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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht
Autoren: Wolfgang Ecke
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Pfiff.
    „Der Fürst ließ mir für die Aufmerksamkeit durch seinen Diener danken!“ Unüberhörbarer Stolz schwang in der Stimme des Hoteldirektors mit.
    „Na, dann kann ich mir ja jetzt in aller Ruhe das Mittagessen servieren lassen!“
    „Ich wünsche Ihnen guten Appetit, Herr Pfiff!“
    „Hehehehe, ist vorhanden, Direktorchen, vielen Dank. Ich werde riesige Löcher in Ihren Vorrat futtern, hehehe!“ Balduin Pfiff ließ den Hörer in bester Laune auf die Gabel fallen, um ihn im gleichen Augenblick wieder abzuheben. Mit der Spitze seines rechten dicken Zeigefingers wählte er die Zahl 22. Tuuuuuuut, machte es nur einmal, dann meldete sich eine frische weibliche Stimme.
    „Zimmerservice!“
    „Herrlich, wie prompt Sie sind!“ freute sich Balduin Pfiff. „Hier spricht ein Hungriger, hehehe!“
    „Ihre Zimmernummer, bitte!“ wollte die frische Stimme wissen. „Nummer G der Fürstensuite!“
    Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Funkstille, dann kam es schnell und aufgeregt aus der Leitung: „Bitte, Herr Pfiff, was kann ich für Sie tun?“
    „Sie sind schon informiert, das ist gut.“
    „Es ist das erste Mal, daß ich mit einem echten Detektiv spreche, ehrlich.“

    Die frische Stimme klang direkt atemlos. Anscheinend hatte man ihr wahre Wunderdinge über den kleinen Detektiv berichtet.
    „Und es wird sicher nicht das letzte Mal sein. Also, Fräulein, haben Sie Schreibzeug zur Hand?“
    „Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis!“
    „Es wäre mir lieber, Sie würden sich Notizen machen. Ich bin nämlich ein hungriger Detektiv!“
    Fünf Sekunden verstrichen.
    „Ich bin schreibbereit!“ sagte das Mädchen vom Zimmerservice. „Also beginnen wir. Als Vorspeise nehme ich eine Artischockencremesuppe!“
    .....cremesuppe!“ wiederholte die Stimme am anderen Ende.
    „Ein Dutzend überbackener Austern, aber bitte nach dem französischen Rezept!“
    .....Austern à la Art vier!“
    „Dann hätt’ ich gern zwei Scheiben Toast mit Kaviar!“
    „...viar!“
    „Und einen Liter eisgekühlte Buttermilch!!!“ Balduin Pfiff preßte voller Spannung die Muschel an sein Ohr. Jetzt mußte es kommen...
    Doch es kam nichts. Nicht einmal sonderliche Verwunderung......Buttermilch! Das war alles?“
    „Aber, hören Sie mal“, bremste Balduin diese völlig falsche Vorstellung. „Jetzt geht’s doch erst richtig los. Als Hauptgericht habe ich mich für ein Roulette de veau à la crème entschieden!“
    „...à la crème. Ist notiert!“
    „Kommen wir zur Nachspeise. Hier möchte ich mit Schokoladeneis mit Himbeersauce beginnen!“
    „liiiii, ist das Ihr Ernst, Herr Pfiff?“
    „Bei Schokoladeneis mit Himbeersauce scherze ich nie!“ kicherte Balduin Pfiff.
    „Ich bitte um Entschuldigung, ich habe es aufgeschrieben!“ Der „Zimmerservice“ klang reichlich verwirrt. „Dann können wir ja fortfahren. Zum Abschluß bitte geeiste Erdbeeren, ein Omelett mit Mirabellen und ein Kännchen Mocca!“
    „...Mocca!“ stöhnte es durch den Draht.
    „Das wär’s. Vielen Dank!“

Abendbrotzeit oder Die Kunst, keine Mahlzeit zu übergehen

    Drei Kellner hatten Balduin Pfiff mit steinerner Miene das Gewünschte gebracht. Nur bei einem der Kellner hegte Balduin den Verdacht, als suchten dessen Augen im Zimmer nach einem versteckten zweiten Mann. Vielleicht hatten sie untereinander auch gewettet.
    Es versteht sich, daß der kleine Detektiv mit dem großen Magen nicht ein einziges Häppchen übrigließ. „Uuuiii, Baldi“, stöhnte er nach dem Mocca und streichelte sein pralles Bäuchlein. „Hier halten wir es ein Weilchen aus, was, hehehe...“
    Und die Buttermilch schwappte an seine Magenwände, als er mit vorsichtigem Links-zwo-drei-vier zu seiner „Paradieswiese“, wie er das Bett inzwischen getauft hatte, marschierte, darauf umkippte und wenig später in tiefen Schlaf fiel.
    Und es ist verbürgt: Balduin Pfiff schnarchte geschlagene sechs Stunden an einem Ende.

    Als es von der Rathausuhr 18 Uhr läutete, zuckte Balduin Pfiff zusammen. Er öffnete überrascht erst das eine, dann das andere Auge, gähnte einen halben Canon und schoß in Sitzstellung hoch.
    „Heiliges Kanonenröhrchen, ich muß eingenickt sein!“ Er rieb sich die Augen und beugte sich ein zweites Mal über das Zifferblatt seiner Armbanduhr.
    „Was denn, was denn... 6 Uhr? Ich werde doch nichts verschlafen haben...“
    Er schleuderte sich von der Matratze und sauste zum Fenster. Die Rathausuhr war von hier aus gut zu
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