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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
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preisgeben. Dennoch hatte Anatole das Gefühl, dass sie ihm näher kam. Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf, als ihn düstere Vorahnungen von einem drohenden Unheil befielen und er zu wissen glaubte, dass dieses rothaarige Wesen, wer immer es auch sein mochte, Anatole St. Leger in den Untergang treiben würde.
    »Hüte dich vor der Feuerfrau. Sie kommt zu dir ...« St. Leger hörte kaum, wie er diese Worte leise vor sich hin sprach. Die Vision verblasste, und mochte Anatole sich auch noch so sehr anstrengen, bis ihm der Schädel zu platzen drohte, er konnte sie nicht halten. Die Rothaarige verschwand, und der Burgherr starrte schließlich auf nichts anderes als den Schwertknauf.
    Er atmete tief aus und schloss die Augen, bis der Schmerz nachließ. Erst dann fühlte er sich in der Lage, über das Gesehene nachzudenken. Hüte dich vor der Feuerfrau ...
    Was, zum Teufel, hatte das zu bedeuten? Er zog die Augenbrauen zusammen. Ein wenig willkommenes, düsteres Omen, wo er sich doch kürzlich entschlossen hatte, sich eine Ehefrau zu suchen. Warum nur wurde er ständig von Visionen über eine Hexe geplagt, die ihm nichts Gutes verhießen. Doch wann, fragte er sich bitter, hatte die Zukunft ihm schon einmal etwas Besseres in Aussicht gestellt? Anatole schob das Schwert in die Scheide zurück und hängte sie in die Halterung an der Wand. Natürlich gab es für dieses Problem nur eine einfache Lösung. Er würde sich wieder hinter den Wällen seines festungsartigen Heims einschließen müssen und jedem Mitglied des schönen Geschlechts den Zutritt verwehren. Und den Gedanken daran, sich zu verheiraten, begrub er am besten gleich wieder.
    Dummerweise bot sich ihm diese Möglichkeit nicht so ohne weiteres; denn der Vermählungswunsch war nicht unbedingt seine Entscheidung gewesen. In Wahrheit konnte er sich nicht einmal dagegen wehren. Die St-Leger-Männer spürten immer, wann es für sie an der Zeit wurde, zu freien; und auch das war Bestandteil des Fluches, der über dieser Familie lag.
    Ein Hunger stellte sich dann bei ihnen ein, der aus ihrem tiefsten Innern kam und weit über die fleischlichen Gelüste hinausging. Eine Art uralten Instinkts und ein Verlangen von der Wildheit und Kraft des Meeres, das tief unten gegen die Klippen schlug, auf der die Burg erbaut war. Anatole spürte die Einsamkeit so schwer, dass er am liebsten nachts ins Moor hinausgelaufen wäre, um wie ein schwarzer Wolf den Mond anzuheulen.
    Diesem Drang Widerstand entgegenzusetzen, brachte einem nur noch mehr Schmerzen ein. Anatole hatte sich in den vergangenen Monaten nach Kräften bemüht, das Kochen in seinem Blut zu ignorieren, doch wie alle St. Legers vor ihm hatte er sich schließlich geschlagen geben müssen. Mochte er auch noch so fluchen und wüten, am Ende hatte er das Undenkbare getan und nach dem Brautsucher geschickt.
    Der alte Mann befand sich vermutlich schon auf dem Weg hierher. Anatole erwartete Reverend Septimus Fitzlegers Ankunft in einer Mischung aus dumpfer Resignation und wachsender Ungeduld. Vor allem letztere hatte ihn gerade dazu verleitet, wieder in den verdammten Kristall zu schauen.
    Der Burgherr lief zu einem der hohen Fenster, so als könnte er den Brautsucher durch bloßes Hinausstarren zur Eile antreiben, damit er diese unangenehme Angelegenheit rasch hinter sich gebracht haben würde. Die alte Halle war auf der meerabgewandten Seite der Burg angelegt worden, lind durch das Fenster bekam man nur die in Dunkelheit daliegenden Hügel zu sehen. Ein heller Mond, wie Jäger ihn sich nur wünschen konnten, hing über dem wilden und öden Land, das in dem bleichen Schein noch mehr an das Land der Feen und Sagen erinnerte; denn dies war Cornwall, die Heimat von König Artus, von Tristan und Isolde, von den alten Priesterinnen, die unter Erdhügeln begraben waren, und der geheimnisvollen Steinringe, kurzum: das Reich der Magie. Anatole liebte diese Gegend, aber auf die Zauberei hätte er gern verzichtet; von der hatte er nämlich in seinem Leben bereits mehr als genug gehabt. Überdruss befiel den Burgherrn, und er wünschte, er könne ein ganz normales Leben führen. Keine Kristallkugeln mehr, keine Feuerfrauen, keine Burgteile mehr, die in ewigem Schatten lagen, und erst recht keinen Brautsucher.
    St. Leger wünschte sich nichts mehr als die Freiheit, selbst seine eigene Braut zu finden, mit ihr wunderbare Söhne aufzuziehen, die für ihre Reitkünste gerühmt wurden und nicht wegen ihrer befremdlichen Art in Verruf
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