Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
Vom Netzwerk:
dich wiederhierher gezogen hat, Marten.“
    Lachend drehte ich mich um. „Warte erst mal ab, bis du die Ranch siehst. Dann willst du nie wieder weg.“
    „Sag das nicht zu laut. Wenn es nach Jürgen ginge, würde er unsere Villa verkaufen und hierherziehen. Immerhin ist er seit vier Tagen Pensionär.“
    „Ach, jetzt schon?“, fragte ich überrascht nach.
    Jürgen winkte ab. „Ich hatte keine Lust mehr. Sollen sich doch die Jüngeren mit den ganzen Verbrechern herumärgern. Ich will jetzt meine letzten Jahre in Ruhe genießen.“
    „Und was ist mit dir, Klaus?“, fragte John.
    „Oh, ich kann in ein paar Monaten in den Vorruhestand gehen. Schätze, das werde ich auch tun. Aber bis dahin kann ich noch etwas darüber nachdenken.“
    Wir erreichten die Ranch. Ich zeigte meinen beiden Freunden die Schafe, die Pferde und den gigantischen Kräutergarten, den ich angelegt hatte - so groß war er eigentlich nicht, aber ich war trotzdem mächtig stolz darauf. Danach setzten wir uns auf die Veranda und tranken eine kühle Limo. Nana kam mit Stevie vorbei und sagte kurz ‚hallo’.
    Glücklich lehnte ich mich in meinem Schaukelstuhl zurück und freute mich, dass ein Stück Heimat vor mir saß.
       
    * * *
       
    Liebster Marten,
    sorry, dass ich mich nicht gleich gemeldet habe. Habe etwas Stress alleine mit den Zwillingen, während Maria zur Uni geht und sich amüsiert. Weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte - ohne dich!
    I.e.L.
    Thorsten
       
    Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich mein Handy. Ich saß gerade mit John, Jürgen und Klaus am Strand und aalte mich in der Sonne. Mittlerweile sah ich aus wie ein braungebrannter Ureinwohner - mit dem Unterschied, dass meine Haare von der Sonne schon fast hellblond waren.
    „Sag bloß, Thorsten schreibt dir noch“, bemerkte Jürgen trocken, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
    Ich verzog den Mund und nickte stumm.
    Jürgen und Klaus warfen sich vielsagende Blicke zu. „Also, wenn ich das mal sagen darf“, begann Klaus und tufftelte mit dem Arm herum, um sich frische Luft zuzufächeln, „ich hätte meinen rechten Arm darauf verwettet, dass du und Thorsten miteinander alt werdet. Ihr wart für mich echt das Traumpaar schlechthin. Ich bin so enttäuscht von Thorsten. Geht er einfach mit ’ner Frau in die Staaten, um wie ein Trottel auf seine Kinder aufzupassen, während sie sich an der Uni amüsiert.“
    „Sehe ich genauso“, brummte Jürgen. „Er hätte doch auch einfach zu Maria sagen können, ‚hör zu, Alte, du wolltest dich als Leihmutter hergeben, dass du dich jetzt ausgerechnet in mich verliebt hast, ist dein Problem, und wenn du die Kinder behalten willst, auch’. Stattdessen spielt er den Hetero-Super-Vater und lässt dich schmählich im Stich.“
    „Naja“, murmelte ich und schaute in die hohen Wellen, „es kommt im Leben leider oftmals anders, als man denkt. Wahrscheinlich geschieht es mir ganz recht, dass ich die Suppe auslöffeln muss, die ich uns eingebrockt habe. Wenn es nach Thorsten gegangen wäre, wäre Maria nie nach Deutschland gekommen. Er wollte ein Kind adoptieren.“
    „Ein behindertes oder ein AIDS-krankes?“, fragte Jürgen abfällig.
    „Wie kommst du denn darauf?“, fragte John erstaunt.
    „Hast du noch nie von den großzügigen, deutschen Behörden gehört, die den Homosexuellen zwar die Adoption zugestehen, aber dann doch eher die Kinder, die keiner haben will und mit denen sich Homosexuelle auskennen sollten? Bei unserer Sorte Mensch geht man doch automatisch davon aus, dass wir AIDS haben.“
    „Also, ich kann das von mir nicht behaupten“, warf Klaus fast beleidigt ein.
    Jürgen winkte ab. „Ich auch nicht, Schätzchen. Ich auch nicht. Aber dadurch, dass man den Schwulen schneller irgendwelche Geschlechtskrankheiten anhängt, als dem Ottonormalverbraucher ...“
    „... oder Ottonormalsexianer“, unterbrach ich ihn lachend.
    Jürgen zeigte grinsend auf mich und nickte. „Genau, du sagst es! Auf jeden Fall passen wir Schwule am besten in ihr Schubladendenken und daher gab es bis vor noch nicht allzu langer Zeit nur behinderte oder AIDS-kranke Kinder für homosexuelle Adoptionswillige.“
    „Wie dem auch sei“, stöhnte ich, „Thorsten hat sich darauf eingelassen, dass wir uns ganz illegal an eine Leihmutter wenden, um eigene Kinder zu haben und nun bin ich nicht nur die Zwillinge los, sondern ihn gleich mit.“
    John streichelte meinen Arm. Ich legte meine Hand auf seine und hielt sie fest. Ich mochte ihn.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher