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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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abgewiesen hatte. Meine momentane Gefühlswelt war das reinste Chaos!
    „Mach’s gut, Marten, und pass gut auf euch auf!“ John winkte uns zu und schaute uns wehmütig hinterher.
    Ich hoffte für ihn, dass er seinen Lebensabend nicht alleine verbringen musste. Er war ein toller Mann!
       
    * * *
       
    Völlig gerädert quälte ich mich aus dem Sitz und hob den schlafenden Stevie hoch. Während ich ihn mir über die Schulter legte, reichte mir die nette Stewardess mein Handgepäck und lotste mich nach draußen. Ich hatte Jürgen und Klaus eine SMS geschickt, wann unser Flugzeug landen würde und hoffte nun, dass zumindest einer von beiden kommen und uns abholen würde. Leider hatte ich keine Antwort erhalten. Und Thorsten wollte ich nicht bitten. Ich hatte, ehrlich gesagt, Angst vor dem, was er mir sagen wollte, denn ich rechnete mit dem Schlimmsten. Na ja, zur Not konnte ich nach Australien zurückgehen und John für den Rest meiner Tage Gesellschaft leisten, versuchte ich mich zu beruhigen.
    Ich wartete auf meinen Koffer und bedankte mich bei einem Familienvater, der mir die Koffer auf einen Gepäckwagen hievte, während ich den schlafenden Stevie trug. Mit einer Hand versuchte ich den Wagen mitsamt Stevies Kinderautositz durch die Massen zu schieben und karrte einer älteren Frau prompt in die Hacken. Super! Was für ein Tag! Erbost drehte sie sich zu mir um und öffnete den Mund, um den Übeltäter anzugehen, doch als sie mich mit dem Wagen und dem schlafenden Kleinkind sah, verschlug es ihr die Sprache. Mitleidsvoll sah sie mich an.
    „Tut mir leid!“, murmelte ich. Gott, so musste man sich als alleinerziehender Vater fühlen, der eigentlich sechs Arme brauchte.
    Die Frau des hilfsbereiten Familienvaters stupste ihrem Mann in die Rippen und deutete auf mich. Er nickte und nahm mir kurzerhand den Gepäckwagen ab.
    „Danke“, wisperte ich erleichtert und fühlte mich wie ein hilfloser Trottel. So musste es den jungen Müttern gehen, die mit ihrem Kinderwagen vor einer Bahnhofstreppe standen und überlegten, wie sie da ohne fremde Hilfe hinauf oder hinunter kommen sollten. Meistens gehörte ich zu den Männern in den bahnfahrenden Massen, die in solchen Momenten den Kopf einzogen und sich vorbeischlichen. Schande über mein Haupt! Nun bekam ich die Retourkutsche.
    Ich kam in die Ankunftshalle und schaute mich um. Der Mann hielt an. „Werden Sie abgeholt?“
    Ich zuckte vorsichtig mit den Schultern und sah mich weiter um, doch ich sah kein bekanntes Gesicht. Mein Herz sank in die Knie.
    „Ich glaube nicht“, erwiderte ich traurig.
    „Soll ich den Wagen zum Taxistand schieben?“
    „Das wäre wirklich super ... wenn es Ihnen keine Umstände macht!“
    „Nein. Das geht schon in Ordnung. Wo ist denn Ihre Frau, wenn ich fragen darf?“
    „Sie ist tot.“
    „Oh, Entschuldigung!“ Zerknirscht bugsierte er den Wagen durch die Ankömmlinge zum Taxistand.
    Der Taxifahrer baute den Autositz auf die Rückbank und ich legte Stevie hinein. Eine Dreiviertelstunde später erreichten wir unsere Villa. Mit klopfendem Herzen stieg ich aus, ließ mir vom Taxifahrer die Sachen zum Hauseingang tragen und bezahlte ihm ein großzügiges Trinkgeld.
    Ich klingelte, aber es öffnete niemand. Also holte ich meinen Schlüssel heraus und schloss die Tür auf. Stevie war mittlerweile aufgewacht und schaute sich neugierig um. Ein Blick in die Wohnung verriet mir, dass Thorsten die letzten zwei Wochen wie ein Berber gehaust haben musste. Überall lagen Staubmäuse auf dem Fußboden, in der Küche stapelte sich das dreckige Geschirr, aus dem schon kleine Blümchen herauswuchsen und die Wäsche lag überall im Schlafzimmer verteilt. Ich erkannte das Haus fast nicht wieder. Gelüftet hatte er offenbar auch nicht.
    Ich riss im Obergeschoss die Fenster auf und ging mit Stevie in den Garten. Zwei Häuser weiter sah ich Jürgen und Klaus auf der Terrasse sitzen. Wieso hatten mich die beiden nicht abgeholt? Ich dachte, sie würden arbeiten oder hätten anderweitige Termine gehabt, aber Sonnenbaden war eindeutig kein Grund, nicht zum Flughafen zu kommen.
    Jürgen entdeckte mich und winkte zu uns herüber. Ich drehte mich weg und tat so, als hätte ich ihn nicht gesehen. Ich war schwer beleidigt. Ich fühlte mich im Stich gelassen.
    Ich hatte gerade Sitzpolster für die Gartenbänke herausgeholt, als es an der Tür klingelte. Ich ließ Stevie auf dem Rasen krabbeln und flitzte durchs Haus.
    „Guten Tag?“
    Vor mir stand ein Postbote
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