herrn?«
    Ich beschloss, noch etwas deutlicher zu werden.
    »Weil Gott der Herr ein mieser Betrüger ist, in den Millionen von Menschen ihre Hoffnung legen. Aber ihn interessiert das nicht. Er lässt sie im Stich.«
    »Du würdest einen solchen Gott nicht anbeten wollen?«
    »Hab ich das nicht deutlich gemacht? Warum soll ich meine Zeit mit Gebeten zu einem Gott verschwenden, den das einen Scheiß interessiert? Wenn ich mich an ihn in schlechten Zeiten wende und er eh nichts dagegen tut, wozu soll das gut sein?«
    »Muss ein Gott denn etwas gegen diese schlechten Zeiten tun? Ist das seine Aufgabe?«
    »Sie hören sich langsam an wie mein kürzlich verstorbener Freund Peter. Er hat mir etwas Ähnliches über Gott erzählt. Dass von Gott keine Hilfe zu erwarten ist und so. Ich bin nur etwas überrascht, dass Juden und Jehovas Zeugen sich so nahe stehen.«
    Mein Gegenüber lächelte. »Wir sind uns nahe und sind es nicht. In zentralen Fragen gibt es Differenzen. Aber wir glauben an den gleichen Gott.«
    »Wie dem auch sei, ich habe für mich beschlossen, dass ich auf mich selbst aufpasse und keinen Gott dazu brauche. Verdammt, seit die ganze Scheiße hier angefangen hat, habe ich mehr als einmal gedacht, ich würde es nicht schaffen. Und doch habe ich jede Situation gemeistert und bin an den Aufgaben gewachsen. Und kein Gott hat mir dabei helfen müssen. Wenn das hier vorbei ist, werde ich leben. Und zwar aus eigener Kraft.«
    Er nickte.
    »Du bist stark. Du bist über dich hinaus gewachsen. Ich kenne dich. Ich habe im Fernsehen gesehen, wie du gebissen worden bist. Du solltest schon lange einer von den Kretins dort draußen sein. Dass du es nicht bist, ist der Grund, warum ich dich in unser bescheidenes Heim eingeladen habe.«
    »Und wozu?«
    »Was weißt du über Jehovas Zeugen?«
    »Ihr Typen glaubt, dass das Ende bevorsteht und Gott alle vor die Hunde gehen lässt. Nur eine kleine Schar von Auserwählten lässt er übrig. Die sollen dann den Neuanfang bestreiten. Und die Auserwählten seid natürlich ihr.«
    »Ich höre etwas Spott aus seinen Worten heraus.«
    »Stört Sie das?«
    Er lächelte wieder. »Mein Freund, man hat schon Hunde auf mich gehetzt, nur weil ich an Türen geklopft habe, um den Menschen eine Zeitung anzubieten. Und ich verstehe, dass unsere Auffassung Außenstehenden arrogant erscheinen muss.«
    »Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Du hast überlebt. Hast das Böse in dir besiegt.«
    »Um dies zu tun, musste ich sündigen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das Böse wirklich besiegt habe.«
    »Du musstest dich natürlich verteidigen.«
    »Ich rede nicht nur vom Töten. Ich musste Drogen nehmen, um die Mutation einzudämmen.«
    »Und nimmst du diese Drogen noch?«
    »Nein, es ist nicht mehr nötig.«
    »Na bitte, da hast du es! Die Macht Gottes fließt in deinen Adern, ob es dir gefällt, oder nicht. Du bist rein, du hast dich von dem Bösen frei gemacht.«
    »Einen Scheiß habe ich! Ich bin auch nicht so toll, wie Sie denken, ich bin
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