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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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nicht auf den Leim. »Wenn du glaubst, dass ich hierhergekommen bin, weil mich irgendein remanenter magischer Drang, verursacht durch einen alten Bluteid, dazu getrieben hätte, dann bist du wirklich auf dem Holzweg. Derek ist weder mein Geliebter noch sind wir insgeheim miteinander verwandt, und er ist auch kein Gestaltwandler, der für das Rudel von immenser Bedeutung wäre. Ich bin einfach bloß hier, weil er mein Freund ist. Im umgekehrten Fall wärst du jetzt längst tot, und er würde deinen Couchtisch als Brecheisen verwenden, um mich aus dem Käfig rauszuholen.«
    Ich fixierte Saiman mit meinem schönsten strengen Blick. »Ich habe nicht viele Freunde, Saiman. Wenn ihm irgendetwas zustößt, nehme ich das verdammt noch mal persönlich.«
    »Drohst du mir etwa?« Eine gelinde Neugier schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich erkläre dir lediglich die Spielregeln. Wenn du ihm wehtust, werde ich dir wehtun, und zwar ohne auch nur im Mindesten über die Konsequenzen nachzudenken.«
    Saiman nickte ernst. »Ich versichere dir, dass ich deine freundschaftliche Verbundenheit mit ihm in Erwägung ziehen werde.«
    Da hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Saiman zog nämlich schlechthin alles in Erwägung. Er handelte mit Informationen, verkaufte sie an den Meistbietenden. Seine Handelsware trug er Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen aus vielen einzelnen Gesprächen zusammen, bis sich dabei für ihn ein Bild des großen Ganzen ergab, und er verlor dabei nie etwas aus dem Blick.
    Saiman stellte sein Weinglas ab und faltete die Hände. »Doch wie dem auch sei: Dein Freund ist in meine Wohnung eingebrochen und hat versucht, etwas zu stehlen, das sich in meinem Besitz befindet. Ich sehe mich genötigt, dich darauf hinzuweisen, dass ich zwar deine Fähigkeit zur Gewaltausübung anerkenne, aber auch überzeugt bin, dass du mich nicht grundlos töten würdest. Und da ich nicht vorhabe, dir einen Grund zu liefern, habe ich bei unseren Verhandlungen immer noch die Oberhand.«
    Das stimmte. Wenn das hier herauskam, kriegte Derek es mit Curran zu tun. Der Herr der Bestien war ein arroganter Scheißkerl und regierte das Rudel mit stählerner Faust. Curran und ich kamen etwa so gut miteinander aus wie Glycerin und Salpetersäure: Wenn wir aufeinandertrafen, flogen unweigerlich die Fetzen. Doch so viele Fehler er auch hatte – und ich hätte zu meinen eigenen auch noch Saimans Finger und Zehen gebraucht, um sie alle aufzuzählen – , Günstlingswirtschaft gab es bei ihm nicht. Derek würde bestraft werden, und die Strafe würde drakonisch ausfallen.
    Ich trank einen Schluck Wasser. »Ich nehm’s zur Kenntnis. Nur mal so aus Neugier: Was wollte er denn eigentlich klauen?«
    Saiman zauberte wie aus dem Nichts zwei kleine, rechteckige Papierstücke hervor. Da die Magie gerade nicht herrschte, musste ich davon ausgehen, dass es ein Taschenspielertrick war. Ich merkte mir das für die Zukunft: Kartenspielen mit Saiman kam nicht infrage.
    »Das hier.« Er hielt mir die Papierstücke hin. Ich betrachtete sie, ohne sie jedoch zu berühren. Sie waren blutrot. Auf der pergamentartigen Oberfläche stand in großen, goldenen Lettern: MIDNIGHT GAMES .
    »Was ist das – Midnight Games?«
    »Ein übernatürliches Einladungsturnier.«
    Ach du grüne Neune. »Ich nehme an, dieses Turnier ist illegal?«
    »Vollkommen illegal. Hinzu kommt, dass der Herr der Bestien, soweit ich weiß, den Mitgliedern des Rudels ausdrücklich verboten hat, dieses Turnier zu besuchen oder gar daran teilzunehmen.«
    Erstens war Derek in Saimans Wohnung eingebrochen. Zweitens hatte er es mit dem Vorsatz getan, einen Einbruchdiebstahl zu begehen. Drittens hatte er versucht, Eintrittskarten zu einem illegalen Kampfturnier zu klauen, dessen Besuch Mitgliedern des Rudels ausdrücklich untersagt war. Curran würde Derek das Fell über die Ohren ziehen – und diese bildliche Redewendung dabei womöglich sogar wörtlich nehmen. Schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr kommen.
    »Also gut. Wie kriegen wir das wieder hin?«
    »Ich bin bereit, ihn gehen zu lassen und zu vergessen, dass er jemals hier war«, sagte Saiman. »Unter der Bedingung, dass du mich morgen zu den Mitternachtsspielen begleitest.«
    »Nein«, sagte Derek.
    Ich betrachtete das Kristallglas in meiner Hand, in das ein großes Wappen geschliffen war: eine Flamme mit einer Schlange drum herum. Das Licht der elektrischen Lampe brachte die Kristallschuppen der Schlange zum Funkeln.
    »Schön, nicht
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