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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
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solches Geheimnis verborgen halten? Oder verhindern, dass Eure Frau Gerüchte von den Dörflern oder der Dienerschaft aufschnappt?«
    »Niemand wird wagen, so etwas zu äußern, wenn ich es verbiete.«
    »Dennoch gibt es auf dieser Burg einen, der sich Eurem Befehl nicht unterwirft.« Fitzleger nickte in Richtung des Prospero-Porträts.
    Anatole verzog das Gesicht. »Ja, doch wird dieser dort seine Einflüsterungen auf einen bestimmten Teil der Burg beschränken. Und deswegen untersage ich meiner Braut, jemals hierher zu kommen.«
    »Mylord, das gefällt mir nicht. Man sollte eine Ehe nicht mit solcher Geheimniskrämerei beginnen.«
    »Dennoch wird es so gemacht. Wir halten es so, wie ich es will, oder die ganze Geschichte wird abgeblasen.« Der kleine Pastor fuhr sich mit beiden Händen durch das weiße Haar. Als Anatole ihm seinen Mantel reichte, war Fitzleger zu aufgebracht, um ihn anziehen zu können. »Das ist nicht gut. Nein, gar nicht gut«, murmelte der Brautsucher unentwegt. »Ihr stellt harte Bedingungen, Mylord, sehr harte sogar. Ich weiß nicht einmal, wie ich mir all Eure Instruktionen einprägen soll.«
    »Keine Sorge, aus eben diesem Grunde habe ich sie samt und sonders zu Papier gebracht.« Anatole griff in seinen Stiefelschaft und zog ein kleine Pergamentrolle heraus, die er drei Stunden vorher dort hineingesteckt hatte. Der Burgherr rollte sie auf, überprüfte, ob er nichts vergessen hatte, und reichte sie dann Fitzleger. Er hatte auf der Rolle allerdings nicht erwähnt, nur ja keine Rothaarige zu finden, denn die Niederschrift hatte vor der Kristallbeschau stattgefunden, und da hatte er die ständige Vision nicht bedacht. Doch war Anatole sich sicher, dass der Reverend auch diese Forderung bedenken würde, hatte er doch mehrfach eindringlich darauf hingewiesen. Ansonsten stand dort alles zu lesen, auch, dass die Zukünftige Mut haben müsse.
    Weil sie sich sonst leicht zu Tode erschrecken könnte. Dieser Gedanke wurde von einem kalten Lufthauch begleitet, der die Kerzenflammen zum Flackern brachte. Das Pergament flog fort, als hätten unsichtbare Finger es entrissen, und der Burgherr hörte ein höhnisches Lachen. Er erstarrte für einen Moment und fluchte dann, ehe er hinter der Liste her eilte und sie mit dem Stiefel gerade in dem Moment festhalten konnte, als sie ins Feuer zu fliegen drohte.
    Der Wind verging ebenso rasch, wie er gekommen war, und die Kerzen brannten wieder ungestört. Anatole hob das Blatt auf, und als er es dem Brautsucher geben wollte, sah dieser ihn ein wenig erschrocken an. »War er das?«, fragte Fitzleger leise. »Wer, Prospero? Natürlich.« Beide Männer warfen einen vorsichtigen Blick auf das Gemälde, und die schwarzen Augen schienen sie wieder zu verspotten. »Wäre es nicht wunderbar, Reverend, tote Verwandte zu haben, die auch in Frieden ruhen, wenn man ihnen das wünscht?« Wieder hallte das gespenstische Lachen durch die Halle. Der Alte legte St. Leger eine Hand auf den Arm. »Ihr tut mir wirklich Leid, und ich möchte Euch Ruhe vor diesem Spuk wünschen.«
    »Ruhe? Frieden?« Anatole lachte bitter. »Die bekomme ich frühestens, wenn ich tot bin. Und da ich zu den St. Legers gehöre, vermutlich nicht einmal dann.« Er drückte dem Priester das Pergament in die Hand. »Nein, alter Freund, es gibt nur eines, was Ihr für mich tun könnt: Zieht los, und findet mir eine Braut.«

1
     
    Die Kavalkade wirkte fehl am Platz, wie sie da über die schmale Landstraße rumpelte. Die Vorreiter in ihrer lilafarbenen Livree eilten vornweg, und dann folgten zwei Kutschen, die von je zwei prächtigen Braunen gezogen wurden. Besonders ersteres Gefährt bot einen überaus vornehmen Anblick: Himmelblau gestrichen und mit vergoldeten Rändern, wirkte es wie ein Wagen aus einer der Sagen der hiesigen Einwohner. In den Geschichten Cornwalls existierten Feenkutschen, die einsame Wanderer in menschenleeren Mooren überholten und sie lockten, ihnen in eine andere Welt zu folgen. Die junge Frau, die aus dem Fenster des ersten Wagens schaute, hätte man ebenso leicht für eine Feenkönigin halten können: feine Knochen in einem zierlichen Gesicht von einer Blässe, die nicht von dieser Welt zu sein schien. Der schlanke Hals wirkte kaum kräftig genug, das Gewicht des Kopfputzes zu tragen, eine gepuderte weiße Perücke mit dicken, zusammengerollten Locken, die von einem breitrandigen schwarzen Samthut gekrönt wurde, auf dem vier weiße Federn steckten.
    Doch Madeline Elizabeth Bretons
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