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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis
Autoren: Thomas Greanias
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an. »So viel zu Ihren Fantasievorstellungen von vorzeitlichen Astronauten.«
    Er hätte sich denken können, dass sein einfacher wissenschaftlicher Test bei ihr nicht so gut ankommen würde. Vor Wut kniff sie die Augen zu stahlblauen Schlitzen zusammen. Eine solche Verwandlung hatte er schon einmal an ihr gesehen. Auf diese Weise hatte sie es auch beim Fernsehen so weit geschafft. Das Geld ihres Vaters war natürlich auch hilfreich gewesen.
    »Sie sind wichtig für die Reihe, Conrad«, sagte sie. »Sie denken anders als andere. Und Sie haben ein wissenschaftliches Renommee. Zumindest hatten Sie das früher mal. Sie sind ein Astro-Archäologe des 21. Jahrhunderts oder was auch immer. Schmeißen Sie das nicht einfach hin. Ich will Sie weiter dabeihaben. Aber ich muss auch an die Einschaltquoten denken. Wenn Sie also nicht mitspielen, hole ich mir irgendeine dauergrinsende Berühmtheit, die ihren Part als Fernseh-Archäologe übernimmt.«
    »Und das heißt?«
    »Geben Sie den Irren, die unsere Sendung anschauen, das, was sie wollen.«
    »Astronauten aus der Vorzeit?«
    Ein heiteres Lächeln legte sich über ihr Babygesicht, und sie setzte eine einschmeichelnde, bewundernde Miene auf. Er stöhnte innerlich.
    »Professor Yeats.« Sie strahlte ihn an, umarmte ihn und küsste ihn auf den Mund.
    Unfähig, sich aus ihren Armen zu befreien oder Luft zu holen, ließ er sich widerwillig auf den Kuss ein und spürte, wie ihr Körper auf seinen Selbsthass reagierte. Offensichtlich traf das, was der französische Dramatiker Molière über Schriftsteller gesagt hatte, auch auf Archäologen zu. Er war hier die Prostituierte. Ursprünglich hatte er es für sich selbst getan, dann für ein paar Freunde und die Universitäten. Verflucht noch mal, warum nicht auch Geld dafür nehmen?
    Plötzlich kam Wind auf, und Mercedes' Pferdeschwanz schlug ihm ins Gesicht. Ein leuchtendes Objekt aus Metall kreiste in der Luft. Er hielt die Hand vor die Augen und erkannte die Umrisse eines Black-Hawk-Militärhubschraubers, an dessen Seiten Maschinengewehre angebracht waren.
    Mercedes folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. »Was bedeutet das?«
    »Ärger.«
    Yeats griff hinter Mercedes und zog eine 9 mm Glock Automatik aus ihrem Rucksack.
    Sie machte große Augen. »Damit haben Sie mich durch den Zoll geschickt?«
    »Nein, die hab ich erst neulich in Lima gekauft.« Er zog ein geladenes Magazin aus seiner Gürteltasche und schob es in den Griff. Dann steckte er die Pistole in den Gürtel. »Überlassen Sie das Reden mir.«
    Mercedes nickte sprachlos.
    Der Hubschrauber setzte zur Landung an. Der Wind, den die Rotoren erzeugten, wirbelte roten Staub auf. Nach der Landung ging die Tür auf, und sechs Soldaten der U. S. Special Forces in grünen Kampfanzügen sprangen heraus und sicherten das Gebiet. Gleich darauf stieg ein schlaksiger junger Offizier in einer blauen USAF-Fliegermontur die Metalltreppe herunter und ging auf Conrad zu.
    »Doktor Yeats?«, sagte der Offizier.
    Yeats musterte den Offizier, der ungefähr in seinem Alter zu sein schien. Irgendwo hatte er den schlanken, lässigen Mann schon einmal gesehen. Über die linke Hand hatte dieser einen schwarzen Lederhandschuh gestreift.
    »Wen interessiert das?«
    »Die NASA, Sir. Ich bin Lieutenant Colonel Lundstrom. Ich arbeite für General Yeats, Ihren Vater.«
    Yeats erstarrte. »Was will er von mir?«
    »Der General möchte Ihre Meinung zu einer Angelegenheit hören, die für die nationale Sicherheit von höchstem Interesse ist.«
    »Glaube ich Ihnen sofort, Colonel, aber die Interessen des Landes und meine eigenen sind nicht ein und dasselbe.«
    »Diesmal schon, Doktor Yeats. Meines Wissens sind Sie an der University of Arizona Persona non grata. Und falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Es klettert gerade ein schwer bewaffneter Schlägertrupp den Abhang hoch. Sie können also entweder mit mir kommen, oder aber ein paar Wochen in einer peruanischen Gefängniszelle verbringen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Alternative zu meinem Vater der Knast ist? Das muss ich mir wirklich erst noch überlegen.«
    »Tun Sie das«, sagte Lundstrom. »Aber es könnte sein, dass Ihre kleine Freundin hier die Kaution für Sie möglicherweise nicht stellen kann, wenn sie herausfindet, dass Sie sie benutzt haben, einen gestohlenen ägyptischen Kunstgegenstand durch den Zoll zu schmuggeln. Damit Sie den dann an einen südamerikanischen Drogenbaron verscherbeln können.«
    »Noch so eine Lüge aus Luxor.
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