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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht
Autoren: Wolfgang Ecke
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verschmitzt.
    „Ei der Daus, Herr Direktor“, sagte er augenzwinkernd, „und wie ich die habe! Ein Detektiv ohne Wünsche ist wie ein Haifisch ohne Flossen, ein Maikäfer ohne Mai oder ein Schwertschlucker ohne Schwert, hehehehe!“
    „Hauhauhauhau...“ lachte auch der Herr Direktor in einer äußerst komischen Art.
    „Erstens halte ich es für sehr wichtig, daß so wenig Leute wie möglich erfahren, daß ich ein Detektiv bin!“
    „Versteht sich!“ warf Herr Knix ein.
    „Und zweitens hätte ich gern täglich die neue Speisekarte auf mein Zimmer geliefert!“
    „Das werde ich sofort veranlassen!“ sagte der Direktor. Ohne die geringste Verwunderung zu zeigen, erhob er sich und wandte sich seinem Schreibtisch zu. Er drückte auf einen der zahllosen Knöpfe der Sprechanlage. „Hehe“, dachte Balduin, „sein Hoteldetektiv wird ihm verraten haben, daß ich ein alter Freßsack bin!“ Eine Stimme meldete sich im Lautsprecher.
    „Sonderdienste, Kunze!“ sagte die Stimme.
    „Knix. Herr Kunze, sorgen Sie bitte dafür, daß sofort Speise- und Getränkekarten auf Nummer G der Fürstensuite kommen!“
    „Jawohl, Herr Direktor!“ Man konnte förmlich hören, wie Herr Kunze bei der letzten Silbe bereits unterwegs war.
    „Danke!“ sagte Balduin Pfiff, machte einen winzigkleinen Diener im Sitzen und fuhr fort: „Und drittens wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir, nachdem wir das Finanzielle geregelt haben, mein Zimmer und die gesamte Fürstensuite vorführen würden!“
    „Selbstverständlich, Herr Pfiff! Regeln wir also zunächst einmal das Finanzielle...“
    Und sie regelten!

Fürstlich, fürstlich, fürstlich...

    „Na, wie gefällt Ihnen das Zimmer?“ fragte Herr Knix, nachdem sie Zimmer G der Fürstensuite betreten hatten.
    „Fürstlich, reineweg fürstlich!“ staunte Balduin Pfiff. Allein beim Anblick des kuscheligen riesigen Bettes spürte er einen wohligen, müden Druck unter seinen Augendeckeln. Und das, wo es doch noch nicht mal zehn Uhr war.
    Alles untersuchte und bestaunte er genau. Den mit Seidendamast ausgeschlagenen 4-Meter-Schrank, in dem man eine ganze Fußballmannschaft hätte verstecken können, die Sessel, den Intarsientisch, den Schreibsekretär, die echten Brücken auf dem Fußboden und die schicken Bilder an den Wänden. Und groß war sein Entzücken, als er in zwei ledergefaßten Mappen die Speise- und die Getränkekarten entdeckte.
    „Heiliges Kanonenröhrchen“, stöhnte Balduin Pfiff später, als er zusammen mit Herrn Knix die übrigen fürstlichen Gemächer durchwanderte. „Soviel Luxus für eine einzelne Figur.“
    „Nun“, meinte Herr Knix, „in der Regel handelt es sich bei den Gästen dieser Etage um Herrschaften mit reichlichem Gefolge. Da gibt es meist Diener, Zofen, Masseure und Sekretärinnen.“
    „Hm“, mutmaßte der kleine Detektiv, „dieser indische Fürst muß ein ziemliches Ruhebedürfnis haben.“
    Der Direktor zuckte die Schultern.
    „Vielleicht ist er menschenscheu?!“
    „Oder magenkrank, hehehe...“
    „Hauhauhau...“
    „Wann soll er denn kommen?“ wollte Balduin wissen.
    „Seine Hoheit wurden für 11 Uhr angemeldet.“
    „Na, da können wir ja noch ein bißchen rumschnüffeln, was?“
    „Hauhauhau“, bellte Herr Knix erneut und folgte Balduin Pfiff in den goldenen Salon, der in seiner prachtvollen Ausstattung der pompöse Mittelpunkt der gesamten Fürstensuite war.
    Der kleine Detektiv wollte gerade einen goldbeschlagenen Schaukelstuhl ausprobieren, als es an der Tür klopfte und eine weibliche Stimme vom Gang her rief: „Hallo, Herr Direktor?!“
    „Kommen Sie herein, Fräulein Anita!“
    Das Fräulein Anita „kam“ nicht herein, sie explodierte sozusagen herein. Hochrot im Gesicht stürzte sie auf Direktor Knix zu, wobei sie Balduin Pfiff die Andeutung eines Lächelns schenkte. „Brennt’s irgendwo?“ fragte Herr Knix, aufs äußerste besorgt. Die Locken flogen von rechts nach links.
    „Nein, Herr Direktor. Seine Hoheit sind soeben eingetroffen.“
    „Was, schon?“ staunte der Direktor und fixierte seine Uhr. Und Balduin Pfiff schnüffelte: „Da haben Sie den Salat. Nicht mal auf Fürsten ist heutzutage mehr Verlaß. Dann werden wir das Feld mal räumen, was?“
    „Ja, ja“, nickte Herr Knix lebhaft, „ich muß natürlich sofort zur Begrüßung nach unten.“
    Erneut fischte er mit beiden Händen nach Balduin Pfiffs Rechter und schüttelte sie voller Bewegung. Beschwörend rief er: „Haben Sie ein waches Auge auf alles,
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