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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts
Autoren: Jack McDevitt
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Kontakt zu ihr suchte. »Das ist wirklich eigenartig«, sagte sie.
    »Er hat darum gebeten, dass du ihn sofort anrufen möchtest, wenn du wieder zurück bist.«
    Sie warf einen Blick auf ihren Link. Es war nach ein Uhr nachts. »Ich rufe ihn morgen früh an.«
    »Kim, er war sehr bestimmt.«
    »Er muss warten. Ich bin sicher, dass er nicht mitten in der Nacht geweckt werden möchte.« Sie ging in die Küche und bereitete sich eine Tasse Kaffee, plauderte noch zwanzig Minuten träge mit der KI und beschloss dann, ins Bett zu gehen.
    Sie duschte, schaltete die Lichter aus und stand am Fenster, wo sie die Brecher beobachtete. Der Himmelsausschnitt, in dem Alpha Maxim leuchtete, war über das Dach hinweggezogen und von hier aus nicht mehr zu sehen. Das Feuer am Strand lag einsam da, doch es war noch nicht ganz erloschen. Sie sah die Funken in den Nachthimmel aufsteigen.
    »Es ist wunderschön«, sagte Shepard.
    Irgendetwas schmerzte in ihrem Innern, doch sie hätte nicht sagen können was. Draußen herrschte Ebbe, und das Meer lag still. Fast hätte man glauben können, der Ozean wäre überhaupt nicht da. Als wäre das Meer zusammen mit Emily in der Dunkelheit verschwunden.
    Es fiel ihr schwer, den Gedanken an ihre Schwester in dieser besonderen Nacht zu verdrängen. Ihr letzter gemeinsamer Tag war mit ausgelassenen Albereien am Strand verbunden gewesen. Sie hatten eine Gummiente bei sich gehabt, und Kim hatte sich immer wieder absichtlich herunterfallen lassen. Hilfe, Emily! Und die wunderschöne Frau, der sie, wie sie wusste, eines Tages ähneln würde wie ein Ei dem anderen, hatte geduldig getan, als sei sie immer wieder aufs Neue erschrocken und war spritzend und planschend herbeigestürzt, um die kleine Schwester zu retten. Die Tatsache, dass Kim eines Tages Emily sein würde, hatte sie unglaublich glücklich gemacht. Sie hatte Bilder von Emily mit sieben gesehen, und Mom hatte immer wieder den Kopf geschüttelt, wenn sie die Bilder betrachtet hatte. »Also wirklich, ist das nicht Kim?«, hatte sie gesagt, obwohl sie ganz genau wusste, wer auf den Fotos zu sehen war.
    Am Ende jenes Nachmittags hatte Emily ihr eröffnet, dass sie für fünfzehn Monate von zu Hause weggehen würde. Eine Ewigkeit für ein kleines Mädchen wie Kim. Sie war wütend gewesen und hatte sich geweigert, mit Emily zu reden, als sie im Taxi nach Hause gefahren waren.
    Es war das letzte Mal, dass sie ihre Schwester gesehen hatte. Und in all den Jahren seither war kaum ein Tag vergangen, wo sie sich nicht gewünscht hatte, sie könnte noch einmal mit Emily in diesem Taxi sitzen.
    Ein paar Monate später war sie in die Schule gekommen, und ihre Mutter hatte sie beiseite genommen und ihr gesagt, dass etwas passiert wäre. Sie wüssten nicht genau was, aber …
    Emily blieb verschwunden. Sie wollte nach Hause kommen, und sie war vorzeitig nach Greenway zurückgekehrt. Sie war von Sky Harbour nach Terminal City heruntergekommen und zusammen mit einer anderen Frau in ein Taxi gestiegen, um ins Hotel zu fahren. Sie war niemals dort angekommen. Und niemand wusste, was geschehen war.
    Jemand spazierte am Strand entlang. Eine Frau mit einem Hund. Trotz der Kälte. Kim beobachtete sie, bis sie bei der Biegung hinter der Sandbank verschwunden waren und der Strand wieder einsam und verlassen dalag. »Ja, es ist wundervoll, Shep«, sagte sie.
    Sie zog einen frischen Pyjama aus dem Schrank, der selbstverständlich mit Shepards Systemen verbunden war und ein breites Spektrum an Empfindungen hervorzurufen vermochte. Die Vorhänge raschelten in einer plötzlichen Brise, und sie stieg in ihr Bett. Shepard drehte die Beleuchtung aus. »Ein Programm heute Nacht, Kim?«, fragte die KI.
    »Bitte.«
    »Möchtest du, dass ich es auswähle?« Sie überließ es meistens der KI. Es war aufregender.
    »Ja.«
    »Gute Nacht, Kim«, sagte Shepard.
     
    Cyrus war vollkommen zerknirscht. »Kim«, sagte er, »die Insertion funktioniert nicht. Das bedeutet, dass die Programmierung nutzlos ist.« Er sah unglaublich attraktiv aus im gedämpften Licht des Operationszentrums.
    »Und das bedeutet, dass ihr die Ladung nicht zünden könnt.«
    »Das ist richtig.«
    Sie blickte zu Alpha Maxim auf den Schirmen. »Wir haben aber nicht genügend Zeit, um die Programme neu zu schreiben.«
    Er nickte. »Die Mission ist ein Fehlschlag.«
    »Vielleicht auch nicht«, antwortete sie. »Wir könnten es manuell versuchen …«
    »Kim, wir wissen beide, dass das völlig unmöglich ist.« Seine Augen
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