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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht
Autoren: Wolfgang Ecke
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erleichtert.
    „Herein!“ rief er.
    Direktor Knix trat ein. Man sah, daß ihm die ihm zugeteilte Rolle überhaupt nicht behagte. Mit belegter Stimme sagte er: „Bitte, Hoheit, ich bringe die Kassette mit dem Schmuck.“ Der Fürst erhob sich. Auch sein Diener trat erstaunt näher.
    „Kassette? Haben nicht verlangt!“
    „Sie nicht, hehehehe“, meckerte Balduin Pfiff. „Aber ich. Kleines Detektiv hat Kassette verlangt. Ich bringe sozusagen Diebesgut zurück...“
    Balduin Pfiff nahm Herrn Knix die Lederkassette aus der Hand, öffnete den Verschluß und klappte den Deckel zurück. Und dann tat er erstaunt, als sähe er zum erstenmal den Mond.
    „Ei der Daus, heiliges Kanonenröhrchen, nun sehen Sie nur, Direktor...“
    Herrn Knix fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    „Hüblis Uhr und die Perlenkette...“ brachte er mühsam hervor.
    „Raffiniert, was?“
    „Ich nicht verstehen!“ rief der Fürst.
    „Hehehe, genau das habe ich schon gemerkt. Wie war das gleich, was unser indischer Freund Sunil Hamajanti zu sagen hatte?“
    Balduin Pfiff gab dem jungen Inder ein Zeichen, und der legte los:
    „Namaste, tum do badtamije! Janab Pfiff kahte hai ki tum dono
    badikhaternak kutteki aulad hai, jo dusereki haddiper chain karte hai! Tumhare lie to gandisi gandi kaydkhana bhi bahut atschi hai! Pfiff boite hai ki vo jaise Nordpolse ate hai je tschuti bat hai waisehi tschuti bat hai ki tum Bharat se ate hai!“
    Balduin Pfiff kicherte. „Und was sagt Seine Hoheit zu diesen Freundlichkeiten?“
    Er spitzte den Mund und ahmte die harte Sprechweise des falschen Fürsten nach: „Ich sehr erfreut, daß Herr Hamajanti uns helfen!“
    Während Direktor Knix bewegungslos wie ein Denkmal dastand, fühlte sich Balduin Pfiff gut wie lange nicht. Er klatschte in die Hände und forderte Herrn Hamajanti auf:, „Bitte, Herr Hamajanti, damit diese beiden Gauner in ihrer Zelle noch etwas zum Ärgern haben, lassen Sie uns noch den deutschen Text hören!“
    Der Inder nickte. Und er gab sich Mühe, die deutschen Vokabeln so gut wie möglich auszusprechen: „Guten Tag, ihr beiden Gauner. Herr Pfiff hat mir gesagt, daß ihr zwei stinkende Rattenfänger seid, zwei spitzmäulige Mäuse, die an fremdem Käse fressen. Das schlechteste Gefängnis ist gerade gut genug für euch. Herr Pfiff behauptet, daß ihr zwei Rübengesichter ebensowenig aus Indien kommt wie er vom Nordpol!“
    „Na, was sagt ihr nun, he?“
    Balduin Pfiff strahlte glücklich über seine prallen Backen, zog seine Kunigunde hervor und ließ sie um seinen Zeigefinger rotieren.
    Der falsche Diener trat auf den falschen Fürsten zu und zischte diesem zu: „Hab’ ich dir nicht gesagt, Ossi, daß es dieser vollgefressene Zwerg faustdick hinter den Ohren hat? Aber du wußtest es ja besser... Beschränkt ist er, hast du gesagt. Hat ’ne Macke... Und jetzt? Jetzt sitzen wir schön in der Tinte!“
    Der falsche Fürst blieb dem falschen Diener nichts schuldig. „Du alberner Lackaffe“, schimpfte er. „Wer wollte denn unbedingt Inder spielen, he? Du oder ich? Deine Idee war’s...“
    Balduin Pfiff winkte den beiden zu.
    „Nur keinen Streit. Verraten haben euch zwei Dinge, ihr windigen Kakerlaken. Erstens die Filzlatschen, die Seine Hoheit noch immer über den Frostbeulen hat, und zweitens die Haarpomade mit dem schicken Namen ,Bel ami‘.“
    Während sich die beiden Gauner betroffen anblickten, klopfte der kleine Detektiv mit der linken Hand von innen gegen die Tür, die sich auch sofort öffnete. Es war Inspektor Schulze mit einem Beamten, die sich hereinschoben.
    Inspektor Schulze zog zwei Paar Handschellen aus der Tasche. Bevor er sie jedoch anlegte, wandte ersieh kopfschüttelnd Direktor Knix zu.
    „Herr Direktor, wie kann man nur auf zwei solche Typen hereinfallen...“

Wenn man erwartet wird...

    Tack-Tack-Tack machten Balduin Pfiffs mächtige Schuhe, als er die Stufen zu seiner Wohnung hochpolterte.
    In der linken Hand den Schirm, in der rechten das Köfferchen für kleine Reisen und auf dem Gesicht Zufriedenheit mit sich, dem Fall und sogar ausnahmsweise auch mit der übrigen Welt.
    So bog er um den letzten Treppenabsatz.
    Und dann blieb er wie angewurzelt stehen.
    „Heiliges Kanonenröhrchen!“ flüsterten seine Lippen. Er kniff die Augen zusammen. Träumte er vielleicht schon wieder?
    Vorsichtig, Millimeter für Millimeter, öffnete er sie wieder.
    Es war also keine Erscheinung. Der Hund war echt!
    „Hallo, Hund!“ rief Balduin Pfiff und erklomm die letzten
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