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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht
Autoren: Wolfgang Ecke
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Bett und hoch die Beine!“ befahl der kleine Detektiv und ging daran, sämtliche Lampen im Zimmer einzuschalten.
    „So ist’s gut“, sagte er und musterte zufrieden die beiden Männer, die jetzt nebeneinander auf dem Bett saßen.
    Balduin Pfiff schritt mit halbgeschlossenen Augen leise schnuppernd durch das Zimmer. Einmal... zweimal... dreimal...
    Dann zog er seine Lupe aus der Tasche, ließ sich auf die Knie nieder und rutschte, mit dem Gesicht nur wenige Zentimeter über dem Boden, den gleichen Weg noch einmal hin und her.
    Schließlich sprang er auf und versenkte seine Nase schnuppernd in Herrn Hüblis gelichtetem Scheitel.
    „Wollen Sie den Täter vielleicht auf meinem Kopf fangen?“ schnaufte Herr Hübli wütend. „Theater, Zirkus... Ein Scharlatan ist er, sage ich Ihnen, Herr Direktor!“
    Herr Knix wand sich verlegen. „Sie sind zu voreilig, Herr Hübli.“ Balduin Pfiffs Finger zeigte ungerührt auf den Eidgenossen aus der Berner Gegend.
    „Wo haben Sie Ihre Marschierer stehen?“
    „Meine was?“
    „Ihre Schuhe, lieber Herr Hübli... Ihre Treterchen!“
    Herr Hübli wies mit dem Kopf zum Schrank, doch Balduin Pfiff hatte sie bereits entdeckt. Er nickte zufrieden. „Dacht’ ich mir’s: Ledersohlen!“
    „Hat das was zu bedeuten?“ fragte Direktor Knix beunruhigt. „Ja, was wollen Sie damit sagen?“ brummte Hüblis Baßstimme. Er schien Pfiffs Feststellung für einen Angriff auf sich zu halten.
    Balduin Pfiff richtete sich auf, trommelte ein Tamtaramtammtamm auf sein Bäuchlein und zwinkerte den beiden Männern auf dem Bett fröhlich zu.
    „Das bedeutet, daß ich dem Halunken dicht auf den Fersen bin.“
    „Sie glauben, daß ich meine Uhr zurückkriege?“
    „Ich bin sicher, daß das Prachtstück Sie bald wieder wecken wird. Übrigens, der Täter kam nicht von außen, er wohnt hier im Hotel und trug rötliche Filzschuhe.“
    Balduin Pfiff streckte ihnen die Lupe entgegen, auf der er kleine rötliche Fasern gesammelt hatte. „Hier sehen Sie sie! Außerdem bevorzugt er ,Bel ami‘!“
    Direktor Knix schluckte verschreckt.
    „Der Täter wohnt im Hotel... Furchtbar, entsetzlich.“
    „Ich bin beeindruckt!“ sagte Herr Hübli und sah auch so aus.
    „Haben Sie noch ein bißchen Geduld mit dem Briefbeschwerer, hehehehe!“ Balduin Pfiff lachte und winkte Herrn Knix.
    „Kommen Sie, Herr Direktor. Wir wollen Madame nicht zu lange warten lassen!“

    Im Zimmer von Madame Dupont wiederholte sich die Szene wie bei Herrn Hübli. Madame zeigte sich zwar gereizt, aber doch zurückhaltend. Dabei schien sie dem kleinen Detektiv nicht sonderlich viel zuzutrauen.
    Balduin Pfiff unterzog die Örtlichkeit mit Nase und Lupe der gleichen Prozedur.
    Ergebnis: Ein Täter! Und das ohne Zweifel!
    Dabei gestaltete sich die Untersuchung wesentlich komplizierter. Madame Dupont benutzte ein starkriechendes Parfüm. Balduin Pfiffs Nase sah sich vor eine harte Aufgabe gestellt, bis sie auch hier das ,Bel ami‘ erschnuppert hatte.
    Schließlich vertröstete Balduin Pfiff Madame Dupont auf den kommenden Tag.
    Es war inzwischen 1 Uhr nachts geworden.
    Bevor sich der Detektiv von Herrn Knix trennte, erklärte er ihm: „Also, lieber Herr Direktor, damit wäre die erste lustige Nacht zu Ende, meine ich. Sollte der Dieb noch mehr gestohlen haben, so werden wir das wohl erst am Morgen erfahren.“
    Herr Knix griff sich an die Brust.
    „Um Himmels willen, mir reicht es...“
    „Ich werde den Rest der Nacht in wachem Zustand verbringen“, versicherte Balduin Pfiff. „Richten Sie den Herren am Empfang aus, man möge mich sofort verständigen, falls jemand plötzlich beabsichtigt abzureisen... Tja, das wär’s fürs erste.“
    Direktor Knix schüttelte den Kopf, als müsse er einen bösen Traum verscheuchen.
    „Sagen Sie, Herr Pfiff, aber bitte ehrlich, glauben Sie wirklich, daß wir Uhr und Perlenkette noch einmal Wiedersehen?“ Und flüsternd fragte er: „Oder sollten wir vielleicht doch die Polizei hinzuziehen?“
    Balduin Pfiff beteuerte mit Nachdruck: „Wir werden beides Wiedersehen. Und was die Polizei anbetrifft, auch die wird rechtzeitig zur Stelle sein, falls wir sie brauchen!“
    Ungläubiges Staunen war auf dem müden Gesicht des Hoteldirektors zu erkennen.
    „Wenn man Sie so hört“, sagte er, „könnte man direkt glauben, Sie hätten schon einen Verdacht.“
    Balduin Pfiff grinste verschmitzt: „Balduin Pfiff sieht alles, merkt alles, riecht alles, findet alles und — ahnt eine Menge! Gute Nacht,
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