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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts
Autoren: Jack McDevitt
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als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, Kim. Wie sehr Sie mich an Emily erinnert haben. Aber damals waren Sie jünger. Heute sind Sie identisch. Sind Sie ein Klon – falls diese Frage gestattet ist?«
    »Ja und ja«, antwortete Kim. »Es gibt mehrere von uns. Wir sind über vier Generationen verteilt.« Mit Ausnahme vielleicht von verschiedenen Frisuren und Feinheiten im Gesichtsausdruck waren sie unmöglich auseinander zu halten. »Dann kannten Sie Emily?«
    »Wir sind uns nur einmal begegnet. Auf der Abschiedsparty, bevor die Hunter zu ihrer Mission aufbrach. Yoshi hatte mich eingeladen. Ihre Schwester war eine brillante Frau. Ein wenig zu besessen, dachte ich. Aber Yoshi war auch nicht anders.«
    »Ich denke, das sind wir alle, Professor«, entgegnete Kim. »Zumindest jeder, den ich kenne und schätze.«
    »Ja, da stimme ich Ihnen zu.« Er betrachtete sie für einen langen Augenblick. »Wie viel wissen Sie über die letzte Fahrt? Der Hunter, meine ich?«
    Genau genommen nicht viel. Kim war sich nicht bewusst gewesen, dass es etwas zu wissen gab. Emily hatte nach extraterrestrischem Leben gesucht. Vorzugsweise intelligentem extraterrestrischem Leben. Sie hatte sich kaum für etwas anderes interessiert, mit Ausnahme von Kim. Emily hatte zwei gescheiterte Ehen mit Männern hinter sich, die sich einfach nicht mit einer ständig abwesenden Frau hatten abgeben wollen. Immer wieder war sie mit der Hunter losgezogen, manchmal auf Reisen, die länger als ein Jahr gedauert hatten. Und jedes Mal, wenn sie mit leeren Händen zurückgekommen war, war sie absolut sicher, dass beim nächsten Mal alles anders laufen würde. »Sie kamen nicht weit. Sie hatten Probleme mit dem Antrieb, und sie mussten umkehren.« Sie war verwirrt. Was erwartete er von ihr zu hören?
    Sein Lächeln gab ihr das Gefühl, wieder eine von seinen Studentinnen zu sein. War es wirklich schon so lange her, dass er ihnen Lieder aus jener Epoche beigebracht hatte, die damals auf dem Lehrplan gestanden hatte, der Zeit der Terraformierung Greenways? Die ganze Klasse hatte sich im Rhythmus von ›Granite John‹ und ›Lay My Bones in the Deep Blue See‹ gewiegt.
    »Ich denke, es hat mehr dahinter gesteckt«, sagte er in diesem Augenblick. »Ich denke, die Hunter hat etwas gefunden.«
    »Etwas? Was denn für ein Etwas?«
    »Das, wonach sie gesucht haben.«
    Wären die Worte aus dem Mund von jemand anderem gekommen, hätte sie die Unterhaltung an dieser Stelle mit einer Ausrede beendet. »Professor Tolliver, falls sie etwas gefunden haben, dann haben sie es nach ihrer Rückkehr jedenfalls mit keinem Wort erwähnt.«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Sie haben es für sich behalten.«
    »Und warum sollten sie das tun?«, fragte sie so vernünftig, wie sie nur konnte.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht fürchteten sie sich vor dem, was sie gefunden hatten.«
    Fürchteten sie sich? Der Kommandant der Hunter war Markis Kane. Ein Kriegsheld, dem ein ganzer Flügel des Mighty Third Memorial Museum gewidmet war. Markis Kane war vor ein paar Jahren ums Leben gekommen bei dem Versuch, von einem Waldbrand eingeschlossene Kinder in Nordamerika auf der Erde zu retten. »Es fällt mir schwer, das zu glauben«, gestand sie.
    »Trotzdem glaube ich, genau das ist es, was geschehen ist.«
    Nur vier Menschen waren an Bord der Hunter gewesen. Kane, Emily, Yoshi. Und Kile Tripley, Vorstand der Tripley Foundation, die all ihre Missionen finanziert hatte. Er war ebenfalls verschwunden, und das war wirklich eine unheimliche Geschichte. Tripley und Kane hatten beide im Severin Valley in der westlichen Gebirgsregion von Equatoria gelebt. Drei Tage, nachdem die Hunter von ihrer Mission zurückgekehrt war, nachdem die Frauen verschwunden waren, hatte eine bis heute ungeklärte Explosion den gesamten Osthang von Mount Hope zerrissen, Severin Village eingeebnet und dreihundert Menschen getötet. Tripley oder seine Leiche war niemals gefunden worden und lag vermutlich irgendwo unter den Trümmern begraben.
    Die meisten Experten am Institut hatten es für einen Meteoriteneinschlag gehalten, obwohl niemals eine Spur des Himmelskörpers gefunden worden war. Die Kraft der Explosion war annähernd so stark gewesen wie die einer kleinen nuklearen Bombe.
    »Es hängt alles zusammen«, fuhr Tolliver fort. »Die Hunter- Mission, das Verschwinden ihrer Besatzung, die Explosion.«
    Seit Jahren kursierten diesbezügliche Gerüchte. Es war eins der Lieblingsthemen der Konspirationstheoretiker. Und
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