Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
imstande gewesen wäre, und dass wir, wenn du nicht gewesen wärst, alle auf der Speisetafel der Rakshasas geendet wären.«
    »Ich wünschte, du hättest das nicht getan.«
    Sie machte eine knappe, energische Handkantengeste. »Darum geht es nicht. Du hast es zerbrochen. Es war mit Rolands Blut geschmiedet, und du hast es mit deinem Blut benetzt und es zerbrochen . Ich bin nicht dumm, Kate. Bitte halt mich nie wieder für dumm.«
    Sie hatte zwei und zwei zusammengezählt. Nur ein Blutsverwandter wäre in der Lage gewesen, Rolands Schwert zu zerstören.
    »Bist du seine Tochter?«, fragte sie.
    Tja, leugnen brachte da wohl nichts mehr. »Ja.«
    Sie erbleichte ein wenig. »Ich dachte, er wollte keine Kinder mehr.«
    »Bei meiner Mutter hat er eine Ausnahme gemacht.«
    »Ist sie noch am Leben?«
    »Nein. Er hat sie umgebracht.«
    Andrea rieb sich das Gesicht. »Weiß Curran davon?«
    »Niemand weiß davon.« Du bist meine beste Freundin. Die einzige wirklich gute Freundin, die ich habe. Bitte, bitte, zwing mich nicht, dich zu töten. Das könnte ich nicht .
    Sie atmete einmal tief durch. »Okay«, sagte sie. »Es ist gut, dass niemand davon weiß. Wir sollten es dabei belassen.«
    Puh.
    »Das ist doch lächerlich«, grummelte ich.
    »Still!« Andrea öffnete die Tür zu ihrer Wohnung. »Du bleibst bei mir. Es ist ja nur für ein paar Tage. Ich habe Doolittle versprochen, ein Wochenende lang auf dich aufzupassen.«
    Entweder das oder weitere achtundvierzig Stunden in Doolittles Obhut. Er war der beste Heilmagier, mit dem ich jemals zu tun hatte. Er war ein freundlicher und fürsorglicher Arzt und ein viel besserer Mensch als ich. Doch je länger man in seiner Obhut verblieb, desto penetranter traten seine gluckenhaften Tendenzen zutage. Wenn ich ihn gelassen hätte, hätte er mich noch mit einem Löffel gefüttert. Bei Andrea zu bleiben war das Geringere zweier Übel.
    »Du hättest wirklich die Blumen mitnehmen sollen«, sagte sie.
    »Die waren von Saiman.« Saiman hatte mir, wie nicht anders zu erwarten war, einen großen Strauß weißer Rosen geschickt, mit einem Dankesschreiben dran. Den Strauß hatte er auf der Türschwelle von Jims streng geheimem Versteck hinterlegen lassen, einem Ort, von dem Saiman gar nichts wissen durfte. Jim hätte fast der Schlag getroffen, als er das sah. In dem Brief teilte mir Saiman mit, dass Sophia, die Produzentin der Show, gestanden hätte, den Rakshasas die Splitter des Wolfsdiamanten geliefert zu haben. Sie hatte offenbar etliche Strohmänner engagiert und über sie von Anfang an hohe Geldbeträge auf die Rakshasas gesetzt, als die Reaper noch keiner kannte und die Quoten günstig standen. Saiman erwähnte nicht, was mit Sophia geschehen war. Wie ich ihn kannte, nichts Angenehmes.
    Andrea betrat ihr Wohnzimmer und erstarrte. Sie stand wie eine Statue da, und ihr klappte die Kinnlade runter. Die Tasche rutschte ihr von der Schulter und fiel zu Boden.
    Ein großes Ding hing mitten im Zimmer von der Decke. Es war kein Kronleuchter und auch kein Mobile, sondern eine schlanke, über zwei Meter hohe Konstruktion aus Messingdraht. An ihrer Spitze waren fächerförmig die gesammelten Werke von Lorna Sterling angebracht, Band eins bis acht. Unterhalb dieser Bücher ragten in etlichen Lagen Drahtzweige hervor, an denen Dutzende an zarten Goldketten aufgehängte kleine kristallene Zierelemente hingen. Jedes dieser Zierelemente war mit einer kleinen Schleife versehen und enthielt ein Stückchen Stoff – in weiß, rosa, blau …
    Wie in einem Traum streckte Andrea die Hand aus und zupfte eins dieser Elemente von dem Baum. Es öffnete sich in ihrer Hand. Sie zog ein pfirsichfarbenes Stoffstück heraus, faltete es auseinander und hielt – einen Tangaslip in der Hand.
    Ich war nicht unverdutzt.
    Sie starrte alles sprachlos an, schüttelte den Slip dann mit weit aufgerissenen Augen in meine Richtung.
    »Ich geh jetzt lieber«, sagte ich und floh. Doolittle würde nichts davon erfahren.
    Jetzt wusste ich immerhin, wohin Raphael während der Midnight Games verschwunden war.
    Ich ritt auf einem Pferd des Rudels nach Hause. Dass ich nicht hinunterfiel, war einer heldenhaften Anstrengung meinerseits zu verdanken. Und dass mich daheim keine bewundernde Menschenmenge mit Blumen und Orden empfing, war eine herbe Enttäuschung.
    Ich ließ mir von dem Hausmeister die neuen Schlüssel aushändigen, stieg die Treppe zu meiner Wohnung hinauf und betrachtete das neue Schloss. Es war groß und aus glänzendem,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher