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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
Autoren: Peter Temple
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Politiker.«
    »Wie heißt er denn?«
    »Hab ich vergessen. David, irgendein David.«
    »David Fitzgerald?«
    »Fitz, genau.«
    »Der ist der Vize-Premier.«
    »Ach?«
    »Erwartet der Vize-Premierminister nicht, dass der Meister höchstpersönlich seine Möbel baut?«
    Pure Verachtung im Blick: »Wenn du einen Chippendale kaufst, glaubst du da, Mr. Chippendale hat ihn mit seinen eigenen Händen gemacht? Ist das hier das Atelier eines Künstlers? Hast du das noch nicht gemerkt? Der Kunde will vier kleine, gleiche Tischchen, fragt nett, lässt mir freie Hand, kriegt sie. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, kommt's mir so vor, als hättest du Rembrandt sagen können, von dieser Nachtwache, da nehm ich vier Stück, und hättest die wahrscheinlich gekriegt.«
    »Mich als einen von Mr. Chippendales oder Mr. Rembrandts Hilfsarbeitern zu sehen, das heitert mich doch etwas auf«, sagte ich. »Glaubst du, die haben Lohnzuschläge gekriegt?«
    »Nur, wenn die fest angestellt waren«, erklärte Charlie. »Leute, die einfach so von draußen hereingeschneit kommen, Mr. Chippendales Zeit verschwenden, sich nicht verscheuchen lassen wie eine Katze, Mr. Chippendales Geld kosten, kommen und gehen, wie's ihnen gefällt, die kriegen keine Zuschläge. Die sollten für alles dankbar sein, was sie überhaupt kriegen. Luft zum Atmen.«
    »Hört sich überzeugend an«, sagte ich und zog die Klinge ein letztes Mal sanft über mein Werkstück. »Ich glaube, der hier ist fertig.«
    »Glaubst du?«, sagte Charlie. »Du musst es wissen.«
    Er nahm mir die Klinge aus der Hand und ging zur Werkbank, wo der Schleifstein lag.
    »Ich bin dann mal weg zum Frühstück«, sagte ich. »Danach mach ich die fertig. Cam holt mich um zehn ab.«
    Charlie würdigte mich keines Blickes. »Spielen«, sagte er, »und ich kann mir auch noch selbst die Schuld dran geben.«
    »Das kannst du gern«, sagte ich, »oder ich kann dir die Schuld dran geben.«

s wird Winter«, sagte Harry Strang. »Wir brauchen ein bisschen Fett, um dich über den Winter zu bringen. Fett ist rar gewesen.«
    Wir saßen in Harrys Arbeitszimmer, Harry hinter seinem Schreibtisch, entworfen und gebaut von Charlie Taub, ein Möbelstück, das das Tischlerhandwerk in atemberaubende Höhen erhob. Hinter mir ragten fünf Meter hohe Bücherregale aus Mahagoni empor, deren Laufgang für die oberen Etagen durch vier gleitende Leitern aus Teak und Messing erreichbar war. Hinter Harry konnte ich durch bis zum Boden reichende Fenster über eine mit Ziegelsteinen gepflasterte Terrasse in einen weiten Garten blicken. Eine Gruppe aus vier ausgewachsenen Ahorn-bäumen hob sich blutrot von einer hohen dunklen Hecke ab.
    Lyn, die äußerst attraktive Mrs. Strang, kam herein, begleitet von Mrs. Aldridge, Harrys Haushälterin durch dreißig Jahre und drei Ehen hindurch. Cameron Delray, Harrys schlanker und schweigsamer Assistent, und ich folgten Harrys Beispiel und standen auf. Lyn trug die silberne Teekanne und das Teeservice aus chinesischem Porzellan. Mrs. Aldridge brachte die Beilagen: kleine, perfekte Schokoladen-Eclairs, warmes Shortbread von der Farbe geschmolzener Butter.
    »Eins von jedem für Sie, Mr. Strang«, erklärte Mrs. Aldridge. »Und keines mehr.«
    Lyn ballte die Faust, eine kleine Faust, und knuffte Harrys Wangenknochen mit den Fingerknöcheln. »Hast du das gehört?«, fragte sie.
    Als sie gegangen waren, schenkte Harry Tee ein. Er nahm sich vier Eclairs und drei Shortbreads. »Sie meinen es gut«, sagte er. »Früher, als ich noch geritten bin, hab ich von dem Zeug sogar geträumt.«
    Ich nahm Milch. Harry nahm Zitrone. Cam gab etwas heißes Wasser hinzu. Wir aßen und tranken schweigend. Dann sagte Harry: »Kommen wir zum Geschäft. Jack, ich hatte gestern ein Gespräch. Mit einem Typ namens Mc-Curdie. Baut ein bisschen was an, züchtet ein bisschen nebenher draußen bei Echuca. Der Kontakt ist über Tony Ericson gelaufen.«
    Er biss in ein Eclair, betrachtete das Innenleben und steckte sich die andere Hälfte auch noch in den Mund. Seine Augen schlossen sich. »Hmmh, wunderbar. Warum gibt der liebe Gott nur das Schlechte in das Gute? Wie auch immer, dieser McCurdie. Ein bisschen langsam, aber andererseits bewegen sich ja 'ne Menge von diesen Jungs von ganz weit draußen nur im ersten Gang. Cam hat ihn sich mal ein bisschen näher angeschaut. Cam?«
    Cam sah zu den hohen Fenstern hinaus. »Nun«, fing er an, »bis zu diesem Jahr hatte er lange Zeit gar nichts, und er war nicht mal Bart
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