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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis
Autoren: Blake Crouch
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Licht strömte herein. Devlin spürte die kalte Luft und meinte, das Meer zu riechen. Ein Sanitäter kam an Bord – ein junger Mann mit einem Bärtchen und modischen Koteletten. Seine Miene verfinsterte sich, als er die Passagiere sah.
    Aber er fasste sich schnell und sagte : »Draußen warten genügend Krankenwagen.«
    Rachael erhob sich und erwiderte : »Nehmen Sie zuerst diese Frau da vorne.«
    Der Sanitäter kniete sich neben die Frau. »Wie heißt sie ?«
    »Natalie.«
    Die Frau wog nur noch achtzig Pfund und war so traumatisiert, dass sie den Verstand verloren hatte.
    »Mein Name ist Rick«, sagte er. »Ihre Familie ist hier, Natalie. Ich bringe Sie jetzt hinaus, ja ?«
    Er löste den Anschnallgurt und hob die Frau aus ihrem Sitz. Vorsichtig drehte er sich in dem engen Gang mit ihr um und brachte sie hinaus. Draußen nahm ein anderer Sanitäter sie entgegen, drückte sie an die Brust wie ein Kind. Die Augen der Frau waren offen, aber sie sah nichts. Jemand legte eine Decke über sie.
    Ein Mann tauchte aus der Menge auf und taumelte auf Natalie zu. Er war leichenblass und sah aus, als habe er gerade ein Gespenst erblickt.
    Rachael ergriff Devlins und Wills Hände. »Seht ihr, was ihr getan habt ?«, flüsterte sie ergriffen. »Es geht nicht nur um unsere Familie.«
    Draußen fragte der Sanitäter : »Ist das Ihre Frau, Sir ?« Der Mann brachte keinen Ton heraus und konnte nur nicken.
    »Kommen Sie mit. Sie können mit uns ins Krankenhaus fahren.«

75
    Will erzählte seine Geschichte so oft, wiederholte sie ständig, sodass er gar nicht mehr nachzudenken brauchte, als er seine Aussagen bei den verschiedenen Dienststellen der Polizei und des FBI machte.
    Das FBI hatte im letzten Jahr nach Kalyn Sharp gesucht, da herausgekommen war, dass sie das Bureau um 150 000 Dollar erleichtert hatte, die sie wahrscheinlich für die Suche nach ihrer Schwester gebraucht hatte. Sie bezeichneten sie als »skrupellos und mental instabil« und sagten, wenn sie nicht in Alaska ums Leben gekommen wäre, hätte sie eine hohe Gefängnisstrafe erwartet.
    »Wissen Sie, wer das war ?«, sagte Agent Messing, dessen westtexanischer Akzent schwer in dem schäbigen Hotelzimmer hing.
    In zwei Tagen sollte Rachael aus der Psychiatrie der University of Colorado entlassen werden, und dieser junge DEA -Agent aus dem Phoenix Field Office saß auf der Couch in Wills und Devlins Hotel in Denver. Will hatte aus dem Fenster gestarrt. Er war die ständigen Befragungen leid, und er konnte den nicht abreißenden Strom der Agenten, die ihn bedrängten, nicht mehr ertragen.
    »Kalyn sagte mir, er sei bei den Alphas«, erwiderte er.
    »Nicht bei . Er war die Nummer zwei. Wir hatten eine Wanze in einem Lagerhaus in Tempe, in dem sie sich trafen. Außerdem eine in Javs Auto und eine in seiner Villa. Ich würde noch unter Eid aussagen, dass er der furchterregendste Typ ist, dem ich je begegnet bin.«
    »Sind Sie ihm denn begegnet ?«
    »Einmal. In einem Starbucks in Scottsdale. Ich hatte ihn beschattet, und er hat mich angesprochen, während ich bestellte.«
    »Was ist passiert ?«
    Der Agent knöpfte seinen zu engen Anzug auf und fuhr mit den Fingern durch seine blonden kurzen Haare, durch die die Kopfhaut durchschimmerte.
    »Was denn ?«, fragte Will.
    Agent Messing schüttelte den Kopf. »Das ist nichts für die Öffentlichkeit, und es darf dieses Zimmer nicht verlassen.«
    Will erhob sich und schloss die Tür zu Devlins Schlafzimmer, aus dem laute Musik drang.
    Er setzte sich wieder, und Messing sagte : »Ich hatte Grund zu der Annahme, dass Javier wegwollte. Das kommt aus einer zuverlässigen Quelle.«
    »Weg von was ?«
    »Von allem. Seiner Ehe. Den Alphas.«
    »Warum von den Alphas ?«
    »Aus Gier wahrscheinlich. Was auch immer die Motivation war, es lag sicher nicht daran, dass er auf einmal gut geworden war und zu Gott gefunden hatte. Der Mann ist das personifizierte Böse. Aber wissen Sie, man verlässt die Alphas nicht einfach so. Wissen Sie, was ich meine ?«
    Will schüttelte den Kopf.
    »Man schließt sich ihnen an, um zu töten, und man kann sie nur verlassen, wenn man tot ist. Im Licht dieser Entwicklung würden wir Mr Estrada gerne finden. Er war aus irgendeinem Grund unglücklich mit den Alphas, und er hätte einen großartigen Zeugen abgegeben. Wir hätten die ganze Bande auseinandernehmen können. Aus seiner Frau bekommen wir nichts heraus, aber wenn Sie irgendetwas wissen oder sich an irgendetwas erinnern …« Will schüttelte den Kopf.
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