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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman
Autoren: Andy Behrens
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abhauen, so, wie die drauf ist. Entschuldigt mich bitte, meine Damen.« Lance legte seinen Arm um Ians nackte Schultern und führte ihn weg von den berauschten Mädchen. »Bloß weil die Dinge für dich da drin nicht so richtig gut gelaufen sind – das Mädchen hängt aus dem Fenster und brüllt dir hinterher und alles –, das heißt noch lange nicht, dass du auch noch mir die Tour bei diesen heißen Miezen vermasseln musst. Was gibt’s?«
    »Tut mir leid, Lance. Und es tut mir auch leid, dass ich mich vorhin so arschig benommen habe. Aber jetzt muss ich Felicia finden. Ich will ihr etwas – nein, ich will ihr mehrere Dinge sagen.«
    »Oh, du meinst, dass du sie liebst und dass du sie immer geliebt hast und nicht glauben kannst, wieso es so lange gedauert hat, bis du es gemerkt hast?«
    »Genau, ich muss – wie bitte? Was ?« Ian trat einen Schritt zurück. »Ich meine, woher weißt du das?«
    »Menschenkenntnis. Glaubst du, ich krieg all die Bräute bloß, weil ich gut aussehe?«
    »Nein«, sagte Ian. »Nein, ich war mir immer sehr sicher, dass es das nicht sein konnte.«
    Lance lachte.
    »Felicia ist zum Auto gegangen, nachdem du sie wie ein total Irrer angebrüllt hast«, sagte er. »Ich glaube, sie wollte nicht, dass diese Schwestern hier sie weinen sehen.«
    »Warum bist du nicht mit ihr gegangen?«
    »Nun, sie hat mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass auch ich sie nicht weinen sehen sollte. Sie sagte, sie müsste laufen, um den Kopf klarzukriegen.«
    »Warum zum Teufel wollte sie zum Auto? Das ist doch tot.«
    »Keine Ahnung. Vielleicht, weil es sie an Ian Lafferty erinnert, bevor der seine Sex-Meise kriegte.« Er blickte sich nach den Studentinnen um. »Hör mal, ich bin sicher, du findest sie. Sie ist nicht sehr schnell gegangen. Also, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich diesen Mädchen gerne die Geschichte von meinem Praktikum bei einer führenden Biotechnik-Firma zu Ende erzählen. Und jetzt hau ab.«
    Genau das tat Ian. Mit einem Ausdruck wahnsinniger Verzweiflung in seinem kürzlich mit Wachs bearbeiteten Gesicht schoss er an den Verbindungshäusern vorbei. Er drängte sich durch Gruppen von Studenten und Studentinnen, die aus Bars kamen und nach Hause gingen, und sprang über Blumenbeete am Straßenrand. Seine zweite Tour durch den historischen Stadtkern von Charleston verlief ähnlich wie die erste. Das heißt, er sah nichts von der Schönheit der Architektur oder der Pflanzen. Er dachte an ein Mädchen. Aber diesmal war er sicher, dass er an die Richtige dachte. Er kam an der Blumenrabatte vorbei, wo Felicia gefallen war. Sein Puls beschleunigte sich und er bekam es mit der Angst zu tun.
    Wenn ihr nun was passiert ist? Schließlich geht’s ihr nicht gut. Es ist furchtbar heiß hier unten. Gott, das werde ich mir nie verzeihen. Er rief Felicia auf ihrem Handy an. Keine Antwort.
    Bald war die Kreatur zu sehen. Unter dem Scheibenwischer steckte schon ein Strafzettel wegen Falschparkens, den Ian auf keinen Fall mit nach Hause nehmen wollte, und am Hinterreifen klemmte eine rote Parkkralle. Auf den ersten Blick dachte er, Felicia wäre nicht da. Er sah nur den gelben Haufen nutzlosen Metalls, das einmal sein Auto gewesen war.
    Dann hörte er etwas wie Seufzen. Und da sah er Felicia auf dem Kofferraum liegen, den Kopf an die schräge Scheibe des Rückfensters gelehnt. Ian rannte los.
    »Felicia!«, rief er.
    Sie rührte sich nicht. Schlitternd kam er am hinteren Kotflügel zum Stehen und Felicia blickte ihn mit leeren Augen an. Sie hielt den Spatel-und-Gummihandschuh-Hund in den Händen, den Ian in der Klinik zusammengestoppelt hatte.
    »Du hast kein Hemd an«, sagte Felicia. »Hat das Mädchen es dir weggenommen? Vielleicht sammelt sie Trophäen von ihren Internet-Opfern. Wie war’s? War sie so, wie du gehoff…«
    »Sei still«, sagte Ian. »Wir haben es nicht gemacht. Ich meine, wir haben angefangen, aber …« Er wusste nicht weiter. Es gab so vieles, was herausmusste. »Also, was wolltest du mir vorhin eigentlich wirklich sagen? Da vor dem Verbindungshaus? Hast du dir echt Sorgen gemacht, dass ich keine Verhütungsmittel nehmen würde? Weil ich das nämlich vorhatte. Ich bin doch nicht blöd.«
    »Doch, bist du wohl. Und nein, das war es nicht. Aber im Moment mag ich nicht sagen, was ich sagen wollte.« Sie wandte den Kopf zur Seite, weg von Ian. Er kletterte auf die Stoßstange, damit er Felicia in die Augen gucken konnte.
    »Egal, ich muss dir auch was sagen. Und ich habe nicht
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