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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
Autoren: Peter Temple
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verbringt. Alles, was ich je gemacht hatte, war dem Geld hinterherzurennen. Hab nie ein Buch gelesen.«
    Der glasige Blick kam wieder in seine Augen, noch glasiger.
    »Und«, fragte ich, »was haben Sie empfohlen?«
    Er blinzelte, einmal, zweimal, konzentrierte sich auf mich. »Ja. Ja. Nun. Ich sage ja nicht, dass mir komplizierte Geschäfte nicht vertraut gewesen wären. Ganz und gar nicht. Nein. Hab damals selbst ein paar arrangiert. Geschäfte müssen nicht notwendigerweise schlecht sein, nur weil sie kompliziert sind. Nein. Das Problem ist nur, dass sie oft kompliziert sind, weil sie schlecht sind.«
    Miles lächelte, dachte über die Weisheit seiner Aussage nach, blickte zu den Fenstern, mit zusammengekniffenen Augen, die brennende Zigarette zwischen den Fingern war vergessen, Asche fiel auf die Resopaltischplatte.
    Uns lief die Zeit davon: Man isst früh im Knast, auch in den vornehmen Knästen für Wirtschaftskriminelle.
    »Welchen Rat haben Sie denen gegeben, TransQuik?«
    Wieder wach.
    »Sorry, passiert mir manchmal, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann am Ende des Tages. Fängt früh an. Ich habe Levesque und Rupert und McColl ins Nebenzimmer gebeten. Ich hab ihnen gesagt, dass es solche Angebote einfach nicht gibt. Dass das genauso ist wie die Geschichte mit dem Fax aus Nigeria, in dem einem Geld für umsonst angeboten wird. Rupert hat genickt, hat mir zugestimmt. Mc-Coll hat nur Levesque angeglotzt wie ein Schoßhündchen, hat immer nur auf Levesque geguckt. Wenn Levesque gelächelt hat, hat McColl auch gelächelt. Der hätte sogar vor der Queen gefurzt, wenn Levesque es ihm vorgemacht hätte. Nun, Levesque hat mich finster angesehen. Mein Rat gefiel ihm ganz und gar nicht. ›Wir haben diese Leute überprüft‹, hat er gesagt. ›Wir sind zufrieden.‹«
    Der Wärter kam herein, immer noch in höchster Besorgnis, dass seine kleine Kollektion aus Anwälten und Buchhaltern und Schneeballsystem-Verkäufern und Fummel-Priestern demnächst die Mauern stürmen könnte. »Fünf Minuten maximal noch, Mr. Irish.«
    Miles sagte: »Ich habe Levesque gesagt, dass das Angebot meine Erfahrungen überstieg. Er hat mich angeschaut wie ein hungriges Raubtier und gesagt: ›Was, Sie wollen einen Fachmann konsultieren? Unser Fachmann braucht einen Fachmann?‹ Ich hab geantwortet: ›Nein, ich rate nur zur Vorsicht.‹ Und wissen Sie, was er da gesagt hat?«
    »Was?«
    »Levesque hat mich angeschaut – er hat so ein Lächeln, bei dem er langsam die Lippen öffnet und dann sieht man mehr und mehr Zähne. Dann hat er gesagt: ›Zum Teufel mit Ihnen, Dixon, oder wie Sie heißen. Sie doppelnamiger Nullexperte. Sie sind ein Kleingeist. Und Sie werden immer ein Kleingeist bleiben. Sie werden hier nicht mehr gebraucht. Hauen Sie ab. Raus hier.‹«
    Wir hatten nicht mehr viel Zeit. »Hat er das Angebot angenommen?«, fragte ich.
    Er nickte. »Die haben alle Schulden bezahlt, die Sache mit dem Finanzamt geregelt, die Aktien abgestoßen. Dann, ungefähr neun, zehn Monate später, fingen sie an, auf Einkaufstour zu gehen – Leeton Stevedoring, Pacargo Air, das ist eine Frachtfluggesellschaft aus Papua Neuguinea. Reisebüros. Raststätten. Haben auch einen neuen Geschäftsführer bekommen. Einen Amerikaner, wahrscheinlich der Vertreter des neuen Eigentümers.«
    »Wie würden Sie Ihre Einschätzung von damals heute beurteilen? War das ein guter Deal für Levesque und seine Partner?«
    Miles war müde. Tick. Einen Moment Ruhe im Gesicht. Tick.
    »Ich hasse den Mistkerl, das geb ich zu«, antwortete er. »Mein Rat war, vorsichtig zu sein. Ich sage nicht, dass ich nicht zugestimmt hätte, wenn wir mehr gewusst hätten. Aber so, wie es da aussah, war das kein Geschäft. Es war ein Geldangebot. Die Frage ist nur, was für Geld. Das hätte man wissen müssen.«
    »Was glauben Sie, was für Geld das war?«
    »Ich bin ja ziemlich neugierig und hartnäckig. Also hab ich versucht, hinter Eagle Exprexxo zu kommen. Hatte schon ein bisschen Erfahrung mit den Cook Islands, den Caymans und solchen Orten. Am Ende war alles, was dabei rauskam, dass Eagle Verbindungen zu einer Firma in Manila hatte, den Namen hab ich vergessen …«
    Welchen Namen hatte Stuart Wardle Tony Rinaldi genannt, um Siebold danach zu fragen? Er fiel mir wieder ein.
    »Arcaro Transport.«
    »Ganz genau. Arcaro. Und beide hatten Verbindungen zu einer anderen Firma, die zum Teil einer Firma gehörte, die diesen beiden Konzernen gehörte. Alles sehr kompliziert
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