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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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Saiman stürzen. Jeden Augenblick.
    Ich seufzte. Lieber Gott, bitte verschone mich mit der Tapferkeit adoleszenter Idioten .
    »Kate, nimm doch bitte Platz. Möchtest du etwas zu trinken?« Saiman ging an die Hausbar.
    »Ein Wasser bitte.«
    Ich zog Slayer aus der Scheide auf meinem Rücken. Auf der langen, schlanken Klinge fing sich das Licht der elektrischen Lampen. Saiman sah von der Bar zu mir herüber. Kennst du mein Schwert schon, Saiman? Für manche ein tödliches Vergnügen .
    Ich legte Slayer auf den Couchtisch, setzte mich auf die dazugehörige Couch und betrachtete Derek. Mit seinen neunzehn Jahren wirkte der Werwolfwunderknabe immer noch ein klein wenig tollpatschig – mit seinen langen Beinen und dem schlanken Leib , der aber schon die männlichen Proportionen ahnen ließ, die er binnen weniger Jahre annehmen würde. Das dunkelbraune, schimmernde Haar trug er ganz kurz geschnitten. Sein Gesicht, das gegenwärtig grimmig blickte, besaß jenen bestimmten Typus frischer, verträumter Schönheit, bei deren Anblick junge Mädchen – und wahrscheinlich auch manche ihrer Mütter – fast unweigerlich dahinschmolzen. Als wir uns damals kennenlernten, war er lediglich hübsch gewesen, mittlerweile aber versprach er, sich zu einem richtigen Herzensbrecher zu mausern. Vor allem von seinen Augen ging eine beträchtliche Gefahr für die holde Weiblichkeit aus: Sie waren groß und dunkel und von so langen Wimpern gerahmt, dass ihre Schatten bis auf die Wangen reichten.
    Es war eigentlich erstaunlich, dass er überhaupt am helllichten Tag vor die Tür gehen konnte. Ich verstand nicht, warum die Polizei ihn nicht festnahm, da die Teenager bei seinem Anblick doch sicherlich gleich reihenweise ohnmächtig hinsanken.
    Saiman bumste normalerweise alles, was bei drei nicht auf den Bäumen war. So wie Derek aussah, hatte ich befürchtet, dass ich ihn hier an ein Bett gekettet vorfinden würde – oder Schlimmeres.
    »Nach unserem Gespräch ist mir wieder eingefallen, wo ich unseren jungen Freund schon einmal gesehen habe.« Saiman brachte uns zwei Kristallgläser – Weißwein für sich und eisgekühltes Wasser für mich. Ich beäugte das Wasser. Kein weißes Pulver, keine sich auflösende Tablette, kein anderes offensichtliches Indiz dafür, dass irgendetwas damit nicht stimmte. Trinken oder nicht trinken? Das war hier die Frage.
    Ich nippte daran. Falls er irgendwas hineingemixt hatte, konnte ich ihn immer noch töten, ehe ich umkippte.
    Saiman trank einen Schluck Wein und reichte mir eine zusammengelegte Zeitung. Vor der Wende waren Zeitungen etwas gewesen, das zum Aussterben verurteilt schien. Dann jedoch hatten die Wogen der Magie im Internet Chaos und Verwüstung angerichtet, und seither spielten die Zeitungen wieder ihre angestammte Rolle. In dieser hier sah man auf einem Foto ein düster wirkendes Ziegelsteingebäude hinter einer eingestürzten Mauer. Im Hintergrund lagen einige tote Frauen und ein toter Drache, von dem kaum mehr als das Skelett und ein paar Fleischfetzen übrig waren. Die Schlagzeile lautete: HERR DER BESTIEN BRINGT RED-POINT- KILLER ZUR STRECKE. Ich wurde mit keiner Silbe erwähnt. So war es mir am liebsten.
    Der Artikel unter dem Bild wurde von einem zweiten Foto illustriert: Derek, wie er von Doolittle, dem Arzt des Rudels, weggetragen wurde. Der Täter hatte Derek beide Beine gebrochen und ihn angekettet, um zu verhindern, dass die Knochen wieder zusammenwuchsen.
    »Er war der Junge, der von diesem Mörder angegriffen wurde, weil er mit dir in Verbindung stand«, sagte Saiman. »Soweit ich weiß, wurde er durch einen Bluteid verpflichtet, dich zu beschützen.«
    Saiman verfügte über ausgezeichnete Quellen und zahlte gut für Informationen, aber die Mitglieder des Rudels sprachen nicht mit Außenstehenden. Das war eine eiserne Regel. Woher zum Teufel also wusste er von dem Eid?
    »Der Bluteid ist nicht mehr in Kraft.« Curran, der Herr der Bestien von Atlanta, der Anführer des Rudels und das Oberarschloch schlechthin, der Dereks Leben damals buchstäblich in der Hand gehalten hatte, hatte Derek anschließend, nachdem der Fall abgeschlossen war, von dem Bluteid entbunden.
    »Die Magie hat eine interessante Eigenschaft, Kate. Wenn so eine Bindung einmal geschlossen wurde, wirkt sie in den beteiligten Personen fort.«
    Er musste mir Newmans Theorie der reziproken Magie nicht erläutern, denn damit kannte ich mich bestens aus. Saiman wollte mir weitere Einzelheiten abluchsen. Doch ich ging ihm
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