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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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Er war stets so ruhig und ausgeglichen. Seitdem ich mit Stevie wieder zurück war, arbeitete er nur noch selten in seinem Büro in Sydney. Stattdessen verbrachte er jede freie Minute auf seiner Ranch, spielte mit Stevie oder ritt mit mir aus.
    „Jungs ... Männer ...“, verbesserte ich mich, „ich muss ins Wasser, ich brauche etwas Abkühlung.“ Damit erhob ich mich mühsam von meinem Strandlaken und lief auf die Wellen zu.
       
    * * *
       
    „Du hast ja auch leicht reden, Schätzchen! Du bist ja schon im Ruhestand. Aber hast du auch nur eine Sekunde an mich gedacht?“ Klaus starrte Jürgen an und war den Tränen nahe.
    Ich stand in der Küchentür und wollte mich gerade wieder verdrücken, als die beiden Streithähne mich bemerkten.
    „Ah, Marten-Schätzchen! Gut, dass du kommst. Was würdest du denn dazu sagen, wenn dein Liebster dir offenbart, dass er plötzlich das eigene Haus aufgeben und tausende von Kilometer weiter weg seinen Lebensabend verbringen will? Alles, was wir uns in Deutschland aufgebaut haben, ist futsch. Weg ...“ Schwer beleidigt verschränkte Klaus die Arme vor der Brust. Er war den Tränen nahe.
    „Wie unsensibel du bist, Klaus! Genau das hat sein Thorsten doch getan“, blubberte Jürgen.
    „Klaus, ich denke, das ist eine Sache zwischen euch beiden“, versuchte ich mich herauszuwinden. „Was nützt es dir, wenn ich dir sage, wie ich das sehe? Außerdem bin ich wirklich der falsche Ansprechpartner. Ich konnte meinen Mann schließlich auch nicht halten. Ich bin kein Guru für Eheprobleme!“
    „Das sehe ich auch so, Schätzchen! Ich habe versucht, Klaus meine Beweggründe mitzuteilen, aber er will sie gar nicht hören. Er macht dicht. Außerdem habe ich lediglich mit dem Gedanken gespielt, hierher zu ziehen“, sagte Jürgen eine Spur zu laut. „Australien ist ein so wundervolles Land. Die Menschen sind offen und herzlich - im Gegensatz zu den sturen, grimmigen Norddeutschen - es scheint fast immer die Sonne ...“
    „... nicht zu vergessen das Ozonloch“, warf Klaus bockig ein.
    Ich hatte das Gefühl, einem Dreijährigen gegenüber zu stehen. Genervt schaute ich zur Decke.
    „Klaus! Dagegen gibt es ja wohl Sonnencreme. Außerdem muss man sich ja nicht in der Sonne braten lassen.“
    Klaus winkte ab.
    Jürgen zog ihn an sich. „Mein liebster Freund ... und Ehemann! Ich habe lediglich den Gedanken geäußert, wie sehr es mir hier gefallen würde. Was sollen wir denn im kalten Deutschland, ohne unseren besten Freund? Okay, wir haben eine wunderschöne Villa, aber die könnten wir auch wieder verkaufen. Sieh mal, Marten lebt jetzt hier mit Stevie. Wir könnten so etwas wie Großväter sein und haben nicht nur mit Marten, sondern auch mit John einen sehr netten, fröhlichen Weggefährten auf unsere alten Tage.“
    „Auch, wenn du das nicht gerne hörst, mein Schatz, aber wir sind bereits dreifache Großväter.“
    „Ich glaube, ich habe da was verpasst“, warf ich ein. „Seit wann seid ihr beide Großväter? Ich wusste nicht einmal, dass ihr Väter seid!“
    „Ja, sind wir“, erwiderte Jürgen. „Klaus erfuhr vor wenigen Wochen, dass seine Ex-Verlobte, Sophia-Marie, von ihm schwanger war, als sie aus Bali zurückkehrte. Susanna heißt ihre gemeinsame Tochter. Die Kleine stand plötzlich vor unserer Tür mit ’ner Traueranzeige ihrer Mutter unter dem Arm.“
    „Die Kleine“, sagte Klaus kopfschüttelnd, „Susanna ist doch kein Kind mehr.“
    „Nein, stimmt. Wie alt ist sie? Vierzig?“
    „Fast.“
    „Und jetzt ist ihre Mutter tot? Wie traurig“, sagte ich mitfühlend und streichelte Klaus über den Oberarm.
    „Genau. Und sie ist so schrecklich allein mit ihren drei Kindern“, fügte Klaus hinzu.
    „Wieso? Sie hat doch ’n Mann!“, sagte Jürgen perplex.
    „Den kannst du ja wohl nicht zählen. Ist ständig in der Weltgeschichte unterwegs, um irgendwo Brücken zu bauen.“
    Jürgen verschränkte grimmig die Arme vor der Brust. „Dann hol die vier eben auch hierher. Ich bin sicher, es würde ihnen sehr gefallen.“
    Zweifelnd schaute Klaus mich an. „Wirst du überhaupt hier in Australien bleiben? Ich dachte, du hast dich nur für ein Jahr freistellen lassen und gehst dann nach Hamburg zurück.“
    „Ach, Klaus! Ich weiß es noch nicht. Momentan gefällt es mir hier und für Stevie ist es ein absolutes Paradies. Zu Hause erinnert mich bloß alles an Thorsten ... Vielleicht kündige ich meinen Job und versuche hier einen Neuanfang.“
    „Das würde ich
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