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Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things

Titel: Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Autoren: Ann Granger
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Anwalt, der nach nächsten Angehörigen sucht. Ich hab in seiner Kanzlei angerufen und bin heute aus London hergekommen, um mit ihm zu reden. Er hat gesagt, dass ich Dokumente mitbringen soll.« Die letzten Worte sprach sie sorgfältig aus, als hätte sie Angst, den unvertrauten Begriff falsch zu betonen. »Ich habe alles mitgebracht, was ich habe. Meine Eheschließungs- und Marvins Geburtsurkunde und seine Zeugnisse und Photos …« Sie kramte erneut in der Tasche. »Ich hab auch Marilyns Totenschein. Ihre Leber hat nicht mehr mitgemacht. Na ja, war zu erwarten, nicht wahr?«
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Jess. »Ich dachte nur, ich komme vielleicht zuerst hierher. Ich wollte Sie zuerst fragen, ob Sie wissen, wer Marvin getötet hat? Ich möchte, dass Sie ihn schnappen.«
    »Das möchten wir auch, Mrs. Gotobed«, antwortete Jess. »Und wir tun unser Bestes, glauben Sie mir. Wann haben Sie Ihren Neffen zum letzten Mal gesehen?«
    Mrs. Gotobed antwortete nicht sogleich. Jess spürte, dass die alte Frau verlegen war.
    »Einen Monat vor Ronnies Tod«, sagte sie schließlich, den Blick starr geradeaus an Jess vorbei auf die Wand gerichtet.
    »Vor zehn Jahren?«
    Mrs. Gotobed errötete. »Wir hatten uns auseinandergelebt, wie es manchmal so ist. Er hatte sehr jung geheiratet, und die Ehe klappte nicht. Danach haben wir ihn weniger und weniger gesehen.
    Als ich ihm das letzte Mal über den Weg gelaufen bin, war es kurz vor Weihnachten, und meine Freundin meinte zu mir, Joy, du brauchst etwas Abwechslung, komm, wir machen einen Bummel durch die Geschäfte. Wir müssen ja nichts kaufen, nur ansehen. Ich wollte nur ungern weg und Ronnie länger als eine Stunde allein lassen. Er war damals schon sehr krank. Aber ein alter Freund von ihm sagte, er würde vorbeikommen und sich zu ihm setzen. Ronnie gefiel die Idee, und ich ging mit meiner Freundin los. Wir spazierten die Oxford Street hinunter, und wer kam geradewegs auf uns zu? Marvin. Er war älter geworden und hatte zugenommen, und er war sehr vornehm angezogen, aber es war mein Marvin, kein Zweifel.
    Ich rief ihm zu: ›Marvin! Ich bin es, deine Tante Joy!‹ Er sah aus, als hätte ihn der Schlag getroffen. Doch er war sehr freundlich und erkundigte sich nach Onkel Ronnie. Ich sagte ihm, dass es Ronnie nicht so gut ging. Ich wollte ihn nicht damit belasten, dass ich ihm erzählte, wie schlecht es um meinen Ronnie wirklich stand. Er sagte, das täte ihm leid. Sein Name wäre jetzt nicht mehr Marvin, sondern Lucas. Lucas Burton. Sie können sich denken, wie überrascht ich war. Ein schöner Name , sagte ich. Was hätte ich sonst sagen können? Er sah aus, als habe er es zu etwas gebracht. Er war schon immer voller Ideen gewesen, wie man Geld verdienen kann. Und er war ein heller Junge gewesen in der Schule, hatte immer gute Noten. Ich stellte ihm meine Freundin vor. Wir unterhielten uns ein wenig über die Menschenmassen und die Weihnachtsbeleuchtung auf den Straßen. Plötzlich zog er seine Brieftasche und gab mir fünfzig Pfund. ›Hier, lade deine Freundin zum Mittagessen ein, Tantchen.‹ Es tat ihm leid, dass er nicht mitkommen konnte, aber er hatte eine geschäftliche Verabredung. Weg war er, und meine Freundin und ich gingen essen. Als ich wieder zu Hause war, erzählte ich Ronnie, dass ich Marvin gesehen und dass er ausgesehen hatte, als ginge es ihm gut. Ich glaube, Ronnie war erfreut darüber. Obwohl, um ehrlich zu sein, hatte Ronnie zu diesem Zeitpunkt schon das Interesse an allem verloren.«
    »Ja«, sagte Jess verlegen. »Ihr Neffe hatte es zu etwas gebracht. Er war ein reicher Mann.«
    Was hätte sie dieser Frau sonst sagen sollen? Joy Gotobed, geborene Crapper, hatte ihr ganzes Leben lang für wenig Geld hart gearbeitet. Ihr Leben war kein Zuckerschlecken gewesen. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte zu jammern, also jammerte sie nicht. Und jetzt, spät im Leben, sah es plötzlich aus, als könnte sie die alleinige Erbin eines großen Vermögens werden. Hatte sie eine Vorstellung gehabt, wie reich ihr Neffe Marvin gewesen war, als er starb? Wahrscheinlich nicht. Reggie Foscott würde warten, bis er ihre Papiere geprüft hatte, bevor er sie informierte. Doch falls es wirklich niemanden sonst gab, war Joy Gotobed jetzt eine sehr reiche Frau. Was sollte sie mit dem Geld anfangen? Es war zu spät, um es mit Ronnie zu teilen. Es fiel schwer, sich vorzustellen, dass sie auf eine Weltreise gehen würde oder auch nur in der Oxford Street zum
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