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0658 - Blutige Träume

0658 - Blutige Träume

Titel: 0658 - Blutige Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Yves Cascal zwinkerte. Der Rauch unzähliger Zigaretten biß ihm in die Augen. Aber er verließ die Spelunke nicht. Er blieb im Hintergrund und beobachtete. Er wartete auf seinen Informanten.
    Er war und blieb mißtrauisch. Er rechnete jede Sekunde mit einem Angriff. Mit einer Falle.
    Ein paar Leute warfen ihm argwöhnische Blicke zu. Seit über einer Stunde lungerte er bereits hier herum und wartete. Er hatte eine Notiz erhalten, daß ihn jemand hier treffen wollte, um ihm eine wichtige Information zukommen zu lassen.
    Auf diese Person wartete er jetzt.
    Auf einer kleinen Bühne tanzte ein nacktes Mädchen zum Geklimper eines schlechten Klavierspielers. An einigen Tischen wurde gespielt. Hohe Summen wechselten den Besitzer. Das bunte Licht war sparsam genug, die Gesichter der Spieler fast unkenntlich zu lassen.
    Als wieder einmal die Tür aufglitt, sah Cascal im Licht der Straßenbeleuchtung einen hochgewachsenen Mann eintreten, der vielleicht mit seiner Kleidung, nicht aber durch die Art seines Auftretens, hierher paßte.
    Cascal konnte das sehr genau beurteilen. Er kannte die Menschen nur zu gut - vor allem jene, die sich im Dunkeln bewegten und etwas zu verbergen hatten. Er bewegte sich selbst im Dunkeln; er war der Schatten. Unter diesem Namen kannte man ihn in Baton Rouge, Louisiana. Und niemand wußte, wer der Schatten wirklich war. Selbst nach all den Jahren noch nicht… Und hier, in dieser anderen Stadt, erst recht nicht. Hier war nicht einmal sein Tarn-Name ein Begriff.
    Die vage Beschreibung paßte. Der Eintretende mußte der Mann sein, auf den Cascal wartete.
    Er bewegte sich aus der Dunkelheit hervor, gab dem Mann ein Zeichen. Der registrierte es, nickte kurz und wandte sich ab.
    Das war in Ordnung.
    Eine Viertelstunde später traf ihn Cascal in einem der hinteren Räume.
    Er selbst war dem Informanten nur unter dem Namen » Ombre « bekannt - »Ombre«, der »Schatten«. Man hatte dafür gesorgt, daß sein Gesicht verdunkelt blieb; gegen eine gewisse »Gebühr« zeigte sich der Wirt als ein absoluter Meister der Beleuchtung.
    Allerdings stimmte irgend etwas mit dem Gesicht des anderen auch nicht. Ombre spürte es. Irgendwie flirrte es, ließ sich nicht einordnen. Das verstärkte Ombres Mißtrauen. Der »Schatten« überlegte, ob er nicht zuerst schießen und dann erst fragen sollte - Sterbende sagen die Wahrheit, hieß es doch…
    Aber er war doch auch kein Killer!
    So tief war er bisher noch nicht gesunken. Und er wollte es auch niemals dazu kommen lassen.
    Zugegebenermaßen war seine moralische Hemmschwelle entschieden geringer geworden als früher. Daß der Erzdämon Lucifuge Rofocale Maurice Cascal, Yves’ contergangeschädigten Bruder, ermordete, hatte alles geändert.
    Seither war es Cascals Ziel, Lucifuge Rofocale zu vernichten.
    Daß er sich damit ein praktisch unlösbares Problem aufgehalst hatte, war ihm klar. Mit seinen bisherigen Versuchen war er dabei auch prompt gescheitert, und nur weil sein Freund Zamorra ihm geholfen hatte, überlebte er diese Aktion.
    Aber auch ein Dämon wie Lucifuge Rofocale konnte nicht unbesiegbar sein! Er mußte seine Schwachstelle haben. Und der Informant sollte diese Schwachstelle benennen!
    Cascal hoffte, daß er dieses Mal eine brauchbare Information erhielt, daß es sich nicht wieder um eine Falle handelte. Aber er mußte vorsichtig sein.
    Traue niemandem!
    Das war sein Wahlspruch geworden. Die einzige Ausnahme waren Professor Zamorra und seine Crew von Mitstreitern.
    »Sie wollen Lucifuge Rofocale?« sagte der Fremde trocken. »Sie bekommen ihn - von mir!«
    »Warum?« fragte Cascal. »Warum tun Sie das?«
    »Interessiert Sie das wirklich? Reicht es Ihnen nicht, zu wissen, wo Sie Ihren Feind finden können?«
    Ombre schüttelte den Kopf.
    »Es interessiert mich«, sagte er dunkel. »Nennen Sie mir den Grund. Wenn er mir gefällt, bleiben Sie am Leben.«
    Er hob eine Waffe. Eine M-11; recht handlich und klein, aber mit einer gewaltigen Feuerkraft.
    Sein Gegenüber lächelte.
    »Lächeln Sie auch noch, wenn ich Ihnen verrate, daß das ganze Magazin mit Silberkugeln bestückt ist?« fragte Ombre. »Mit geweihten Silberkugeln, um genau zu sein. Glauben Sie, das wäre zu teuer? Ich hätte das Geld dafür nicht, weil ich ein armer Schlucker bin? Probieren Sie es aus, Freundchen.«
    »Warum bedrohen Sie mich?« fragte der Fremde. »Ich bin hier, weil ich Ihnen helfen will.«
    »Und was springt für Sie dabei heraus?«
    »Wenn Lucifuge Rofocale vernichtet wird,
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