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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman
Autoren: Andy Behrens
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Mittag- und Abendessen. Im Kühlschrank sind nummerierte Schachteln. Du kannst sie ja mitnehmen.«
    Ian schüttelte den Kopf. »Weckt mich, bevor ihr losfahrt, ja?«
    Sein Dad murmelte »Mmmm« und versenkte sich in seine Zeitung.
    Ian überlegte, wenn er früh genug aufbrach, noch bevor ihn Lance wieder unter Druck setzen konnte, könnte er vielleicht vermeiden, (a) seinen Freunden von Danielle zu erzählen und (b) ihnen ins Gesicht zu lügen. Ian fand es abscheulich, Freunde zu hintergehen.
    Ians Lacai klingelte. Auf dem Weg zu seinem Zimmer blickte er auf das Display und stöhnte.
    »Hallo, Ron.«
    »Ian, tut mir leid, dass ich dich zu Hause anrufe, aber mein Donut-Kostüm scheint weggelaufen zu sein.«
    »’tschuldigung, Ron. Mein Fehler. Ich bring’s zurück.«
    »Du bist erst für Montag wieder eingetragen.«
    »Ja, stimmt, Ron. Und am Wochenende bin ich weg. ’ne Familienangelegenheit. Tut mir echt leid.«
    »Ich muss einfach dafür sorgen, dass dem Donut nichts passiert, Ian …«
    »Klar, Ron.«
    »… weil ich nicht will, dass …«
    »Mmm-mmm.«
    »… ich dem Regionalchef erklären muss, warum wir bereits neun Monate – neun Monate! – nachdem sie uns dieses Kostüm geschickt haben, ein neues brauchen.«
    »Ja, Ron.«
    »Das würde einen schlechten Eindruck machen. Einen sehr schlechten.«
    »Ja, Ron.«
    »Ich möchte keinen schlechten Eindruck beim Regionalchef machen.«
    »Okay, Ron.«
    »Also, du passt auf, dass dem Ding nichts passiert, ja?«
    »Mach ich, Ron.«
    »Bestens.«
    Es entstand eine peinliche Stille.
    »Also, bis Montag früh dann, Ian.«
    »Genau.«
    »Oh, und noch eins, Ian. Eine Frau ist hier gewesen und hat gesagt, sie und ihr dreijähriger Sohn haben auf dem Parkplatz einen riesigen Donut gesehen, der Ausdrücke gesagt hat. Du weißt natürlich nichts davon, oder?«
    »Ähm … blöd gelaufen, Ron. Tschüs, Ron.«
    Ian legte den Lacai auf seine Kommode. Er zog sich das Donut-Kostüm über den Kopf, legte es auf den Haufen schmutziger Klamotten und stellte seinen Laptop an. Er setzte sich auf die Bettkante und hackte eine kurze Antwort an Danielle.
Betreff:
Re: Re: Re: Spritztour?
Von:
[email protected]
An:
[email protected]
Okay, Schnucki. Ich komme. Freitagnacht. Deine Nummer hab ich.
    Ian
    Genau, so geht’s. Wenig sagen, dachte er. Wenig ist eindeutig mehr.
    Er fand im Internet eine Wegbeschreibung zum Haus von Danielles Studentinnenverbindung – die hieß Sigma Tau Delta, was immer das bedeuten sollte – und druckte sie aus. Er erstellte einen Zeitplan für die Fahrt und erlaubte sich, ein wenig von dem bevorstehenden Treffen zu träumen. Sex. Sie hatte mehr oder weniger versprochen, mit ihm zu schlafen. Sein Herz klopfte. Das lag nicht nur daran, dass er Erfahrungen mit Mädchen machen wollte . Es war noch etwas anderes. Ian hielt sich wegen seiner mangelnden Erfahrung mit Frauen für eine Art Freak. Seine Altersgenossen – selbst die langweiligsten, schrägsten Typen – schienen irgendwie so was wie ein Liebesleben zu haben. Nur er nicht. Er fühlte sich ausgeschlossen. Er fühlte sich, als wäre er im Exil, auf der falschen Seite der Pubertät. Aber nun stand ihm in Bezug auf Sex ein Quantensprung bevor.
    Er stellte den Laptop auf den Boden und streckte sich auf seinem Bett aus. Einen Augenblick lang wünschte er, er könnte seinen Plan mit Felicia besprechen, obwohl er genau wusste, dass sie empört sein würde. Felicia war für ihn in Sachen Moral immer eine Art Kompass. Mit ihr analysierte er Vorzüge und Risiken sozialer Beziehungen. Aber die Nummer mit Danielle? Auf keinen Fall. Was könnte bei so einem Gespräch schon rauskommen? Nichts. Hatte er wieder mal ein schlechtes Gewissen? Vielleicht.
    Irgendwann im Laufe des Abends rief Felicia an. Aber als das Telefon klingelte, schlief Ian schon seit drei Stunden.

03 Als Ian die Augen aufschlug, war sein Zimmer voller Sonnenschein. Die digitale Uhr neben seinem Bett zeigte 9:48.
    Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich drei wichtige Faktoren vergegenwärtigt hatte:
Er hatte nicht bloß ein Nickerchen gemacht, sondern die ganze Nacht hindurch geschlafen.
Seine Eltern hatten versäumt, ihn zu wecken, als sie zum Flughafen aufbrachen.
Wenn er um Mitternacht in Charleston sein wollte, lag er bereits hinter seinem Zeitplan zurück. Und …
Felicia und Lance werden in – in zehn Minuten hier sein! Ähm … Scheiße!
    Er hechtete aus dem Bett und warf ein paar Klamotten in einen Rucksack, dann schnappte er sich die
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