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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
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jetzt zufrieden, meine Liebe. Hierher hat dich nämlich deine übereilte Entscheidung geführt, in dieses wilde, unzivilisierte -«
    »Bitte, Hetty!«
    »Ich habe es dir einmal gesagt, ich habe es dir ein Dutzend Mal gesagt -«
    »Wohl eher hundert Mal«, warf Madeline müde ein. »Das ist doch die reine Narretei! Irgendeinen fremden Gentleman zu heiraten, von dessen Familie niemand in ganz London jemals gehört hat! Was weißt du denn schon über deinen frisch gebackenen Bräutigam?«
    »Genug«, entgegnete die junge Frau mit mehr Überzeugung, als sie tatsächlich verspürte. »Papperlapapp!«, schnaubte die Ältere. »Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie es dir gelungen ist, deine Eltern dazu zu bringen, dieser doch sehr fragwürdigen Verbindung ihren Segen zu geben!«
    »Sobald ich Mutter und Vater mitteilte, welch großzügige Mitgift Mr. St. Leger geben wollte, waren die beiden recht schnell mit ihm einverstanden.«
    Madeline hatte nicht zynisch oder bitter klingen wollen, aber sie kannte ihre ebenso charmanten wie in Gelddingen unerfahrenen Eltern nur zu gut. Mama beharrte darauf, dass das Stadthaus von Grund auf renoviert werden müsse, obwohl das gerade erst vor kurzem geschehen war. Und Papa hatte einen fatalen Hang zum Kartenspiel und einen noch fataleren zu jungen Operntänzerinnen. Gar nicht erst zu reden vom Rest ihrer Familie, den beiden jüngeren Schwestern Juliette und Louisa mit ihrer Vorliebe für vornehme Kleider, für Schmuck und für Verehrer mit ellenlangen Titeln und schmalen Börsen. Und nicht zuletzt Bruder Jeremy, für den das Leben aus einer einzigen Bildungsreise quer durch Europa zu bestehen schien.
    Keiner unter ihnen verfiel jemals auf den Gedanken, dass alle diese Tätigkeiten Unsummen Geldes verschlangen, und seit einiger Zeit schon bewegte sich die Familie Breton am Rande des Bankrotts. Stets hatte es an Madeline, der einzigen praktisch Veranlagten in der Sippe, gelegen, im letzten Moment einen Ausweg zu finden. Die Base schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß nur, dass du diesmal nicht so klug und umsichtig gehandelt hast wie sonst.«
    »Doch, genau das habe ich getan. Was könnte es Umsichtigeres geben, als eine Vernunftehe einzugehen? Die werden heutzutage doch überall geschlossen.«
    »Aber nicht so eine wie deine, wo der Bräutigam es nicht einmal wagt, sein Gesicht zu zeigen, so als müsse er ein schlimmes Geheimnis verbergen. Statt mich mitzuschicken, hätten deine Eltern dich begleiten sollen. Man sollte doch annehmen, es sei ihnen daran gelegen, sicherzustellen, dass du nicht mit irgendeinem Ungeheuer verheiratet worden bist.«
    Der Gedanke war Madeline auch schon gekommen, aber sie hatte ihn rasch wieder verscheucht. Schließlich hatte in London gerade die Ballsaison begonnen. Mutter hatte bereits ein Dutzend Einladungen erhalten, und auf Vater warteten eine ganze Reihe neuer Spielhallen. Immerhin war die Familie dank der Mitgift wieder flüssig. »Ich hoffe nur, sie sind dir alle dankbar dafür, dass du ein so grässliches Opfer auf dich genommen hast«, nörgelte die Base weiter.
    »Ach, Hetty, wie kommst du nur auf so etwas? Einen Mann zu heiraten, bedeutet doch kein Opfer. Mr. St. Leger hat eine Ehefrau gesucht, und ich brauchte einen vermögenden Gatten. So einfach ist das. Ich bin bestimmt keine Märtyrerin. Mit ihm den Ehebund einzugehen, war doch nur logisch.«
    »Mein armes, kleines Lamm. Ach, mein armes, armes Lämmchen!«
    Madeline verzog das Gesicht und presste die Finger an die Schläfen. Selbst in ihrer Anteilnahme konnte Harriet einem gehörig auf die Nerven gehen.
    Sie empfand es als großen Segen, als die Ältere in Schweigen verfiel. Die Base meinte es nur gut, aber sie rührte dabei an den Ängsten und Zweifeln, die Madeline unter Verschluss halten wollte. Mehr als einmal während der Reise hatte sie die Versuchung gespürt, in die nächstbeste Kutsche nach London zu steigen, um in das Leben voller Gesellschaften, Bälle und Salons zurückzukehren, wohin sie zwar nie gehört hatte, wo sie aber Vertrautheit und Sicherheit fand.
    Aber etwas hatte sie davon abgehalten. Sie zog erneut das Medaillon heraus und hielt es wie einen kostbaren Schatz in der Handfläche.
    Madeline betrachtete das hübsche Gesicht mit den maskulinen Zügen. So sah ein Dichter aus, ein Träumer. Das nachtschwarze Haar war zurückgekämmt, der Mund wirkte sinnlich, und die Kinnpartie zeugte von Entschlossenheit. Doch am meisten zogen seine Augen sie in ihren Bann, und das
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