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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis
Autoren: Blake Crouch
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Luft.
    Die Tiere verschwanden, und sie fuhr wieder an. Einen weiteren Kilometer fuhr sie durch die Dunkelheit. Es hatte zu hageln begonnen, und die Körner prasselten auf die Motorhaube.
    Der Cherokee brach wieder aus, und als sie versuchte, ihren Fahrfehler zu korrigieren, verlor sie erneut beinahe die Kontrolle über den Wagen. Rachael nahm den Fuß vom Gaspedal und hielt am Straßenrand an.
    Als sie den Motor abstellte, war nur noch das Prasseln des Hagels zu hören. Das Auto, das hinter ihr gefahren war, schoss vorbei. Sie legte ihre Brille auf den Beifahrersitz, öffnete die Tür und trat prompt mit ihren Pumps in eine Pfütze. Der Regen durchnässte ihr schwarzes Kostüm. Sie fröstelte. Blitze zuckten über den pechschwarzen Himmel. Vorsichtig tastete sie sich an der Motorhaube entlang.
    Nur ein paar Hundert Meter entfernt schlug ein Blitz in die Wüste ein. Ihr Körper prickelte, und das Blut in ihren Ohren rauschte. Ich werde verschmoren. Donnerschläge krachten und Blitze zuckten, und kurz wurde es so hell, dass sie sehen konnte, dass die Reifen auf der Fahrerseite intakt waren.
    Ihre Hände zitterten jetzt. Ein großer Säulenkaktus stand brennend wie ein Kreuz in der Wüste. Hagelkörner, groß wie Murmeln, schlugen ihr auf den Kopf, als sie sich zur Beifahrerseite hangelte. Erneut erhellte ein Blitz die Landschaft.
    In dem unheimlichen blauen Licht konnte sie erkennen, dass der Vorderreifen auf der Beifahrerseite platt war. Rachael setzte sich wieder ans Steuer. Im Spiegel sah sie, dass ihre Wimperntusche ihr wie schwarze Tränen übers Gesicht lief. Sie wrang ihre langen schwarzen Haare aus und massierte ihre Schläfen. Langsam bekam sie Kopfschmerzen. Ihre Tasche lag auf der Beifahrerseite auf dem Boden. Sie nahm sie auf den Schoß und kramte nach ihrem Handy. Als sie es gefunden hatte, wählte sie die Nummer ihres Mannes, aber wegen des heftigen Gewitters hatte sie keinen Empfang.
    Rachael drehte sich um und betrachtete den Ersatzreifen, der hinten im Cherokee lag. Sie hatte keine Möglichkeit, den Automobilclub zu erreichen, und um diese späte Stunde würden nur wenige Autos auf diesem entlegenen Highway vorbeikommen. Ich warte einfach und rufe Will noch einmal an, wenn das Gewitter nachgelassen hat.
    Sie umklammerte das Lenkrad und starrte durch die Windschutzscheibe in das Unwetter, das irgendwo im Norden der Grenze im Organ Pipe Cactus National Monument niederging. Mitten im Nirgendwo.
    Ein besonders heller Blitz zuckte über den Himmel. In diesem Bruchteil einer Sekunde sah sie einen schwarzen Escalade, der ein Stück weiter auf dem Randstreifen geparkt hatte.
    Der Donner ließ die Fensterscheiben klirren. Fünf Sekunden vergingen. Als der Himmel wieder taghell erleuchtet wurde, verspürte Rachael auf einmal den unwiderstehlichen Drang, zur Beifahrerseite zu blicken.
    Ein Mann schwang eine Brechstange gegen die Scheibe.

3
    Will fuhr erschreckt auf, desorientiert und durstig. Es war so still – nur das leise Rauschen des Computerventilators und das Ticken der Uhr im Schlafzimmer nebenan waren zu hören. Er war auf dem ledernen Schreibtischsessel in seinem kleinen Arbeitszimmer eingeschlafen. Der Computer war noch an, und der Monitor war auf Energiesparmodus heruntergefahren.
    Während er noch gähnte, überfiel ihn erneut Nervosität. Er hatte an seinem Schlussplädoyer gearbeitet und gegen zehn Uhr festgestellt, dass er verlieren würde. Nur einen Moment lang hatte er die Augen geschlossen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Er griff nach seinem Kaffeebecher und trank einen Schluck. Kalt und bitter. Als er die Mouse bewegte, und der Bildschirm zum Leben erwachte, stellte er fest, dass er heute Nacht gar nicht mehr ins Bett zu gehen brauchte. Es war 4.09 morgens. In weniger als fünf Stunden musste er vor Gericht erscheinen.
    Das Wichtigste zuerst – er brauchte sofort einen starken Kaffee.
    Sein Arbeitszimmer grenzte an das große Schlafzimmer, und als er es auf dem Weg in die Küche durchquerte, fiel ihm etwas Merkwürdiges auf. Er hatte eigentlich erwartet, seine Frau unter den Quilts und Decken auf ihrem Bett liegen zu sehen, aber sie war nicht da. Die Tagesdecke war unberührt, seit sie gestern früh das Bett gemacht hatten.
    Er ging durch Wohnzimmer und Esszimmer und dann den Gang entlang. Wahrscheinlich war Rachael nach Hause gekommen, hatte ihn am Schreibtisch gesehen und war gleich nach oben gegangen, um Devlin einen Kuss zu geben. Und dann war sie wohl, erschöpft von ihrem
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