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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman
Autoren: Andy Behrens
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dann mit ihm in einem leeren Ferienhaus treffe, wo wir, äh …«
    Schmatzende Geräusche.
    »… rummachen? Ja.« Sie seufzte. »Und tue ich das?«
    Wieder schmatzende Geräusche.
    »Ja.«
    »Warum?«, fragte Ian frustriert. »Der ist doch gar nicht so umwerfend.«
    Lance nahm das Telefon.
    »Ich bin sicher, es hat Vorteile, wenn man so ein total netter Kerl ist wie du, Ian. Du kannst sie mir ja irgendwann alle mal aufzählen. Aber manchmal solltest du es mit der Nummer Nicht-so-netter-Kerl versuchen. Wenn du mal an einer heißen Braut dran bist. Und dann gucken, was läuft.«
    Egoistischer Wichser. Taktloser Arsch.
    Wieder schmatzende Geräusche.
    Schweinepriester.
    Wie Lance Nesbitt an Mädchen rankam, war Ian ausgesprochen unheimlich. Lance sah gut aus – er war ständig braungebrannt, hatte eine sportliche Figur, ein charmantes Lächeln –, dennoch war der Grund für seine Anziehungskraft ganz sicher nicht seine physische Erscheinung. Hinderlich war sie allerdings auch nicht. Lance war selbstsicher, klug und gut drauf – niemals zurückhaltend. Er war ein Meister im Flirten, der jedes Abblitzen mit Leichtigkeit wegsteckte, und er hatte offensichtlich einen angeborenen Sinn dafür, wann er einem Mädchen Komplimente machen musste und wann er sie veralbern konnte. Wenn Lance einen Raum betrat, stand er sofort im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Lance verstand sich darauf, eine bestimmte Sorte meist unglaublich schöner weiblicher Wesen mit verblüffender Leichtigkeit zu umgarnen, zu erobern und fallen zu lassen. Niemals hätte Ian Mädchen so behandeln wollen – vor allem das mit dem Erobern und anschließenden Fallenlassen hätte ihm vermutlich nur ein schlechtes Gewissen bereitet. Trotzdem hatte er sich immer gewünscht, ein Mädchen wirklich beeindrucken zu können, wenn’s drauf ankam.
    »Ich weiß nicht, wie du das aushältst, so ein Armleuchter zu sein, Lance. Und ich weiß nicht, warum es Mädchen gibt, die das gut finden.«
    »Nein? Also wirst du dein Leben lang ehrlich und anständig bleiben?«
    Ian sagte nichts. Denn schließlich hatte er bereits vor, ein kleines Experiment durchzuführen, das ihm etwas weniger Ehrlichkeit und Anstand abforderte. Aber noch war er nicht bereit, darüber mit Lance zu sprechen.
    »Komm schon, Ian. Was bringt dir denn deine nette Tour? Bei Mädchen, meine ich. Hast du dir schon mal eine Verabredung erhöflicht ?«
    Wieder sagte Ian nichts.
    Ron war inzwischen einem Schlaganfall nahe, ein einziger zitternder, ältlicher Klops Feindseligkeit. Er hielt Ian seine Uhr unter die Nase.
    »Hör zu, Lance«, sagte Ian mit Blick auf seinen Chef, »die Donuts rufen.«
    »Bis später, Alter. Wir sehen uns morgen.«
    »Genau, darüber …«
    Klick.
    Ron schoss sofort auf Ian los.
    »Ich schwöre, Lafferty, wenn dein Vater nicht mein Zahnarzt wäre! Ich hätte dich längst rausgeschmissen. Zweimal! Immer hängst du am Telefon. Oder tippst auf diesen kleinen Tasten rum.«
    Ron seufzte, dann wischte er seine Hände an der Vorderseite seines Hemdes ab, wo sie breite Puderzuckerstreifen hinterließen. »Putz die Theke. Und kipp nicht wieder was aus. Ich muss noch ein paar Sachen checken.«
    Er stakste ins Hinterzimmer zum Computer, wo er vorgab, arbeitsbezogene Tabellen zu überprüfen, oft aber am Solitär-Spiel hängen blieb.
    Ian spritzte Reinigungsspray auf die Theke. Innerhalb von Sekunden klingelte sein Lacai wieder. Er ging sofort ran, ohne zu gucken, wer anrief – er nahm an, dass es entweder Lance war oder dessen neue »Freundin«.
    »Mann! Es reicht. Ich hab’s gerafft. Lance Nesbitt ist ein Sexbolzen und ich bin ein fader Langweiler. Ich stecke schon metertief in der Scheiße, weil ich mit dir telefoniert habe. Also, was zum …«
    »Ähm, hallo, Ian.« Die Verbindung war schlecht, aber die Stimme am anderen Ende war fraglos die von Felicia.
    »Hab ich dir gefehlt?«, fragte sie.
    »O Gott. Tut mir leid, Felicia. Bist du endlich zu Hause?« Ian flüsterte, schielte in den hinteren Raum, um sicherzugehen, dass Ron tatsächlich seinen beschränkten Geist mit dem alten PC der Donuts-Filiale, also sozusagen mit dem Rest der Welt, maß.
    »Nein, ich bin in Paris, auf dem Flughafen. Ich hoffe, ich rufe nicht zu früh an. Hier ist jetzt Nachmittag und wir fliegen in ungefähr zwanzig Minuten los. Und ich langweile mich zu Tode. Ich habe meine Tante angerufen. Sie passt auf meinen Hund auf. Ich habe eine Weile mit dem Hund geredet. Das war schön. Und jetzt rufe ich dich an. Weil
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